So kann Ihr Kind sein „Publikum“ begeistern

Das Halten von Referaten und das Präsentieren von Lerninhalten vor der Klasse nehmen in der Schule immer früher eine wichtige Stellung ein. Dabei lernen Schüler eine Menge: Sie müssen sich gut vorbereiten, entsprechend recherchieren, Dinge auf den Punkt bringen, klar und deutlich reden und dabei das Publikum mitreißen. Alles Fähigkeiten, die auch nach der Schule eine große Rolle spielen.  

Inhaltsverzeichnis

Referate

Für die eher schüchternen und stillen Schüler, vor allem aber für viele Jugendliche während der Pubertät, besteht die größte Herausforderung darin, sich vor einer Gruppe von Gleichaltrigen, meist der eigenen Klasse, „zur Schau“ zu stellen. Das erfordert Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit und beides ist bei vielen Schülern im Pubertätsalter nicht besonders ausgeprägt. In dem folgenden Artikel möchten wir Ihnen nun zeigen, wie Ihr Kind Referate zugleich informativ und „publikumswirksam“ gestalten kann, sodass es ihm in Zukunft leichtfällt, sicher und selbstbewusst vor die Klasse zu treten.

Fragen Sie pubertierende Schüler vor einem Referat danach, was ihnen am meisten Sorgen macht, dann ist es die Angst davor, sich vor Gleichaltrigen lächerlich zu machen. Dass die Klasse nicht zuhört, weil Referate ja „grundsätzlich langweilig“ sind, ist für die meisten Schüler der Normalzustand. Aber Störungen oder dummen Bemerkungen der Klassenkameraden ausgeliefert zu sein, ist für jeden ein Alptraum. Dabei ist der Weg von der Langeweile zur Störung oft nur sehr kurz. Leider ist die vermeintliche Langeweile fast immer „selbstgemacht“ – entweder, weil die Inhalte wirklich ohne jedes Engagement oder einen Spannungsbogen vorgetragen werden oder, weil einfach zu kompliziert und unverständlich referiert wird. Doch wie kann Ihr Kind den Lehrer und seine Klasse mit einem interessanten und zugleich informativen Referat begeistern? So geht’s:

Vorbereiten und präsentieren

Eine gute Vorbereitung und die klare Struktur ist die Grundvoraussetzung für ein starkes Referat. Die meisten Referate, die Ihr Kind für die Schule vorbereiten muss, sind sogenannte Informationsreden. Solche Reden dienen der Darstellung und Erläuterung von Sachinhalten und der Weitergabe von Informationen (z. B. über ein Land oder eine Stadt, über ein politisches System, über biologische Zusammenhänge, über das Leben eines Schriftstellers oder den Inhalt eines Buches). Im Folgenden finden Sie Tipps für die Vorbereitung eines informativen Referates, das Ihr Kind üblicherweise vor seinen Klassenkameraden halten soll.

Übersichtlich strukturieren – der Redeaufbau

Der folgende Redeaufbau – das 5-Punkte-Schema – ist fast so etwas wie ein Universalschema, denn es kann sowohl für lange wie für kurze Reden, für Informations-, Meinungs- oder Gelegenheitsreden oder für Aufsätze und Hausarbeiten verwendet werden.

Das 5-Punkte-Schema

1. Einleitung Hauptteil

2. Erster Themenschwerpunkt

3. Zweiter Themenschwerpunkt

4. Dritter Themenschwerpunkt

5. Schluss

1. Die Einleitung: Bei einem informativen Referat sollte die Einleitung Folgendes beinhalten:

Einen guten Opener: Der Opener ist der „Geschmackmacher“, mit dem Ihr Kind sein Referat eröffnen sollte. Hier bieten sich zum Beispiel ein passendes Bild oder Tonbeispiel, ein Gegenstand, ein Zitat, eine kurze Geschichte etc. an. Der Opener ist deshalb so wichtig, weil sich gleich zu Anfang des Referates entscheidet, ob das Publikum, die Klasse, gerne und interessiert zuhört.

Das Vortragsthema: Erst nach dem Opener sollte Ihr Kind das Thema des Referates nennen oder anschreiben. So bleibt die Spannung am Anfang eine Weile erhalten.

Den persönlichen Bezug: Hier kann Ihr Kind erzählen, durch welche persönlichen Erfahrungen oder Interessen es zu seinem Redethema gekommen ist.

2. Der Hauptteil: Das 5-Punkte-Schema geht zwar von drei Themenschwerpunkten im Hauptteil aus, doch ganz so starr braucht Ihr Kind dieses Thema nicht zu befolgen:

Drei (bis vier) Themenschwerpunkte:

Bei weniger als drei Gliederungspunkten kann das Referat manchmal ein wenig „dünn“ wirken. Bei mehr als vier Punkten muss Ihr Kind aufpassen, dass es seine Zuhörer nicht überfordert.

Der wichtigste und interessanteste Punkt kommt zum Schluss: Am besten ist es, wenn Ihrem Kind hier eine kontinuierliche Steigerung gelingt. Auch durch bewusst gewählte sprachliche Formulierungen kann der Spannungsbogen bis zum Schluss aufrechterhalten werden: „Sehr interessant ist der folgende Punkt …“, „Noch spannender fand ich …“, „Zum Schluss das Highlight …“.

Veranschaulichen durch Beispiele, Fakten und Präsentationsmedien: Das sollte Ihr Kind bei jedem Themenschwerpunkt versuchen. Je anschaulicher Ihr Kind erläutert, umso begeisterter werden ihm die Zuhörer folgen.

3. Der Schluss: Statt dem üblichen „Das war’s, wer hat noch eine Frage?“ rundet ein klar und eindeutig formulierter Schluss das Referat professionell ab.

Hier bieten sich folgende Varianten an:

Eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Themenschwerpunkte.

Die Aufforderung, sich selbst weiter für das Thema zu interessieren oder darüber zu informieren.

Das erneute Aufgreifen des Openers.

Ein ehrliches Dankeschön an das Publikum.

Anschaulich präsentieren

Wir Menschen leben heute in einer Gesellschaft, in der Informationsvermittlung vorwiegend über das Fernsehen oder den Computer geschieht – also im Wesentlichen über Bilder. Dadurch werden Gewohnheiten geprägt. So ist es auch zu erklären, dass Schüler viel aufmerksamer einem Referat folgen, wenn während des Vortrags immer wieder visuelle Reize gesetzt werden. Ihr Kind sollte also zu jedem Redethema nach Visualisierungshilfen suchen oder diese selbst anfertigen. Ob das Publikum damit die Inhalte des Referates tatsächlich besser versteht, hängt aber von folgenden Punkten ab: Von der Wahl des geeigneten Mediums: Ob Plakat, Folie, Beamer oder Thesenpapier– die Visualisierungshilfe sollte zum Inhalt passen, Ihrem Kind bei der Verwendung vertraut sein und am besten zu Hause fertig vorbereitet werden können (bei einem Tafelanschrieb geht das z.B. nicht). Von der ansprechenden Gestaltung der Visualisierungshilfe: Nur wenige und keine zusätzlichen oder neuen Informationen (Ausnahme: Thesenpapiere),eine gut lesbare Schrift, eine übersichtliche Gestaltung, Stichwörter oder kurze Formulierungen sowie Farben und Symbole sind hier wichtig. Vom richtigen Einsatz der Medien während des Vortrags: Ihr Kind sollte z.B. die Dias, Landkarten oder den Filmausschnitt genau kennen und sich zuvor genau überlegen, an welcher Stelle des Referates welche Visualisierungshilfe zum Einsatz kommen soll (z.B. zu Beginn, parallel zum Vortrag, „häppchenweise“ nach jedem Punkt oder zum Schluss).Außerdem braucht das Publikum Zeit (d.h. Redepausen), um sich mit dem gewählten Medium auseinanderzusetzen.

Klar und verständlich reden

Über die Auswirkungen des „Terrors“ finden sich im Geschichtsbuch genauere Zahlen; diese verdeutlichen das ganze Ausmaß des Schreckens. So wird die Zahl der Todesurteile zwischen März 1793 und Juli 1794 in ganz Frankreich auf ungefähr 17.000 geschätzt.

Das sind also, wenn ihr nachrechnet, im Monat 1.000 Hinrichtungen, auch Kinder und Greise waren darunter. Auch für die Hauptstadt haben wir genaue Zahlen. In Paris wurden vom März 1793 bis zum 10. Juni 1794 1.521 Urteile vollzogen, und vom 11. Juni 1794 bis zum 7. Juli, in knapp sieben Wochen also, kam es nochmals zu 1.376 Todesurteilen. Das müsst ihr euch einmal vor Augen führen!

Kein gutes Beispiel ist dieser Redeausschnitt aus dem Vortrag eines Lehrers über die Ereignisse der Französischen Revolution. Er verwendet unzählige Daten und Fakten. Viele Redner machen zusätzlich den Fehler, viel zu lange Sätze und viel zu viele Nebensätze zu verwenden. Das Zuhören fällt so schwer, weil der Inhalt der Rede kaum verständlich und nachvollziehbar erscheint. Daher sollte Ihr Kind kurze, einfache und verständliche Sätze mit nur wenigen wichtigen Fakten formulieren.

Unser Tipp: Frei reden!

Grundsätzlich sollte Ihr Kind frei reden, das heißt nicht vorformulierte Sätze ablesen, sondern mithilfe von Stichpunkten frei formulieren. Selbst wenn sich Ihr Kind dabei hin und wieder verhaspelt, können die Zuhörer ihm besser folgen und bleiben so aufmerksam bei der Sache.

Sicher und selbstbewusst vortragen

In zahlreichen Rhetorikkursen haben wir mit Schülern das Vortragen vor Publikum und laufender Kamera trainiert. An der Körpersprache des jeweiligen Schülers können Sie zu Beginn des Kurses sofort erkennen, ob er oder sie gerne vorträgt oder das Reden vor Publikum als eher unangenehm empfindet. Zu schnelles, leises oder monotones Reden, eine unsichere, wackelige Körperhaltung, fehlender Blickkontakt zum Publikum und Übersprungshandlungen, wie zum Beispiel an der Nase kratzen oder Haare zurückstreichen etc., lassen oft den Eindruck entstehen, als sei der vortragende Schüler eigentlich auf der Flucht statt mitten in einem Vortrag.

Die eigene Körpersprache bewusst steuern

Wenn wir unserer Körpersprache unbewusst freien Lauf lassen, dann ist sie in der Regel ein deutlicher Ausdruck unserer inneren Befindlichkeit. Das heißt, andere Menschen können nur an unserer Körperhaltung und dem Klang unserer Stimme erkennen, ob wir z.B. glücklich oder traurig, enttäuscht oder stolz sind. Doch umgekehrt ist es auch möglich, über die Körpersprache bewusst die innere Stimmung zu steuern. Ihr Kind kann also selbst beeinflussen, ob es unsicher oder selbstbewusst vor der Klasse sein Referat vorträgt. Hinzu kommt, dass sich die Stimmung Ihres Kindes von Beginn an auch auf die Zuhörer überträgt. Steht Ihr Kind selbstbewusst, gutgelaunt und in freudiger Erwartung vor seiner Klasse, so ist ihm die Aufmerksamkeit seiner Mitschüler jedenfalls sicherer, als wenn Ihr Kind einem „wackeligen Fragezeichen“ gleicht. Folgende Tipps können Ihrem Kind helfen, über die richtige Körpersprache sein Selbstbewusstsein zu festigen:

Die Haltung: sicher und selbstbewusst

Sicher, locker und gerade: Brust raus, Bauch rein, Kopf hoch! So sollte Ihr Kind aufrecht vor der Klasse stehen. Die Füße sollten dabei leicht gegrätscht, parallel oder leicht nach außen gedreht nebeneinander stehen. Beide Füße sind am besten gleichmäßig auf der ganzen Fußsohle belastet. Gleichzeitig sollten die Knie dabei ganz leicht gebeugt sein. So steht Ihr Kind locker und stabil zugleich. Diese körperliche Sicherheit überträgt sich auch auf seine geistige Haltung, sodass Ihr Kind so schnell nichts „umhauen“ kann. Frei und ruhig: Stehen ist besser als sitzen und dabei sollte sich Ihr Kind auch nicht hinter dem Tisch verstecken oder zwischen Tafel und Stühlen einklemmen. Eine sichere Körperhaltung kann Ihr Kind am besten einnehmen, wenn es frei und ruhig steht. Natürlich kann sich Ihr Kind bewegen, aber es sollte immer wieder zu einem festen Standort zurückkehren. Hin und her „tigern“ oder das Hantieren an Kleidung und Haaren sollte Ihr Kind vermeiden, das sorgt für unnötige Unruhe. Dem Publikum zugewandt: Ihr Kind sollte sich beim Reden immer dem Publikum zuwenden und nicht z.B. die „kalte Schulter“ zeigen. Während des Anschreibens an die Tafel ist eine kurze Redepause sinnvoll. D

Die Gestik: Lebendig und offen

So natürlich wie möglich: Die Gestik unterstreicht normalerweise unbewusst das, was wir sagen. Je nach Temperament fallen dabei die Bewegungen der Hände und Arme unterschiedlich stark aus. Antrainierte Gestik wirkt daher oft unnatürlich und ist daher nicht sinnvoll. Am besten lässt Ihr Kind der Gestik einfach freien Lauf, beachtet aber dabei die folgenden Punkte. Hände aus den Taschen: Auch wenn es manchmal cool ist, beim Referieren würde Ihr Kind damit seine Gestik unterdrücken und der Vortrag wäre weniger lebendig. Übersprungshandlungen vermeiden: Haare hinter die Ohren streichen, mit dem Kuli knipsen etc. – solche Übersprungshandlungen sind Ihrem Kind nicht bewusst, zeugen aber von Nervosität und lenken die Zuhörer ab. Deshalb: „Macken“ bewusst machen und dann: Kuli aus der Hand legen und Haare zusammenbinden.

Unser Tipp: Karteikarten als Redevorlage Benutzt Ihr Kind als Manuskript während des Vortrags DIN-A4-Blätter, so nimmt es sich auch dadurch die Möglichkeit, frei zu gestikulieren. Mit beiden Händen muss es die großen Blätter festhalten, da sie sonst hinfallen oder umknicken würden. Besser geeignet als Redevorlage sind kleine feste Karteikarten im DIN-A6-Format. Die Karten können locker mit einer Hand gehalten werden, während die andere Hand nun frei zum „Mitreden“ ist.

Die Mimik: freundlich und sympathisch

Freundlich schauen: Ein freundlicher Gesichtsausdruck hebt nicht nur die eigene Stimmung, sondern überträgt sich auch auf die Zuhörer. Wer ab und zu nett angelächelt wird, hört einfach lieber zu. Blickkontakt halten: Die „Brücke“ zum Publikum ist der Blickkontakt. Nur wenn Ihr Kind seine Mitschüler auch anschaut, fühlen sich diese angesprochen, werden aufmerksam und hören zu. Außerdem merkt Ihr Kind so, ob sein Publikum es inhaltlich versteht oder ob es vielleicht langsamer, lauter etc. sprechen sollte.

Die Stimme: klangvoll und deutlich

Laut und deutlich: Die Stimme ist am anfälligsten für Nervosität und Angst. Zugleich ist sie aber auch entscheidend für das Gelingen des Referates. Daher sollte Ihr Kind besonders darauf achten, dass es so laut und deutlich redet, dass es von allen Zuhörern problemlos verstanden werden kann. Langsam und betont: Wer nervös ist, redet oft zu schnell und monoton. Langsames Reden, Sprechpausen sowie das Betonen wichtiger Sachverhalte sind jedoch für die Zuhörer wichtig, um die Inhalte des Referates richtig verstehen zu können.

Unser Tipp: Bieten Sie Ihrem Kind deshalb an, eine Generalprobe zu machen und achten Sie dabei besonders auf die Körpersprache! Der Psychologe Albert Mehrabian hat herausgefunden, dass es im Wesentlichen von der Körpersprache abhängt, ob wir auf andere Menschen sympathisch wirken oder nicht. Gestik, Mimik und Körperhaltung haben zu ca. 55 Prozent Anteil an diesem Sympathiefaktor. Entscheidend ist dabei der Gesichtsausdruck. Weitere 38 Prozent Sympathie werden über die Stimme vermittelt. Was inhaltlich gesagt wird, hat mit etwa 7 Prozent zunächst eine vergleichsweise geringe Bedeutung.