Jungen zum Lesen motivieren: Hilfreiche Tipps!

Viele Eltern stellen irgendwann frustriert fest, dass ihr pubertierender Nachwuchs freiwillig zu keinem Buch mehr greift. Dabei sind es deutlich mehr Jungen als Mädchen, die kein oder nur ein geringes Interesse am Lesen zeigen. Nicht selten wirkt sich das wenige Lesen leider auch negativ auf die Lesekompetenz der Schüler und damit unmittelbar auf die schulischen Leistungen aus. Was Sie als Eltern tun können, um vor allem Ihren männlichen Nachwuchs zum Lesen zu bewegen, erfahren Sie im folgenden Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Motivation und Kommunikation

Bereits nach der ersten PISA-Studie 2000 war klar, dass sich Staat und Schulen unbedingt der Leseförderung speziell von Jungen annehmen müssen. Leider ist es bislang mehr bei dieser Feststellung denn bei konkreten Projekten geblieben. Mit der PISA-Studie 2009 zeigte sich, dass in der höchsten Lesekompetenzstufe die Zahl der Jungen gegenüber der der Mädchen sogar noch abgenommen hatte.

Warum ist Lesen wichtig?

Dass in den vergangen Jahren so wenig für die Lust der Jungen am Lesen getan wurde, ist durchaus kritisch zu sehen, denn die Lesefähigkeit ist eine der wichtigsten schulischen Basiskompetenzen. In nahezu allen Fächern, auch im mathematisch-naturwissenschaftlichen Aufgabenfeld, entscheidet das Textverständnis beispielsweise darüber, ob ein Schüler schriftliche Aufgabenstellungen in Klassenarbeiten ebenso vollständig wie inhaltlich richtig erfassen und damit auch lösen kann. Abgesehen davon erfolgt der wohl größte Teil der Informationsvermittlung in den meisten schulischen Fächern über Texte. Wenn Ihr Kind hier mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist es also eindeutig im Nachteil.

Neben der Bedeutung des Lesens für Schule und Ausbildung sollte aber auch das Leseerlebnis an sich nicht unterbewertet werden. Lesen, ob Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften, ermöglicht Ihrem Kind jederzeit das Eintauchen in andere Welten sowie die gedankliche und produktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen, ethischen, wissenschaftlichen etc. Themen und Fragestellungen. Lesen kann entspannen, lesen kann Neugierde wecken und befriedigen, Lesen kann bilden und vieles mehr: Lesen lohnt sich also in vielerlei Hinsicht.

Der Schlüssel zum Lesen ist die richtige Motivation bei Ihrem Sohn!

Der Schlüssel zum Lesen ist die richtige Motivation bei Ihrem Sohn!

Leider motiviert das Wissen um diese zahlreichen Vorteile Ihren Sohn nicht automatisch zum Lesen. Vielmehr gibt es viele Gründe, die dazu beitragen können, ob Ihr Kind zu einem Viel oder Wenigleser wird:

  • Eindeutig ist der Zusammenhang zwischen Lesefähigkeit und Lesemotivation. Wenn Ihr Sohn Schwierigkeiten mit dem flüssigen Lesen hat und es ihm schwerfällt, Textinhalte zu verstehen, dann wird er freiwillig vermutlich kaum lesen. Wem das Lesen hingegen leicht fällt, der greift schon mal eher zu Büchern oder Zeitschriften. Die Lesefähigkeit kann also negativ, aber auch positiv die Motivation zum Lesen beeinflussen.

  • Lesesozialisation – und damit der Grundstein für die „Lust am Lesen“ – beginnt bereits im frühkindlichen Alter. Schon kleine Kinder erleben, welche Rolle und Bedeutung Bücher und Lesen zu Hause sowie in ihrem weiteren Umfeld einnehmen. Empfinden Sie Lesen und Vorlesen als etwas Angenehmes, das die anderen Familienmitglieder regelmäßig, freiwillig und mit Freude praktizieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit der Nachahmung groß.

  • Trotzdem kann es sein, dass Ihr Sohn, obwohl er in einem lesefreundlichen Umfeld groß wird, während der Pubertät die Lust aufs Lesen verliert. Auch dafür kann es verschiedene Gründe geben. Nahe liegt der Gedanke, dass er während der Pubertät zeitweise so intensiv mit anderen Dingen beschäftigt ist, dass in seinem Kopf nicht gleichzeitig noch Platz für Bücher ist. Möglich ist aber auch, dass er eine passende altersgemäße Lektüre noch nicht gefunden hat. Ob Sachthemen oder Belletristik: Lesen setzt Interesse an Inhalten und die Identifikation mit den Figuren einer Lektüre voraus. Die Themen der Pubertät sind aber andere als die der Kindheit. Erwachsene, die zwar als Kind gelesen haben, während und nach der Pubertät jedoch nicht mehr zu Büchern greifen, haben für diesen Übergang ins Erwachsenenalter oft keine befriedigende Lektüre gefunden.
  • Insgesamt drei Lese-Bereiche sind vor allem wichtig für die Entwicklung der Lesemotivation Ihres Sohnes: Neben dem häuslichen Umfeld erlebt er auch in seiner Freizeit, ob z.B. seine Freunde Bücher, Zeitschriften oder Zeitungen lesen, ob sie das Internet auch zur textgebundenen Informationsrecherche nutzen etc. Ihr Sohn kann hier viele wertvolle Anregungen zum Lesen bekommen. Der dritte und leider oft weniger die Leselust fördernde Bereich ist die Schule. Das Problem ist hier aber nicht ein vermeintlich „schlechter“ Unterricht, sondern vielmehr sind die Vorzeichen, unter denen Schüler in und für die Schule lesen, oft ungünstig: Schulisches Lesen ist für viele Schüler mit Zwang verbunden, da sie die Lektüre meist nicht frei wählen können, inhaltliche Vorgaben, die an Noten gebunden sind, erfüllen müssen und ihnen oft die Identifikation mit Inhalt und Figuren der Lektüren schwerfällt. Wer neben einer solchen Schullektüre keine positiven Leseerfahrungen sammelt, verzichtet dann manchmal jahrelang aufs freiwillige Lesen.

  • Entscheidend für die Lesemotivation ist aber auch, dass der geschlechtsbedingte Unterschied im Leseverhalten zwischen Jungen und Mädchen nicht einfach weggeredet oder übersehen wird. Wenn Sie Ihrem Sohn Geschmack aufs Lesen machen möchten, sollten Sie als Eltern (aber auch die Lehrer in der Schule) diesen Unterschied akzeptieren und bei der Wahl der Lektüre berücksichtigen.

Jungen lesen anders als Mädchen

 Jungen lesen anders als Mädchen

Auch falls Sie vielleicht andere Erwartungen an das Leseverhalten Ihres Sohnes haben: Wenn Sie Ihren Jungen zum Lesen motivieren wollen, dann geht das nur über Spaß und Interesse, nicht über Druck und bestimmte Vorgaben. Das bedeutet, dass Sie auch bei der Wahl der Lektüre die Themen berücksichtigen oder akzeptieren sollten, die Ihr Sohn bevorzugt. Statistiken, die das inhaltliche Leseinteresse bei Zeitungen von Jungen und Mädchen vergleichen, zeigen z.B., dass Jungen u.a. am liebsten über Sport, Film und Fernsehen, Computer oder Forschung und Technik lesen. Mädchen lesen auch gerne über Film oder Fernsehen und mögen wie die Jungen z.B. Witze oder Rätsel, sind sonst aber eher mit Beiträgen über ihre Stars, Veranstaltungen, Events, Mode und Kosmetik etc. zu begeistern. Bei der Wahl der Textsorte bevorzugen Jungen eindeutig Comics vor Abenteuergeschichten, gefolgt von Sachbüchern, Zeitschriften, Detektiv- und Fantasygeschichten. Grundsätzlich verbringen laut Statistik Jungen bis 13 Jahre ihre Freizeit sowieso eindeutig lieber draußen mit Freunden, vor dem Fernseher, beim Sport oder vor dem Computer als beim Lesen.

(Quelle: www.jungenleseliste.de bzw. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs): JIM-Studie 2005)

Was Sie als Eltern tun können, um Ihren Sohn zum Lesen zu motivieren

Die folgenden Tipps sind natürlich nicht nur für Jungen, sondern gleichermaßen auch für Mädchen von Bedeutung!

Ihr gutes Vorbild ist wichtig!

Vor allem wenn es um die frühkindliche Motivation zum Lesen geht, spielt es eine große Rolle, welches Vorbild Sie als Eltern abgeben. Gehören Sie als Vater(!) selbst zu den Viellesern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihr Sohn ebenfalls Interesse am Lesen entwickelt. Von Vorteil ist es darüber hinaus, wenn er Sie nicht nur beim Lesen sieht, sondern auch – seinem Alter entsprechend – an Ihrer Lektüre teilhaben kann. Erzählen Sie ihm, welches Buch Sie gerade lesen, was genau Ihnen daran gefällt und was vielleicht nicht. Erzählen Sie die Geschichte eines Buches häppchenweise immer weiter, oder diskutieren Sie mit Ihrem Sohn über den Zeitungsartikel, der Sie gerade interessiert. Selbstverständlich klappt das nicht bei allen Themen, aber anbieten sollten Sie solche Gespräche immer wieder.

Lesen Sie vor, lesen Sie gemeinsam

Ihren kleinen Kindern lesen viele Eltern vor, doch warum gibt man dieses Ritual auf, sobald die Kinder größer sind? Sicher, pubertierende Jugendliche wollen keine abendliche Gute-Nacht-Geschichte mehr von Ihren Eltern hören, aber dennoch gibt es viele Gelegenheiten, bei denen das gegenseitige Vorlesen sinnvoll ist, Spaß macht oder sogar zu einem lieb gewordenen Ritual werden kann. So kann man als Familie durchaus hin und wieder gemeinsam ein Buch lesen, das allen gefällt. Genauso können interessante Artikel aus Zeitschriften gegenseitig vorgelesen oder zu Weihnachten bzw. an Geburtstagen z.B. besinnliche oder amüsante Geschichten vorgetragen werden.

Keine Pflichtlektüre, kein erhobener Zeigefinger

Oberstes Gebot beim familiären Lesen bzw. Vorlesen ist jedoch, dass Sie als Eltern selbst Spaß daran haben. Je authentischer das Lesen von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern zu Ihrem Alltag gehört, umso besser. Genauso wenig sollte dann auch das häusliche Lesen für Ihren Sohn zur Pflichtlektüre werden. Lesen unter Zwang ist zu Hause ähnlich wirkungslos wie in der Schule. Schon der erhobene (pädagogische) Zeigefinger wird ihn eher demotivieren, als mit Freude zum Lesen zu bewegen. Setzen Sie lieber auf das Prinzip „Freiwilligkeit“ und das ehrliche Interesse am Lesestoff.

Platz schaffen zum Lesen

Nicht unwichtig für ein schönes Leseerlebnis ist auch der Ort, an dem gelesen wird. Schauen Sie daher, ob sich in Ihrer Wohnung bzw. im Zimmer Ihres Sohnes schon ein solch angenehmer Leseort befindet oder ob Sie hier gemeinsam nachbessern müssen. Manchmal reichen schon ein bequemer Sessel, eine schicke Leselampe und ein kleines Bücherregal für eine solche „Lieblingsecke“.

Persönliche Vorlieben berücksichtigen

Die Chancen, dass Ihr Kind, vor allem Ihr Sohn, freiwillig zu einem Buch oder einer Zeitschrift greift, stehen also dann am besten, wenn Sie mit der Lektüre tatsächlich seine Interessen treffen. Schaut er gerne bestimmte Filme oder Serien im Fernsehen, ist er vielleicht Science-Fiction-Fan oder Sport Freak, liebt er Computerspiele etc.? Zu vielen TV- und Kino-Produktionen gibt es Bücher, und auch zu fast allen anderen Themen finden sich entweder in Buch- oder Zeitschriftenform zusätzliche Angebote. Hilfreich kann es auch sein, wenn Sie erfahren, was die Freunde Ihres Sohnes gerne lesen – vielleicht bekommt er ja so eine motivierende Empfehlung. Nicht selten ist auch die Textform ausschlaggebend: Gerade die Jungen bevorzugen oft Comics, Zeitschriften oder Sachbücher. Akzeptieren und unterstützen Sie diese Vorlieben, dann behält Ihr Sohn den Spaß am Lesen bei.

Internet-Tipp: Leseliste für Jungen zwischen 13 und 18

Für jüngere Jungen, vor allem aber auch für Ihren pubertierenden männlichen Nachwuchs finden Sie unter www.jungenleseliste.de viele Lese-Anregungen. Zu allen vorgestellten Büchern erhalten Sie dort eine kurze Inhaltsangabe und eine Begründung für die Auswahl des Buches. Zusätzlich bekommen Sie noch Tipps für geeignete Zeitschriften sowie zahlreiche weitere Hinweise und Ideen, wie Sie Ihren Jungen beim Lesen fördern können.