So lernt Ihr Kind die Uhr lesen und verstehen

Obwohl viele Kinder schon zur Einschulung ihre erste eigene Uhr bekommen, können die meisten damit noch gar nichts anfangen. Das Zeitverständnis und damit auch das Verstehen von Uhrzeiten entwickeln sich erst langsam. Mit unseren kreativen Tipps helfen Sie Ihrem Kind beim Ablesen und Verstehen der Uhrzeit. 

Inhaltsverzeichnis

Entdeckendes Lernen mit allen Sinnen

Natürlich muss ein Kind früher oder später verstehen, was es mit der Zeit auf sich hat und wie eine Uhr zu lesen beziehungsweise zu interpretieren ist. Oft erwarten Eltern dieses Verständnis allerdings zu früh. Bis zum Alter von ungefähr sieben Jahren können Kinder den Begriff Zeit nicht von dem trennen, was sie selber gerade erleben. Typisch für dieses Verständnis von Zeit ist beispielsweise, einen größeren Menschen auch für den älteren zu halten. Dass der kleinere Mensch vielleicht schon länger lebt als der große, ist für sie kaum vorstellbar. Ähnlich verhält es sich mit der Uhrzeit. Sie richtet sich, auch wenn eine digitale Uhr bereits abgelesen werden kann, immer nach dem, was ein Kind erlebt.

Erst im Laufe der Grundschule verstehen Kinder die Zeit

Ein Kinder-Tag wird nicht in Stunden eingeteilt, sondern in Ereignisse, beispielsweise in Schlafens-, Essens-, Spiel- oder Schulzeit. Erst mit etwa 9 Jahren haben Kinder ein Zeitverständnis wie Erwachsene. Dann können sie verstehen, dass eine Stunde in einer anderen Stadt oder in einem anderen Land ebenso lang ist wie eine Stunde in ihrem Leben, dass die Zeit überall gleich lang ist und gleich gemessen wird. Dieses Wissen ist zentral, um mit der Uhrzeit umgehen zu können.

Haben Sie Geduld mit Ihrem Kind beim exakten Verstehen der Uhr

Wie beim normalen Lesen, haben Eltern schon früh eine hohe Erwartungshaltung an das Zeitverständnis bei ihrem Kind. Trotzdem ist es sinnvoll, die Bedeutung von Zeit im Alltag immer wieder zu erwähnen – ähnlich wie beim normalen Lesen lernen. Verknüpfen Sie die Ereignisse des Tages ruhig geduldig immer wieder mit der entsprechenden Uhrzeit: „Um 1 Uhr gibt es Mittagessen, in zehn Minuten müssen wir los, Felix kommt um 6 Uhr nach Hause.“ Sobald Ihr Kind dann Interesse für die Uhrzeit zeigt, können Sie damit beginnen, sie auch zu erklären.

Finden Sie einen Grund für Ihr Kind, die Uhrzeit zu kennen

Eigenes Interesse und Motivation sind ganz wichtig beim Erlernen von neuen Inhalten. Überlegen Sie, an welcher Stelle die Uhrzeit für Ihr Kind sehr wichtig ist. Trifft es sich vielleicht jeden Morgen mit einem Klassenkamerad, um in die Schule zu laufen? Muss es einen Bus erreichen oder zu einer bestimmten Zeit beim Training sein? Spielen Sie eine Rolle, um die Gleichheit der Zeit zu erklären, vielleicht die des wartenden Freundes. Schauen Sie dabei demonstrativ auf die eigene Uhr: „Oh, schon fünf Minuten vor 8 Uhr, jetzt wartet Paul schon auf mich.“

Eine Lernuhr muss groß sein

Zum Uhrlernen brauchen Sie eine analoge Uhr! Je größer und eindrucksvoller sie ist, desto besser lernt Ihr Kind damit. Wählen Sie etwas Schlichtes aus, zum Beispiel die berühmte Schweizer Bahnhofsuhr. Hier sind die Ziffern klar zu erkennen sowie der große und der kleine Zeiger gut voneinander zu unterschieden. Ein Sekundenzeiger ist anfangs nicht notwendig. Schön ist es, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine Uhr bauen. Eine Papier-Uhr zum Ausdrucken und Basteln mit tollen Lernaufgaben finden Sie am Ende dieses Beitrags. Beim Ausschneiden und beim Positionieren der Zeiger lässt es sich besser verstehen, um was es eigentlich geht. Die eigene Uhr kann dann im Kinderzimmer aufgehängt und immer wieder zu Rate gezogen werden.

Kleine Aufgaben verdeutlichen den Sinn der Uhrzeit

Bevor Sie die Minuten und Stunden im Detail erklären, machen Sie ein paar kleine Experimente mit Ihrem Kind, damit es die Dimension von Zeit besser versteht.

  • Schweigen Sie gemeinsam eine Minute.
  • Hüpfen Sie eine Minute lang auf einem Bein.
  • Versuchen Sie fünf Minuten nicht zu lachen.
  • Lassen Sie Nudeln eine Minute, zehn Minuten und 20 Minuten kochen, und probieren Sie die Ergebnisse.
  • Erlauben Sie eine Minute Fernsehen/Gameboy/Computer.

Solche Experimente verdeutlichen Ihrem Kind, was Zeit ist und warum man sie misst. Es beginnt die Länge einer Minute zu erkennen und den Unterschied zu einer Stunde zu verstehen.

Jetzt können Sie Ihrem Kind das Grundprinzip der Uhr erklären

Eine Stunde hat 60 Minuten. Die Zeiger der Uhr drehen sich immer nach rechts. Wenn der große Zeiger eine ganze Runde gedreht hat, ist eine Stunde vergangen. Welche Stunde es war, zeigt der kleine Zeiger an. Erfinden Sie ruhig kleine Geschichten, um den beiden Zeigern ihre Aufgabe zuzuordnen. Zum Beispiel: Der große Zeiger ist schnell (weil er groß ist) und zeigt die Minuten an, der kleine ist langsam (weil er so klein ist) und rückt nur von Stunde zu Stunde vor, aber er bewegt sich auch immer mit. Nutzen Sie dazu unsere Vorlage am Ende der Seite.

Achtung: „Viertel vor/nach“ und „halb“ sind gar nicht so leicht zu verstehen

Viele Kinder verwirrt es, wenn sie nicht nur das 60-Minuten-Prinzip, sondern auch noch den Unterschied zwischen beispielsweise 3 Uhr und 15 Uhr oder die Begriffe des Viertels und der halben Stunde verstehen sollen. Packen Sie also bitte nicht alle Informationen in eine Erklärung. Erst wenn Ihr Kind die vollen Stunden und die Minuten sicher ablesen kann, können Sie ihm das 24-Stunden-Modell erklären.

Schritt für Schritt die analoge Uhr lesen

  • Der kleine Zeiger wandert von Stunde zu Stunde.
  • Der große Zeiger wandert von Minute zu Minute.
  • Die Stunden und Minuten sind durch große und kleine Striche gekennzeichnet.
  • Steht der große Zeiger unten in der Mitte, ist die Hälfte einer Stunde vergangen.
  • Steht der große Zeiger oben rechts von der Mitte, heißt es: „… Minuten nach der vollen Stunde.“
  • Steht der große Zeiger oben links von der Mitte, heißt es: „… Minuten vor der nächsten vollen Stunde.“

Mein Tipp: Erstellen Sie mit Ihrem Kind ein Zeit(tage)buch, in dem es genau einträgt, wie lange es für seine täglichen Beschäftigungen (z. B. schlafen = 10 Stunden) braucht. 

Bastel deine eigene Uhr (ab Klasse 1)

Mit unserer Tiger-Uhr kannst du ganz leicht lernen, wie die Uhr funktioniert. Drucke die Tiger-Uhr einfach aus und schneide die einzelnen Teile aus und baue sie mit einer Musterklammer zusammen. Die Musterklammer können dir sicher deine Eltern geben. Schneide die Uhr und die Zeiger aus, und verbinde die drei Teile mit einer Musterklammer.

Aufgaben für die Tiger-Uhr

Versuche nun, die angegebenen Uhrzeiten der Tigeraufgaben einzustellen, und kontrolliere dein

Ergebnis auf der Lösungsseite.

  1. Tiger Timo hat Hunger, denn es ist genau 12 Uhr Mittag. Sein Magen knurrt schon ganz laut.
  2. Seine Freundin Tamara kommt um 4 Uhr vorbei, sie wollen etwas spielen. Vielleicht mit Tamaras neuem Ball.
  3. Um 9 Uhr abends ist der Tiger müde und geht schlafen.
  4. Am nächsten Morgen muss der Tiger um halb 8 aufstehen.
  5. Um 8 Uhr kommt die Tierärztin und gibt ihm eine Spritze.
  6. Am Sonntag muss Tiger Timo um 1 Uhr und um 5 Uhr eine Zirkusvorstellung geben.

Lösungen zu den Aufgaben: