Darauf achten Lehrer bei der Benotung von Textaufgaben

Vielleicht hat Ihr Kind auch schon eine Klassenarbeit in Mathematik zurückbekommen und obwohl es viele Aufgaben richtig gerechnet hat, haben wieder einmal die Textaufgaben die Benotung stark verschlechtert. Im folgenden Artikel verrate ich Ihnen, welche Maßstäbe bei der Benotung von Textaufgaben gelten. 

Inhaltsverzeichnis

Warum gibt es eigentlich Textaufgaben im Lehrplan der Grundschule?

Obwohl Textaufgaben für Ihr Kind und Sie häufig eine Qual sind, sind die durchaus wichtig für den weiteren Schulweg Ihres Kindes und für sein späteres Berufs- und Alltagsleben.

  1. Textaufgaben stellen reale Situationen nach. Somit erkennt Ihr Kind den Nutzen seiner Rechenübungen aus dem Mathematikunterricht und wird auf alltägliche Momente (z.B. Rechnungen im Supermarkt) vorbereitet.
  2. Durch die Anwendung der verschiedenen Rechenarten und den Umgang mit Größen wird das mathematische Können Ihres Kindes durch Textaufgaben gefestigt.
  3. Textaufgaben fördern das komplexe und kreative Denken Ihres Kindes. Es muss einen Text zunächst erfassen, die Informationen dann ordnen und im Anschluss daran eine Lösung für das gestellte Problem finden.
  4. Durch den Umgang mit Textaufgaben baut Ihr Kind seine Größenvorstellungen auf.

Welche Kriterien gehen bei Textaufgaben in die Benotung ein?

Die Benotung von Textaufgaben ist für Sie als Eltern eine schwierige Angelegenheit. Bei den Vergleichsarbeiten oder den Tests zum Probeunterricht werden den Lehrern Bewertungsvorgaben gemacht. Aber für die Punktevergabe in Klassenarbeiten gibt es keine verbindlichen Vorgaben!

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung bei der Benotung von Textaufgaben (durch Gespräche mit Kollegen sowie durch Recherchen in Büchern und dem Internet) habe ich Ihnen die wesentlichen Kriterien für die Bewertung von Textaufgaben zusammengestellt.

Mein Tipp
Achten Sie in den ersten Mathematikklassenarbeiten Ihres Kindes darauf, auf welche Dinge der Lehrer Ihres Kindes bei der Bearbeitung von Textaufgaben Wert legt (z.B. das Aufschreiben von Nebenrechnungen) und wie er seine Punkte verteilt (z.B. Gibt es bei vergessenen Einheiten Punkteabzug oder nicht?). Weisen Sie Ihr Kind auf diese Eigenheiten hin, und achten Sie bei den Hausaufgaben oder beim gemeinsamen Üben darauf.

In der Benotung gibt es Punkte für

  • das Formulieren einer passenden Frage zu einer Textaufgabe, sofern diese nicht vorhanden ist,
  • das Notieren der richtigen Rechnungen bzw. des gesamten Lösungsweges,
  • das Ausrechnen der richtigen Lösung,
  • das Aufschreiben eines richtigen Antwortsatzes, der zur Frage passt,
  • das Einhalten formaler Vorgaben (z.B. Gleichheitszeichen und Maßeinheiten).

Dabei kann es von Lehrer zu Lehrer variieren, wie großzügig oder streng die einzelnen Punkte für die Benotung bewertet werden. Während ein Kollege eine Aufgabe voll bepunktet, bei der nicht alle Teilrechenschritte aufgeschrieben wurden, aber ein korrektes Ergebnis berechnet wurde, kann dies bei einem anderen zu einem Punkteabzug führen. Auch das Vergessen von Maßeinheiten (z.B. Euro, Minuten) kann beim Lehrer Ihres Kindes keine Konsequenzen haben, beim Lehrer des besten Freundes Ihres Kindes aber durchaus. Sicherlich wird Ihr Kind jedoch für die Berechnung einer Lösung verhältnismäßig mehr Punkte erhalten als für den Frage- und Antwortsatz.

Welchen Anteil machen die Textaufgaben an der Benotung in Mathe aus?

Die Mathematiknote Ihres Kindes setzt sich aus vier Bereichen zusammen: der Arithmetik (Kopfrechnen und die im jeweiligen Schuljahr vorgegebenen Rechenarten), der Geometrie, dem Umgang mit den Größen und dem Sachrechnen. Im ersten Schuljahr spielt das Sachrechnen im Verhältnis zu den anderen Bereichen eine eher untergeordnete Rolle. Mit Beginn des zweiten Schuljahres nehmen die Anforderungen bei der Benotung allerdings zu, und immer häufiger werden Textaufgaben zur Anwendung der gelernten Rechenarten gestellt. Im 3. und 4. Schuljahr spielen Textaufgaben dann eine wichtigere Rolle. Dennoch sollten Sie diesen Bereich nicht überbewerten! Gute Kopfrechenfähigkeiten, das sichere Auswendigkönnen der Malaufgaben oder auch das genaue Messen und Zeichnen sind gleichberechtigte Bereiche, in denen Ihr Kind Pluspunkte für eine gute Benotung sammeln kann.

Welche Regelungen für die Benotung für Textaufgaben gelten für Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie?

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Mein Sohn langweilt sich im Matheunterricht

Wurde bei Ihrem Kind eine Legasthenie oder Dyskalkulie festgestellt, so kann es Probleme haben, einen Zugang zur Umsetzung des Textes in Rechenaufgaben zu finden, weil es schon beim Durchschauen der Aufgabenstellung scheitert. Es gibt deshalb in den meisten Bundesländern eindeutige Regelungen zur Benotung von Textaufgaben bei legasthenen Kindern. In wenigen Bundesländern gibt es zwischenzeitlich auch für rechenschwache Grundschulkinder Vorschriften über den Umgang mit Textaufgaben.

1. Legasthenie

Die meisten Bundesländer gewähren einen Schutz bis zum Ende der 6. Klasse (Schleswig-Holstein bietet sogar einen Schutz bis zum Realschulabschluss, Hessen auch bis zum Abitur). Demzufolge müssen LRS-Kinder für das Lösen von Textaufgaben mehr Zeit bekommen. Die Rechtschreibfehler in den Frage- bzw. Antwortsätzen dürfen nicht in der Benotung bewertet werden. Außerdem ist es möglich, dass diesen Kindern Textaufgaben vorgelesen werden und sie diese entweder komplett mündlich lösen (oder) bzw. nur die Rechnungen notieren. Das hängt allerdings oft von der Kooperationsbereitschaft des Lehrers für die Benotung ab. Sprechen Sie den Lehrer Ihres Kindes unbedingt auf die nachgewiesene Lese-Rechtschreib-Schwäche Ihres Kindes an. Ihr Kind hat einen Anspruch auf die alternativen Überprüfungsmöglichkeiten von Textaufgaben, wenn in Ihrem Bundesland ein entsprechender Erlass gilt.