Geld für Noten? Kinder richtig belohnen in der Pubertät!

Belohnungen für Schulnoten sind ein zwiespältiges Thema. Eltern fragen sich immer wieder, ob sie gute Noten mit Geld belohnen sollen und so die Motivation bei ihrem Teenager steigern. Lesen Sie in diesem Artikel Hilfestellungen für Ihre Entscheidung.  

Inhaltsverzeichnis

Schule und Pubertät

Grundsätzlich werden zwei Arten von Motivation unterschieden: Ist Ihr Kind intrinsisch motiviert, lernt es, weil es Interesse am Lernstoff selbst hat. Ist Ihr Kind hingegen extrinsisch motiviert, lernt es für gute Noten, Lob oder Prestige. Die extrinsische Motivation kann wiederum aufgeteilt werden in soziale und materielle Motive. Lernt Ihr Kind aus sozialen Motiven, mag es zum Beispiel den Wettbewerb oder das Gruppengefühl beim Lösen einer Aufgabe. Lernt Ihr Kind jedoch aus materiellen Motiven, lernt es in Erwartung einer Belohnung oder einer Strafe.

In der Pubertät Belohnen: Ja oder nein? Die Entscheidung liegt bei Ihnen!

Wir wollen Ihnen das Belohnen weder ein- noch ausreden. Das können wir auch gar nicht, denn jedes Kind reagiert anders auf Belohnungen. Einige Schüler arbeiten tatsächlich motivierter, wenn sie eine Belohnung zu erwarten haben. Manche Kinder freuen sich über Belohnungen, auf ihre Lernmotivation wirken sie sich jedoch nicht dauerhaft aus. Wieder andere Schüler reagieren äußerst sensibel auf Belohnungen, diskutieren über ihren Umfang und sind schnell unmotiviert, wenn sie sich keine Belohnung verdient haben. Am besten, Sie beobachten Ihr Kind genau und lassen sich beim Lesen des weiteren Textes folgende zwei Fragen durch den Kopf gehen:

  1. Kann das Belohnen für mein Kind grundsätzlich ein Motivationsförderer sein?
  2. Und falls ja, wann, wie und in welchem Umfang möchte ich mein Kind durch Belohnungen zum Lernen motivieren?

Die folgenden „Bedenken“ sind zum „Durchdenken“ gedacht und sollen Ihnen dabei helfen, einen eigenen Standpunkt zum Thema zu finden.

Bedenken Sie, dass Belohnen die Kehrseite von Bestrafen ist!

Ähnlich wie das Loben kann Belohnen ein Motivationsförderer sein. Sicher ist beides, das Loben wie das Belohnen, manipulativ einsetzbar, doch wenn es damit seinen guten Zweck erfüllt und Ihr Kind positiv zum Lernen motiviert, dann ist daran nichts Verwerfliches. Fällt jedoch ein erwartetes Lob zu mager bzw. ganz aus oder belohnen Sie Ihr Kind für eine Leistung nicht im erwarteten Rahmen, kann Ihr Kind das schnell als Kritik, fehlende Anerkennung oder sogar Strafe empfinden. Oft schüren „ausgefeilte“ Belohnungssysteme dieses Empfinden noch zusätzlich, wenn zum Beispiel für eine Eins 6 €, für eine Zwei 4 € und für eine Drei 2 € gezahlt werden, aber für eine Vier 2 €, eine Fünf 4 € und für eine Sechs 6 € zurückgezahlt werden müssen.

Belohnungssysteme können den Leistungsdruck für Pubertierende erhöhen!

Anfangs haben Belohnungen oft eine motivierende Wirkung auf das Lernverhalten von Schülern. Mit der Zeit ist es aber möglich, dass Ihr Kind sich durch ein solches Belohnungssystem eher gestresst fühlt. Belohnungen geben Ziele vor, die es zu erreichen gilt. Diese Ziele sollten realistisch, das heißt für Ihr Kind auch erreichbar sein. Sind die Ziele zu hoch gesteckt, und können sie nur mit großer Mühe erreicht werden, sind Misserfolg und Frust vorprogrammiert. Selbst wenn die Ziele realistisch sind: Dauerhaft auf hohem Niveau zu lernen und zu arbeiten, fällt den meisten Jugendlichen in der Pubertät äußerst schwer. Unter Leistungsdruck stehen die Heranwachsenden durch das schulische Benotungssystem sowieso. Für manche Schüler ist noch ein weiteres Bewertungssystem, selbst eines mit Belohnungen, dann eventuell zu viel.

Durch Belohnungen nimmt die Bedeutung der schulischen Noten zu!

Wenn Ihrem Kind seine Schulnoten wirklich gleichgültig sind, können Sie durch Belohnungen vielleicht etwas daran ändern. Meist ist der umgekehrte Fall die Regel, und das Notenthema bestimmt viel zu sehr den Schul- und Familienalltag. Oft ist es dann nur eine Schutzbehauptung, wenn Heranwachsende sagen, dass Sie Ihre Noten nicht interessieren. Entscheiden Sie selbst, ob Ihr Kind und Ihre Familie durch Belohnungen eine zusätzliche Konzentration auf das Notenthema vertragen könnte.

Belohnen kann den Grund des Lernens verändern!

Wenn Sie sich für das Belohnen von schulischen Leistungen entscheiden, dann kann (muss nicht!) das zur Folge haben, dass sich Ihr Kind beim Lernen demnächst nicht für eine bessere Note anstrengt, sondern weil es sich die versprochene Musik-CD „verdienen“ möchte. Das Ziel des Handelns bzw. der Motivationsgrund kann sich somit weg von der schulischen Leistung hin zur Belohnung verschieben.

Ihr Kind könnte für die gleiche Leistung beim nächsten Mal eine größere Belohnung fordern!

Die „Logik“ Ihres Kindes funktioniert in diesem Fall dann zum Beispiel so: „Eine Drei in Mathe zu bekommen war in der sechsten Klasse einfacher als jetzt in der Sieben. Außerdem verlangt der neue Mathe-Lehrer viel mehr als Frau Müller. Weil ich mich nun mehr anstrengen muss, möchte ich für eine Drei statt 2 € ab jetzt 4 € bekommen.“

Bedenken Sie, dass immaterielle Belohnungen die gleiche Wirkung haben können wie materielle Belohnungen!

Auch wenn grundsätzlich immaterielle Belohnungen aus pädagogischer Sicht einen besseren Stand haben, so funktionieren sie doch oft ähnlich. Aus einer Nacht Zelten im Garten mit Freunden können ganz schnell zwei oder drei Nächte auf dem Campingplatz am See werden. Primäres Motivationsziel ist dann natürlich auch das Zelten – und nicht die bessere Note oder gar der Zuwachs an Wissen.

3 Tipps zum Belohnen:

  1. Belohnen Sie eher unerwartet!

    Regelmäßige Belohnungen können an Bedeutung verlieren, vielleicht sogar zur Routine werden – wenn auch zu einer angenehmen. Dem ganzen Belohnungsdilemma können Sie entgehen, wenn Sie Belohnungen nicht im Vorhinein als Anreiz setzen, sondern Ihr Kind hin und wieder einfach mal damit überraschen. Die Freude über eine solche unerwartete Anerkennung motiviert oft viel mehr, als in Erwartung einer regelmäßigen Belohnung zu lernen. Eine „außerordentliche“ Belohnung hat automatisch eine besondere Bedeutung und behält diese auch rückwirkend. Das liegt nicht an der Belohnung selbst, sondern daran, dass sie herzlicher ist als die erwartete Belohnung. Sie kommt spontan und von Herzen und ist damit Ausdruck Ihrer Zuneigung und Anerkennung. Das macht diese Art der Belohnung wertvoll für Ihr Kind.
  2. Belohnen Sie nicht nur das Ergebnis, sondern auch mal zwischendurch!

    Wenn Sie Ihr Kind nur manchmal und unregelmäßig belohnen, haben Sie auch eher die Gelegenheit, andere Leistungen als den benoteten Aufsatz, das benotete Referat oder die Note der Mathe-Arbeit zu honorieren. Sie können Ihr Kind nun auch zwischendurch, zum Beispiel für seinen Arbeitseinsatz und sein Durchhaltevermögen, belohnen, ohne dass es sein Ziel schon erreicht hat. Zudem unterstützen Sie Ihr Kind mit dieser Art der Belohnung auch auf seinem Weg zum selbstständigen Arbeiten. Wenn Sie nur das positive Ergebnis belohnen möchten, gibt es vielleicht gerade in schwierigen Zeiten, in denen Ihr pubertierendes Kind eigentlich dringend eine motivierende Belohnung bräuchte, keinen Grund dazu. Belohnen Sie jedoch auch mal zwischendurch, zum Beispiel wenn Ihr Kind zwei Stunden konzentriert gelernt hat, dann unterstützen Sie damit den gesamten Lernprozess positiv.
  3. Belohnen Sie so, dass Ihr Kind sich ehrlich über die Belohnung freut!

    Wenn Sie Ihr Kind so belohnen wollen, dann überlegen Sie, worüber es sich aktuell sehr freuen würde. Nicht alles, was Ihnen gefällt, mag auch automatisch Ihr Kind – schon gar nicht in der Pubertät! Aber vielleicht spart Ihr Kind gerade für einen neuen Gitarren-Verstärker, dann wäre eine kleine finanzielle Unterstützung speziell dafür sicher eine schöne Belohnung.

    Hatten Sie in letzter Zeit nur wenige Möglichkeiten, gemeinsam mit Ihrem Kind etwas zu unternehmen, dann schenken Sie ihm ein paar Stunden davon. Überraschen Sie Ihr Kind mit einer Mountainbike-Tour, einem Kinobesuch oder was immer ihm Spaß machen würde. Statt Geld oder gemeinsamer Zeit können Sie ihm natürlich auch das ersehnte Lieblings-T-Shirt schenken: Hauptsache, die Belohnung kommt auch als solche an!
Unser Rat: Seien Sie stolz auf Ihr Kind – das ist die größte Belohnung!
Sicher ist die Belohnung für schulische Leistungen die gute Note an sich! Schüler, die regelmäßig oder zumindest ab und zu gute Noten mit nach Hause bringen, erleben das in der Regel auch so. Dennoch ist es für kleine wie große Kinder entscheidend, wie Sie als Eltern auf die Leistung Ihres Kindes reagieren. Ohne dass Sie Ihre konkreten Wünsche oder Erwartungen genau formulieren müssten: Ihr Kind spürt, was Sie von ihm möchten!