Lernstoff richtig wiederholen – so funktioniert es!

Das Wiederholen von Lernstoff gehört wahrscheinlich zu den unbeliebtesten Aufgaben für pubertierende Schüler. Hinzu kommt, dass das menschliche Gehirn grundsätzlich engagierter bei der Sache ist, wenn es um das Lösen von Problemen bzw. Aufgaben geht und nicht um das Wiederholen von bekannten Inhalten. Aber Gerade für das schulische Lernen ist das Wiederholen wichtig. Wenn Ihr Kind jedoch weiß, wie richtiges Wiederholen funktioniert, spart es Zeit und wird dafür auch belohnt. 

Inhaltsverzeichnis

Hilfreiche Tipps zum Vertiefen von Lerninhalten

„Vokabeln kann ich nachschlagen und Geschichte habe ich verstanden – wozu also alles noch mal und noch mal wiederholen?“, fragt sich so mancher Schüler. Aber am Wiederholen des Lernstoffs geht kein Weg vorbei, denn das Wiederholen sorgt dafür, dass Ihr Kind schulisch am Ball bleibt.

Infos werden im Langzeitgedächtnis gespeichert

Erst durch mehrfache Wiederholung können Informationen (z.B. Vokabeln, Formeln, Grammatik) sicher im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. In vielen Fächern – vor allem in den Fremdsprachen oder der Mathematik – baut der Lernstoff schrittweise aufeinander auf. Hier ist es besonders wichtig, dass Ihr Kind immer wieder auf sicher gespeicherte Inhalte zurückgreifen kann, um nicht irgendwann den Anschluss zu verlieren.

Die Lerninhalte werden tiefer durchdacht

Beim Wiederholen muss Ihr Kind sich immer wieder mit einem Lerninhalt auseinandersetzen. So erschließen sich z.B. beim Lernen für eine Politik- oder Erdkundearbeit möglicherweise nach und nach auch einzelne Zusammenhänge besser oder Ihr Kind beginnt, Inhalte kritisch zu beleuchten und zu hinterfragen. Auf diese Weise dringt Ihr Kind immer tiefer in die zu lernenden Inhalte ein. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um z.B. Transferaufgaben lösen oder zu einzelnen Inhalten eine eigene kritische Meinung formulieren zu können.

Das Interesse an den Lerninhalten nimmt zu

Wer z.B. den Aufbau des Periodensystems in Chemie verstanden hat und die ersten chemischen Zusammenhänge in der Mittelstufe sicher beherrscht, kommt vielleicht auf die Idee, selbst Zündplättchen zu basteln und explodieren zu lassen. Das macht nicht nur Spaß, sondern zeigt, dass mit zunehmendem Wissen auch das Interesse am Lernstoff wächst.

Das Arbeitstempo steigern

Wiederholen hilft dabei, den Lernstoff nicht nur besser zu speichern, sondern ihn auch schneller abrufen zu können. Beim Schreiben eines Aufsatzes in Englisch sind so die nötigen Vokabeln oder das benötigte Tempus schneller parat. In der Mathematik z.B. verbessert häufiges Widerholen das Rechentempo. Ein gewisses Arbeitstempo ist unbedingt nötig, damit Ihr Kind bei Klassenarbeiten nicht zu oft in Zeitnot gerät.

Ihr Kind kann sich das Wiederholen erleichtern – vielleicht sogar ein paar Wiederholungen dabei sparen –, wenn es folgende Tipps dabei beachtet:

Tipp 1: Wiederholen in kleinen „Lernportionen“

Viele Schüler fangen oft erst einen Tag oder zwei Tage vor einer Klassenarbeit mit dem Lernen an. Nun heißt es, innerhalb kürzester Zeit maximal viel Lernstoff zu behalten. Doch ist das Gedächtnis überlastet, so streikt es in der Regel, das heißt, es vergisst bald wieder das Gelernte oder lernt es nur lückenhaft. Um dem vorzubeugen, ist es sinnvoll, wenn Ihr Kind den Lernstoff in kleine gut verdauliche Portionen einteilt und diese dann in regelmäßigen Abständen wiederholt. Hat Ihr Kind zum Beispiel von heute auf morgen 30 neue Vokabeln zu lernen, dann kann es diese in 5 Päckchen zu je 6 Vokabeln aufteilen.

Nun sollte Ihr Kind wenigstens 20 Minuten warten, bevor es ein zuvor neu gelerntes Vokabelpäckchen wiederholt und anschließend ein neues hinzulernt. Diese Zeit benötigt nämlich das Kurzzeitgedächtnis mindestens, um die Vokabeln weiter zu speichern. In diesen 20 Minuten muss Ihr Kind allerdings nicht völlig pausieren. Es kann z.B. auch eine Matheaufgabe lösen oder im Deutschbuch lesen – nur weiter Vokabellernen sollte es in dieser Zeit nicht.

Tipp 2: Verschiedene Lernkanäle einsetzen

Je mehr Lernkanäle Ihr Kind beim Wiederholen nutzt, umso sicherer wird der Lernstoff gespeichert und umso einfacher kann Ihr Kind dieses Wissen später wieder abrufen. Außerdem macht das Wiederholen auf unterschiedliche Weise auch mehr Spaß. So kann sich Ihr Kind zum Beispiel auf eine Erdkundearbeit vorbereiten, indem es

  • die entsprechenden Texte im Buch und Heft dazu liest,
  • eigene stichpunktartige Zusammenfassungen schreibt, z.B. auf Karteikarten,
  • mögliche Schaubilder dazu in Heft, Buch, Internet etc. anschaut,
  • eigene Schaubilder zeichnet, z.B. Übersichts- und Detailinformationen als Mindmap,
  • die zu lernenden Informationen sich selbst, einem Freund oder Ihnen mit eignen Worten erzählt, zusammen mit Freunden lernt, die sich gegenseitig zu- und abhören, Fragen klären und sich mögliche Testaufgaben überlegen und gemeinsam lösen etc.

Tipp 3: Möglichst bald wiederholen

Mit jeder Wiederholung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Lernstoff vom Kurzzeitgedächtnis so gut verarbeitet wurde, damit er nun sicher im Langzeitgedächtnis gespeichert ist. Macht Ihr Kind jedoch zu lange Pausen zwischen den einzelnen Wiederholungen, besteht die Gefahr, dass sein Gedächtnis den noch nicht ausreichend gespeicherten Lernstoff wieder vergisst.

Das nächste Wiederholen gleicht dann eher einem Neulernen statt dem Verfestigen des Lernstoffs. Sinnvoll ist es daher, wenn Ihr Kind möglichst bald das neu Gelernte wiederholt – am besten noch am gleichen Tag, wenigstens einmal! Auch die darauffolgenden Wiederholungen sollten nicht zu lange auf sich warten lassen. Am besten ist es, wenn Ihr Kind direkt am nächsten Tag erneut den Lernstoff wiederholt.

Tipp 4: Dem Kopf richtige Erholung gönnen

Der bekannte Hirnforscher Gerhard Roth sagt: „Reizarme Phasen sind auch eine Voraussetzung für alles Lernen. Erst in den Stunden der Ruhe und Entspannung geht neuerlerntes Wissen problemlos vom Kurzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis über.

Das Gehirn Ihres Kindes benötigt also nicht nur Pausen zum Erholen, sondern auch, um das gerade Gelernte entspannt verarbeiten und speichern zu können. Ausreichend stressfreie Zeit, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen, ist also eine Voraussetzung für erfolgreiches Lernen! Sinnvollerweise sollten diese Pausen dann gerade nicht mit „reizstarken“ Tätigkeiten, wie z.B. Computerspiele, Fernsehen etc., gefüllt werden, da dadurch die Verarbeitung des Gelernten erschwert werden könnte. Eine gute Faustregel ist: Mindestens eine halbe Stunde vor und mindestens eine halbe Stunde nach dem Lernen keine Medien!

Unser Rat: Wiederholen vor dem Schlafen

Auch wenn die neuere Forschung hier noch nicht ganz sicher ist, so scheint es doch wahrscheinlich, dass sich das Lernen unmittelbar vor dem Schlafen günstig auf die Verarbeitungsprozesse im Gehirn auswirkt. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Kind trotzdem entspannt einschlafen kann. Fällt ihm dies schwer, dann sollte es diese letzte Wiederholung besser eine Zeit lang vor dem Schlafen beendet haben.