So lernen Kinder, sich besser zu konzentrieren
Jedes gesunde Kleinkind ist neugierig und interessiert. Ein hoher Bewegungsdrang ist ganz normal. Und trotzdem gibt es Kinder, die kaum stillsitzen oder sich aufs Spielen konzentrieren können. Es fehlt ihnen die Ruhe, beim Essen am Tisch zu bleiben, und das Einschlafen am Abend gerät nicht selten zum Drama. Wir verraten Ihnen, wie Sie Ihrem Kind helfen können, zur Ruhe zu finden und sich zu konzentrieren.
Konzentration bei Kindern
Viele Kleinkinder sind wahre Energiebündel. Doch ein ganzer Tag nur „Vollgas“ bekommt ihnen nicht gut. Um ausgeglichen zu sein, brauchen sie den Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung, um ihr inneres Gleichgewicht zu finden.
Wenn Ihr Kind im Sauseschritt durch den Tag düst, ist es nicht selten unkonzentriert und schusselig. Doch wie und wann entwickelt sich das Konzentrationsvermögen in den ersten Lebensjahren, und wie können Sie Ihr Kind dabei unterstützen?
Konzentrationstipps: Wie Ihr Kind lernt, sich in jedem Entwicklungsschritt zu konzentrieren
Ab Geburt bis drei Monate: mit den Händen spielen. Allmählich öffnet Ihr Baby seine Händchen und spielt damit. Es fixiert Gegenstände mit den Augen, die sich 20 bis 25 cm über oder vor seinem Gesicht befinden. Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind in solchen Augenblicken der Konzentration nicht stören.
Mein Tipp, wie Ihr Kind lernt, sich zu konzentrieren: |
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Hängen Sie Ihrem Kind ein leichtes Mobile, das sich schon bei einem leisen Luftzug in Bewegung setzt, über das Bettchen oder den Wickelplatz. So hat es etwas, das es interessiert beobachten kann. |
Vier bis neun Monate: von der Hand in den Mund. Wenn Sie ein Spielzeug in Greifnähe Ihres Kindes legen, schaut es immer wieder von seiner Hand zu diesem Gegenstand hin. Schließlich klappt es: Ihr Kleines berührt das Spielzeug, greift danach und steckt es in den Mund. Das erfordert Übung und Konzentration. Um Ihr Kind immer wieder aufs Neue anzuregen, ist es günstig, nicht zu viele Gegenstände auf einmal, sondern nur ein oder zwei Spielzeuge anzubieten, diese aber immer wieder auszuwechseln.
Zehn bis zwölf Monate: Kann ich auch! Jetzt ahmt Ihr Kind gerne nach, was Sie ihm vormachen: ein Spielzeugauto schieben, einen Ball rollen, Becher ineinanderstecken oder mit einem dicken Stift auf Papier kritzeln. Sie geben Ihrem Kind Anregungen, wenn Sie ihm bestimmte Dinge vormachen. Aber bitte langsam und immer nur eines nach dem anderen!
Im zweiten Lebensjahr: Konzentration durch Wiederholungen fördern! Wenn Ihr Kind Spaß an einem bestimmten Spiel hat, kann es davon nicht genug bekommen. Jeden Abend die gleiche Geschichte hören oder zum zehnten Mal Hoppe-Reiter machen: Diese ständigen Wiederholungen sind wichtig für Ihr Kind, auch wenn sie Ihnen langweilig erscheinen mögen. Es entdeckt dabei immer wieder etwas anderes – so lange bis es bereit für Neues ist. Dann wird es sich von selbst etwas anderem zuwenden.
Im dritten Lebensjahr: Ausdauer fördern. Es ist kein Zeichen mangelnder Aufmerksamkeit, wenn Ihr Kleines während des Spiels unruhig wird, herumläuft oder etwas anderes beginnt. Zwei- bis Dreijährige sind noch nicht in der Lage, sich länger als fünf bis sieben Minuten am Stück zu konzentrieren. Sie können die Ausdauer fördern, indem Sie Ihrem Kind Spielzeug anbieten, mit dem es sich eine Weile allein beschäftigen kann. Günstig sind beispielsweise Steck-, Schraub- oder Legespiele, aber auch Legosteine oder Puzzles.
Im vierten bis fünften Lebensjahr: anspornen. Ihr Kind ist nun zunehmend in der Lage, Ziele zu verfolgen und alles daran zu setzen, sie zu erreichen. Um die nötige Konzentration und Ausdauer aufzubringen, muss es aber mit Spaß bei der Sache sein. Viel Lob und positive Rückmeldungen spornen Ihr Kind jetzt zu weiteren Zielen an. Eine bessere Lernmotivation gibt es gar nicht!
Im sechsten Lebensjahr: durchhalten. Bis zum Schulalter sollte Ihr Kind gelernt haben, sich 20 bis 30 Minuten zu konzentrieren, auch wenn es von einer Tätigkeit nicht restlos begeistert ist. Dabei können Sie es unterstützen, indem Sie es immer wieder liebevoll an die Tätigkeit heranführen, die es gerade im Begriff ist, unvollendet aufzugeben. Kommt es mit einem Puzzle nicht weiter und will sich gerade etwas anderem zuwenden, sollten Sie sich Zeit nehmen und mit ihm einige passende Puzzleteile heraussuchen. Wenn Sie zusammen ein Bilderbuch ansehen, sollten Sie es erst weglegen, wenn Sie am Ende der Geschichte angekommen sind. Malt Ihr Kind ein Bild und möchte aufhören, bevor es fertig ist, können Sie interessiert nachfragen, was denn die Figur auf dem Bild macht oder anhat, um Ihr Kind zum Weitermalen zu motivieren.
Geborgenheit hilft beim Konzentrieren
Schon in den ersten Lebenstagen beginnt ein Kind damit, seine Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln. Neugeborene stecken den Daumen in den Mund und saugen daran. Immer wieder beobachten die Kleinen aufmerksam ihre Hände. Sie öffnen die Faust und bewegen die Finger. Schon mit etwa drei Monaten ist die Hand-Augen-Koordination so gut ausgebildet, dass sich die kleinen Händchen gegenseitig berühren können. Wenn Sie Ihr Baby beim „Händchenspiel“ beobachten, werden Sie erstaunt sein, wie wach und aufmerksam es dabei bereits ist.
Machen Sie in solchen Situationen keine Spielangebote, um Ihr Kind nicht abzulenken und zu unterbrechen, wenn es konzentriert mit seinen Händen beschäftigt ist. Mit etwa vier bis fünf Monaten beginnt Ihr Baby dann, gezielt nach Gegenständen zu greifen und sie mit Mund und Fingern zu untersuchen. Das erfordert höchste Konzentration. Immer öfter nimmt Ihr Kleines nun auch Dinge ins Visier, z. B. ein Stofftier im Regal. Diesen Gegenstand möchte Ihr Baby haben. Indem es den Blick dorthin wendet, sendet es eines von vielen Bindungssignalen aus, mit denen es in den ersten Lebenswochen und -monaten auf sich aufmerksam macht. Damit will es sagen: „Bitte gib mir das.“ Wenn Eltern nicht bemerken, dass ihr Kleines ihnen etwas mitteilen will, und nicht verstehen, was es möchte, führt das Baby zu Frustration. Kommt dies sehr häufig vor und missverstehen Eltern darüber hinaus immer wieder, in welchen Situationen ihr Baby Trost, Zuwendung und Nähe braucht, wird es unsicher in seiner Bindung. Eine sichere Bindung an die Eltern ist, wie man seit der Bielefelder Längsschnittstudie (Drs. Grossmann, Untersuchung von Kindern ab Geburt bis ins Erwachsenenalter) weiß, wichtig für die Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit. Je feinfühliger Eltern im ersten Lebenshalbjahr auf die Signale ihres Kindes eingehen, desto bindungssicherer wird es. Das hat positive Auswirkungen auf die Konzentration des Kindes: Sicher gebundene Kinder können sich im Alter von drei Jahren doppelt so gut konzentrieren wie Kinder mit unsicheren Bindungen. Auch jenseits des Säuglingsalters ist eine sichere Bindung an die Eltern von enormer Wichtigkeit. Gerade in unbekannten Situationen oder in einer fremden Umgebung brauchen Kleinkinder, oft aber auch Kindergartenkinder immer noch den Rückhalt und die Nähe der Eltern. Vielfach genügt dann ein kurzer Blickkontakt zu Mama oder Papa, und das Kind fühlt sich wieder sicher. Aus diesem Grund spielen die Kleinen auch am liebsten in der Nähe der Eltern.