Textverständnis: Die besten Tipps beim Lesen lernen

Sicher sind Eltern stolz, wenn ihr Kind mit dem Lesen lernen beginnt. Doch bis das Gelesene auch Sinn ergibt, vergeht oft noch viel Zeit. So können Sie Ihrem Kind schneller zu einem sicheren Textverständnis beim Lesen lernen verhelfen. 

Inhaltsverzeichnis

Lesetechnik & Textverständnis

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mühsam es war, als meine beiden Söhne mit dem Lesen lernen anfingen. Schon vor der Schule konnten sie voller stolz ihre Namen erkennen und dachten, damit wäre das Lesen lernen doch schon fast getan. Dann merkten sie, dass es mehr als vier oder fünf Buchstaben gibt, und dass die Texte in ihren Lieblingsbüchern von Drachen und Rittern beim Lesen lernen nicht so leicht zu entziffern waren. Ein Motivationseinbruch beim Lesen lernen, den die Lehrerinnen und wir Eltern belustigt und geduldig gemeinsam auffingen. Mühsam erarbeiteten sich die beiden beim Lesen lernen also doch alle Buchstaben und hangelten sich tapfer von Wort zu Wort, bis ihnen die Lesetechnik klar war und sie die Buchstaben "beherrschten".

Textverständnis: Nicht jeder Leser versteht auch den Text

Die kleinen Texte der ersten Fibel und alle geübten Wörter beim Lesen lernen konnten beide bald flüssig lesen. Natürlich wussten sie auch, was der Sinn hinter den Sätzen war, hatten sie diesen doch bereits im Unterricht ausführlich besprochen. Wesentlich schwieriger wurde es mit dem Textverständnis jedoch in der zweiten Klasse, als nach und nach auch ungeübte kleine Texte erlesen werden sollten. Jetzt ging es darum, nicht nur flüssig zu lesen, sondern auch Textverständnis zu haben. Gar nicht so einfach, denn Textverständnis erfordert eine Reihe von Einzelkompetenzen, die sich Schülerinnen und Schüler nur langsam im Laufe der ersten beiden Grundschuljahre erwerben. Manchen gelingt das besser, andere tun sich etwas schwerer mit dem Textverständnis beim Lesen lernen.

Lesen lernen: Das müssen gute Leser können:

  • alle Buchstaben kennen
  • einzelne Buchstaben miteinander verbinden
  • Silben miteinander verbinden
  • kurze, wiederkehrende Wörter auf einen Blick erfassen
  • einen wachsenden Wortschatz ausbilden
  • grammatikalisches Grundverständnis haben

Nach der Lesetechnik kommt das Textverständnis

Die ersten drei Punkte, nämlich Buchstabenkenntnis, Buchstaben verbinden und Silben miteinander verbinden, gehören zur reinen Technik beim Lesen lernen. So wie das Wissen um den Gebrauch einer Tatstatur noch lange nicht bedeutet, schnell und sicher Texte tippen zu können, macht auch die Kenntnis aller Buchstaben noch keinen guten Leser aus. Viele Kinder beherrschen die Basisfähigkeiten beim Lesen lernen schnell und gut, ohne jedoch den gelesenen Text auch sinngemäß durch Textverständnis zu erfassen. Dazu gehört nämlich einiges mehr, was nur durch geduldiges Lesen lernen zu bekommen ist.

Ein Blick genügt für das Wortbildgedächtnis

Wenn ein Kind kurze und lange Wörter immer wieder sieht, speichert es deren Sinn durch Textverständnis irgendwann im Gedächtnis ab. Dieses so genannte Wortbildgedächtnis ermöglicht beim Lesen lernen dann, die schon hundertfach gelesenen Wörter auf einen Blick zu erfassen und auch den dahinter stehenden Sinn zu erkennen, ohne noch weiter darüber nachdenken zu müssen. Wenn ein Leser beispielsweise das Wörtchen "vier" oft genug gelesen hat, so muss er beim Lesen lernen weder die einzelnen Buchstaben mühsam zusammensetzen noch überlegen, was das Wort wohl bedeuten mag. Er erfasst Wort und Sinn durch Textverständnis mit einem Blick und kann sofort zum nächsten Wort übergehen. So wird das Lesetempo beim Lesen lernen nach und nach enorm gesteigert. 

Fördern Sie das Textverständnis Ihres Kindes!

Lesen lernen ist für den schulischen und beruflichen Erfolg nahezu unerlässlich, das wissen alle Eltern. Es lohnt also jede Mühe, mit Geduld und Fingerspitzengefühl auch die Kinder beim Lesen lernen zu unterstützen, die mit Anfangsschwierigkeiten oder sogar mit einer Leseschwäche zu kämpfen haben. Dabei kann es anfangs sehr mühsam zugehen, denn die Freude und der Spaß am Lesen lernen entfalten sich ja erst, wenn das Textverständnis bereits ganz ordentlich klappt. Behalten Sie also die Nerven, und probieren Sie hartnäckig eine Reihe von Übungsmöglichkeiten für das Textverständnis beim Lesen lernen aus. Dabei ist es am schlausten, Ihr leseunwilliges Kind bemerkt gar nicht, dass es mit den spielerischen Trainingsangeboten beim Lesen lernen sein Textverständnis schulen soll. Besser ist es, wenn der Spaß beim Lesen lernen im Vordergrund steht, zum Beispiel mit einer Bewegungsgeschichte für das Textverständnis.

Bewegungsgeschichten fordern Textverständnis

Eine lustige Möglichkeit, Texte zu lesen und das Gelesene durch Textverständnis umzusetzen, sind Bewegungs- oder Lügengeschichten. Bei der folgenden Bewegungsgeschichte "Kinder sind eben so", die sich an Leseanfänger in der zweiten Klasse richtet, soll Ihr Kind im Wechsel mit Ihnen oder einem anderen Kind den Text zum Lesen lernen laut vorlesen und nach jeder Zeile die Bewegung ausführen, die es vorgelesen hat. So schult es sein Textverständnis beim Lesen lernen.

Für das Textverständnis: Nach der ersten Zeile soll Ihr Kind auf seine Nase zeigen. Dann ist der nächste Leser an der Reihe und muss auf einem Bein hüpfen. Danach wird der linke Arm gehoben usw. Schön ist es, wenn bei dieser Übung zum Textverständnis entweder ein Schiedsrichter oder die gerade nicht lesende Person Fehler beim Lesen lernen oder beim Textverständnis entdeckt und lustige "Strafpunkte" verteilt. Das könnte zum Beispiel sein, die nicht ausgeführte Bewegung für das Textverständnis 5-mal vormachen zu müssen.

Kinder sind eben so (Bewegungsgeschichte ab Klasse 2)

  • Lukas zeigt auf seine große Nase.
  • Nina hüpft auf einem Bein.
  • Simon hebt den linken Arm.
  • Ali steht auf seinen langen Beinen.
  • Maria bewegt den rechten Fuß.
  • Reiner tanzt im Zimmer herum.
  • Sara hebt ein Buch hoch.
  • Balduin blinzelt mit den Augen.
  • Frederik sucht auf dem Tisch nach Keksen.
  • Paula weint und reibt sich die Augen.
  • Dirk streichelt seinen dicken Bauch.

Mit Lügengeschichten zum Lesen anregen

Ähnlich lustig finden Kinder auch Geschichten, in denen sie Lügen und Unwahrheiten aufdecken müssen. Diese so genannten Lügengeschichten sind oft nur kurz, und nicht jede Lüge ist gleich als solche erkennbar. Das macht aber nichts, denn es geht ja letztlich darum, dass sich ein Kind Gedanken über den Text macht, ihn also gründlich liest und hinterfragt. Sie können leicht bekannte Texte, zum Beispiel Märchen, so abwandeln, dass Sie einige Lügen einbauen.

Erfahrene Leser müssen mehr können

Für ältere Schülerinnen und Schüler wird es wichtig, nicht nur einfach Fragen aus Texten beantworten zu können, sondern sich darüber hinaus auch weitergehenden Überlegungen zu stellen.

  • Was sagt die Geschichte aus?
  • Wie geht die Handlung möglicherweise weiter?
  • Was kann ich daraus lernen?
  • Welche Aspekte sind nachdenkenswert?
  • Was habe ich selbst schon einmal erlebt?
  • Wie hätte ich mich verhalten?
  • Hätte die Geschichte auch anders verlaufen können,wenn die Hauptfigur sich anders verhalten hätte?

Manchmal wird in der Schule auch erwartet, dass ein Kind einen gelesenen Text weiterentwickelt. Auch dazu gehört nicht nur Fantasie und Kreativität, sondern natürlich ebenfalls das Wissen um den gelesenen Inhalt und die Absicht der Autorin/des Autors. Mit den folgenden Techniken fällt es Ihrem Kind leichter, sich den Sinn der Texte zu erarbeiten. Mit diesen etwas schwierigeren Fragestellungen beginnen Kinder jedoch nicht vor der dritten Klasse.

Zu den wichtigsten Techniken gehören:

  • Helfen Sie Ihrem Kind, die W-Fragen zu stellen (wer, was, wann, warum, wo).
  • Überschriften sorgfältig lesen und ihre Bedeutung für den Text zu erkennen ist für das Textverständnis sehr hilfreich.
  • Auch die Bilder oder Abbildungen in Texten und Büchern sind für das Textverständnis wichtig, denn in der Regel haben sie einen Bezug zu der Geschichte.
  • Je umfangreicher Texte werden, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch unbekannte Wörter darin vorkommen. Die müssen nachgeschlagen und erklärt werden.
  • Schlüsselwörter in Texten müssen gefunden und können unterstrichen werden.
  • Umfangreiche Geschichten enthalten eine zeitliche Abfolge. Diese kann separat notiert werden, um den Überblick über die Geschehnisse zu erhalten.

Nach und nach werden die Texte immer schwieriger, und die Anforderungen steigen kontinuierlich an, so dass das Üben von Textverständnis bis zum Ende der Schulzeit einen großen Raum einnehmen wird. Zunehmend wird dann auch erwartet, dass Ihr Kind eigene Überlegungen anstellt und auch schwierigere Zusammenhänge durch Nachdenken erkennt. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich als Aufgabe viel interessanter, als nur nachzuerzählen.

Selber denken macht Spaß!

Reines Reproduzieren ist einfach, aber langweilig. Viel schöner und spannender ist es, sich anzustrengen und Ihr Kind als Leser herauszufordern. Das geht auch schon bei ganz einfachen Geschichten. Regen Sie Ihr Kind zum Nachdenken über den Text an! Beispielsweise können Sie nach zwei Dritteln eines Buches fragen:

  • Was glaubst du, wie geht die Geschichte weiter?
  • Warum glaubst du, dass es so weitergeht?
  • Kannst du dir auch ein anderes Ende vorstellen?
  • Würde ein Junge/ein Mädchen vielleicht einen anderen Ausgang beschreiben?

Auch diese Übung kann leicht als Spiel für die ganze Familie gestaltet werden. Lesen Sie doch alle gemeinsam drei Viertel der gleichen Geschichte! Dann gibt jeder seine eigene Meinung darüber ab, wie die Geschichte ausgeht. Nun lesen Sie das Ende zusammen, vielleicht beim Abendessen. Danach wird diskutiert, ob sich einer der Mitspieler vielleicht ein besseres, schöneres, lustigeres Ende ausgedacht hat als die Autorin/der Autor. Auch hier können wieder Preise oder Siegpunkte die Motivation steigern.