Lernstoff mit Bildern besser verstehen und behalten
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Nach dieser Prämisse arbeitet man in der Werbebranche schon seit Jahren sehr erfolgreich, doch Bilder können auch in Bezug auf das Lernen die Erfolgsaussichten deutlich verbessern. Das liegt daran, dass Bilder in der Regel leichter im menschlichen Gedächtnis gespeichert werden als Text oder Sprache. Wie das Visualisieren von Lernstoff Ihrem Kind das Verstehen und Behalten von Schulstoff erleichtern kann, erfahren Sie hier.
Konzentration
Der Sinn des Sehens – genauer gesagt, der Sinn des bildhaften Sehens – ist der wichtigste Sinn für uns Menschen. Er ist am stärksten ausgeprägt, weshalb wir uns an ihm am stärksten orientieren. Schließlich glauben wir nur, was wir mit eigenen Augen gesehen haben. Die Lernsituation in der Schule oder auch zu Hause bei den Hausaufgaben stellt sich aber zumeist anders dar, denn hier müssen sich die Kinder mit Texten aus Büchern oder mit Sprache aus dem Mund des Lehrers auseinandersetzen. Anders gesagt: Sie müssen lesen und hören. Das Behalten der Inhalte, sei es aus dem Lehrervortrag oder aus dem Bio-Buch, fällt vielen Schülern aber sehr schwer. Schuld daran ist oftmals gar nicht der Inhalt an sich, sondern die sehr einseitige Anforderung an unser Gedächtnis.Effektive Lernkanäle nutzen und kombinieren
Lesen, Hören und Sehen sind sogenannte Lernkanäle, über die wir unsere Umwelt wahrnehmen und die in starkem Zusammenhang mit der Behaltensleistung von Inhalten stehen. Studien zu diesem Thema besagen, dass das Abspeichern von Inhalten sehr stark variieren kann, je nachdem, welche und wie viele Lernkanäle wir beim Lernen einsetzen. So behalten wir beispielsweise nur 10 % dessen, was wir lesen, 20 % dessen, was wir hören, aber immerhin schon 30 % dessen, was wir sehen. Kombiniert man die Lernkanäle des Hörens und des Sehens, steigert sich die Quote bereits auf immerhin 50 %. Im Klartext bedeutet das, dass sich Schüler zusätzlich zu Inhalten, die sie lesen oder hören, kleine Skizzen anfertigen sollten, wodurch zum Lernkanal „Lesen“ und „Hören“ automatisch der Lernkanal „Sehen“ hinzutritt. Darüber hinaus besitzt unser Gedächtnis, wie oben schon erwähnt, eine Art „natürliche Neigung“, eine gewisse Vorliebe für Bilder gegenüber Texten bzw. Sprache. Bilder zeichnen sich durch ihren konkreten Charakter aus, sie wirken unmittelbar und schaffen Emotionen. Dadurch wird das Behalten der Informationen zusätzlich erleichtert. Ihr Kind sollte jedoch darauf achten, dass die Bilder der eigenen Feder entspringen, auch wenn im Buch oder auf dem Arbeitsblatt unter Umständen schon Illustrationen vorhanden sind. Denn die Behaltensleistung steigert sich auf bis zu 90 %, wenn wir nicht nur verschiedene Lernkanäle einsetzen, sondern Dinge ganz einfach selbst machen und uns dadurch viel intensiver mit den Inhalten auseinandersetzen müssen.
Bilder und Skizzen im Unterricht und beim Lernen
Das Anfertigen von Skizzen bzw. das Visualisieren von Lernstoff ist in jedem Schulfach möglich. Beispielsweise kann Ihr Kind in Geschichte bestimmte historische Daten auf einem Zeitstrahl notieren oder vielleicht eine eigene Landkarte zeichnen, auf der man Napoleons Feldzug durch Europa ablesen kann. Auch als Mindmap kann Ihr Kind wichtige historische Ereignisse oder Fakten für Erdkunde, Biologie etc. visualisieren. So kann Ihr Kind z.B. als Vorbereitung auf eine Klassenarbeit einen Mindmap-Spickzettel anfertigen. Ist die Mindmap fertig, ist auch alles im Gedächtnis abgespeichert, und der Spickzettel kann bei der Arbeit getrost zu Hause bleiben. Auf www.elternwissen.com/elternwissen-service/ gratis-downloads.html kann sich Ihr Kind die Regeln zum Erstellen von Mindmaps downloaden.
In Mathematik sollte Ihr Kind vor allem bei Textaufgaben (nach unserer Erfahrung schon häufiger ein Grund für Alpträume bei Schülern) kleine Skizzen entwickeln. Diese helfen zunächst, den Inhalt der Aufgabe zu verstehen, und später bei der Lösungsfindung. So mancher Aha-Effekt ergibt sich alleine durch einen Blick auf eine solche Zeichnung. Die folgende Textaufgabe könnte beispielsweise mit einer Skizze veranschaulicht werden: Maren ist 20 cm kleiner als ihre 3 Jahre ältere Schwester Nicola, die wiederum 5 cm größer als ihr um ein Jahr jüngerer Bruder Tom ist. Tom ist 10 Jahre alt und 1,35 m groß. Wie alt und wie groß ist Maren?
Auf Vokabel-Karteikarten im Englisch-, Spanisch- oder Französischunterricht können kleine Zeichnungen ebenfalls sehr hilfreich sein – vor allem bei Vokabeln, die einfach nicht im Kopf bleiben wollen.
Eine Übung zum Mitmachen
Versuchen Sie folgenden kurzen Text zu behalten:
„Ein Zweibein sitzt auf einem Dreibein und isst ein Einbein. Plötzlich kommt ein Vierbein und nimmt dem Zweibein das Einbein weg. Dann nimmt das Zweibein das Dreibein und schlägt damit das Vierbein.“