Gemeinsam lernen mit Freunden
Wenn Kinder in der Pubertät auch zu Hause gemeinsam mit ihren Freunden und Klassenkameraden lernen möchten, werden viele Eltern jedoch nervös, weil sie fürchten, dass ihr Nachwuchs statt konzentriert zu lernen lieber schwätzt, surft, Musik hört und anderen „Blödsinn“ macht. Unbegründet sind diese Befürchtungen sicher hin und wieder nicht.
Wie sinnvoll ist das?
Nicht vor jeder, aber doch vor vielen Klassenarbeiten übt Susanna, 13 Jahre, wenigstens einen Nachmittag lang gemeinsam mit ihrer Freundin. Vor allem bei Mathe, ihrem schwächsten Fach, hat sie die Erfahrung gemacht, dass Kira eine große Hilfe für sie ist. Sie kann gut erklären, und Susanna ist beim Rechnen entspannt und macht weniger Fehler. Kira gibt Susanna Sicherheit und hat ein „Händchen“ dafür zu erkennen, was sie noch nicht verstanden hat. Susanna lernt dafür mit Kira vor Englisch- und Französischarbeiten. Hier fällt es ihr leicht, der Freundin Grammatikregeln und schwierige Texte zu erklären, oder mit ihr Vokabeln zu trainieren.
Jakob, 15 Jahre, lernt auch gerne zusammen mit Freunden, er ist dabei aber nicht so festgelegt auf bestimmte Klassenkameraden wie Susanna und Kira. Je nach Thema, Zeit, Lust und Laune bereitet er Referate immer mal mit anderen Jungs und/oder Mädels aus seiner Klasse vor. Für die meisten Klassenarbeiten übt er allein. Aber vor allem für Geschichte und Politik findet er das gemeinsame Lernen sehr sinnvoll, weil er festgestellt hat, dass er durch das gemeinsame Diskutieren der Unterrichtsinhalte den Lernstoff besser versteht. Abgesehen davon macht es ihm einfach Spaß, sich mit seinen Freunden z. B. über unterschiedliche politische Ansichten zu „streiten“.
Beide Schüler, Susanna und Jakob, schätzen also das gemeinsame Lernen mit ihren Klassenkameraden und Freunden. Beide hat mit der Zeit für sich herausgefunden, wann und wie sie von dem Zusammenlernen profitieren können. Im Wesentlichen zwei Gründe sind dafür verantwortlich, dass gemeinsames Lernen so ertragreich sein kann:
Gemeinsam lernen: 2 wichtige Gründe, die dafür sprechen
Der erste Grund hat etwas mit der neurobiologischen Funktionsweise und Beschaffenheit unseres Gehirns zu tun, der zweite Grund hebt die soziale Bedeutung des gemeinsamen Lernens hervor:
Wahrnehmungskanäle
- Lernen wird immer dann effektiv , wenn mehrere Lern- und Wahrnehmungskanäle gleichzeitig daran beteiligt sind. Andererseits – und das ist in unserem Zusammenhang wichtig – zeigt die Statistik, dass Ihr Kind bereits ca. 70 Prozent von dem behalten wird, was es einem Freund oder einer Freundin erklärt. Es gibt also für das menschliche Gehirn kaum eine bessere Lernstrategie als das gegenseitige Erzählen und Erklären. So bleibt der Lernstoff nicht nur besser im Gedächtnis haften, Ihrem Kind fällt bei einem solchen gemeinsamen Lernen auch schneller auf, was es noch nicht so gut verstanden hat.
- Hinzu kommt, dass man die Bedeutung von Spaß und Freude beim Lernen für den Lernerfolg nicht unterschätzen sollte. Das Gehirn lässt sich bereitwilliger und somit leichter auf einen Lernstoff ein, wenn die Atmosphäre fröhlich und entspannt ist. Der Lernstoff wird dann mit positiven Gefühlen assoziiert, was sich grundsätzlich auch positiv auf die Lernmotivation Ihres Kindes auswirkt. Das gemeinsame Lernen mit Freunden dauert vielleicht manchmal ein bisschen länger und ist phasenweise auch unkonzentriert, es kann im Endeffekt aber bessere Früchte tragen als verbissenes Alleinlernen.
Die Teamfähigkeit wird trainiert und verbessert
Dieser Grund ist offensichtlich wichtig. Sicher gibt es Menschen, die eher dafür „gemacht“ sind, allein für sich zu lernen. Doch auch diese Schüler müssen zunächst in der Klassen- und Schulgemeinschaft zusammen mit anderen Schülern arbeiten sowie auch später während ihrer Ausbildung und im Berufsleben mit ihren Mitmenschen auskommen. Abgesehen davon, dass die meisten Schüler es schlicht genießen, gute Freunde zu haben und unter Gleichaltrigen anerkannt zu sein, verlangt Teamarbeit Ihrem Kind aber doch einiges mehr an sozialer Kompetenz ab.
Teamarbeit bedeutet nämlich:
- kommunikative Regeln berücksichtigen zu können (z.B. zuhören, ausreden lassen, fair kritisieren, wertschätzen, anerkennen etc.), Kompromisse eingehen zu können (die Vorstellungen müssen abgeglichen werden),
- Toleranz üben (nicht jeder kann oder weiß alles),
- als Einzelner trotzdem Verantwortung zu übernehmen für das ganze Projekt,
- planerische Kompetenz zu entwickeln (so dass sich die einzelnen Teammitglieder wirklich zeitlich und inhaltlich entlasten etc. ).