Kommunikationskiller sind Motivationskiller

Kommunikationssperren, also das Kommunizieren „von oben herab“, demotivieren und demoralisieren Kinder. Lesen Sie hier, was Kommunikationskiller sind und wie Sie am besten damit umgehen.  

Inhaltsverzeichnis

Eltern-Kind-Kommunikation

Kommunikationssperren in der Eltern-Kind-Kommunikation sind alles Formen einer „negativen Kommunikation“, bei der der Kommunikationspartner – hier das eigene Kind – nicht als gleichwertig akzeptiert wird. Die Kommunikation findet nicht auf Augenhöhe, sondern von „oben nach unten“ statt. Da die Eltern selbst reden, statt zuzuhören, erfassen sie oft nicht die tatsächlichen Gefühle bzw. Bedürfnisse ihres Kindes und verpassen so leider die Gelegenheit, ihrem Kind helfen zu können.

Der folgende Dialog zwischen Mutter und Sohn zeigt das deutlich:

Sohn: „Ich mache das Schwimmabzeichen am Ende des Schuljahres nicht mit. Ist sowieso freiwillig!“

Mutter: „Du gehst jeder Herausforderung aus dem Weg! Verstehe ich nicht, du bist doch ein guter Schwimmer.“

Sohn: „Der Unterricht bei Frau Jahn macht keinen Spaß. Ich habe eben keinen Bock darauf.“ Mutter: „Ach hör auf mit Frau Jahn. Sie macht einen guten Unterricht.“

Sohn: „Die anderen gehen auch nicht zur Prüfung.“

Mutter: „Das denkst du. Hinterher stehst du allein da, und alle anderen sind stolz auf ihr Abzeichen und ihre guten Noten.“

Sohn: „Vergiss es.“

Statt ihrem Sohn, der wahrscheinlich von Versagensängsten geplagt wird, zuzuhören, interpretiert, analysiert, korrigiert, schmeichelt, moralisiert und belehrt die Mutter ihn so lange, bis er das Gespräch beendet. Sie erreicht damit das genaue Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollte: Statt ihren Sohn zu motivieren und ihm Mut zu machen, bricht er die Kommunikation mit seiner Mutter ab.

Kommunikationskiller sind auch immer Motivationskiller!

Kommunikationskiller zielen nämlich nicht auf die Lösung eines Problems, sondern verhindern eine vertrauensvolle und ermutigende Beziehung zwischen Eltern und Kind. Eine solch positive Beziehung ist aber die Basis für motiviertes, eigenverantwortliches Handeln des Kindes. Auch Fragen können Motivationskiller sein Viele Eltern, vor allem die bemühten, wundern sich, warum ihr Kind auf ihre interessierten Fragen nur wortkarg oder auch gar nicht antwortet. Die Überzeugung, dass man nur Fragen stellen müsse, um jemanden zum Reden zu bringen, bestätigt sich gerade bei den eigenen Kindern oft nicht. Grundsätzlich ist es natürlich wichtig, dass Eltern Interesse an ihrem Kind und den Dingen signalisieren, die es gerade beschäftigen. Doch wendet sich Ihr Kind mit einem ernsthaften Problem vertrauensvoll an Sie, und Sie beginnen Fragen zu stellen, statt einfach zuzuhören, kann es sein, dass Ihr Kind sich sofort zurückzieht.

Ein Beispiel:

Tochter: „Ich muss nächste Woche ein Referat in Englisch halten. Ich glaube, ich schaffe das nicht.“

Vater: „Worüber sollst du denn referieren?“

Tochter: „Über bekannte Sehenswürdigkeiten in London.“

Vater: „Und was kannst du da nicht?“

Tochter: „Das Thema ist blöd?“

Vater: „Wieso blöd? Im Internet findest du unendlich viele Infos dazu. Hast du schon mal nachgeschaut?“

Tochter: „Noch nicht, aber das meine ich nicht.“ (Schweigen)

Wie dieser kurze Dialog zeigt, schränken die Fragen des Vaters die Kommunikationsmöglichkeiten der Tochter ein. Wahrscheinlich wollte sie sich gar nicht über die Inhalte des Referats unterhalten. Möglicherweise hat sie ein ganz anderes Problem, z.B. Lampenfieber, Prüfungsangst oder einfach Zeitnot. Durch seine enge Fragestellung lenkt der Vater das Gespräch nur in eine Richtung und erfährt so das eigentliche Problem der Tochter nicht. Die Tochter hingegen fühlt sich in die Enge getrieben und unverstanden. Sie hat keine Chance, ihre Empfindungen oder ihr wirkliches Problem zu schildern. Im Extrem können solche „geschlossenen“ Fragen (mögliche Antworten nur „ja“ oder „nein“) sogar eine bedrohliche Wirkung haben.

Offene Fragen erleichtern die Kommunikation

In jedem Fall besser sind „offene“ Fragen. Sie behindern in der Regel die Kommunikation mit Ihrem Kind nicht, sondern geben ihm genügend Freiraum, genau das zu erzählen, was es auch loswerden möchte. „Offenen“ Fragen sind W-Fragen – aber Vorsicht: Formulieren Sie die W-Fragen so, dass Sie Ihrem Kind Türen öffnen und nicht verschließen, z. B:

  • Was ist deiner Meinung nach das Problem?
  • Woran lag es, dass die Mathe-Arbeit nicht gut geworden ist?
  • Wie stellst du dir die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung vor?
  • Welche Gedanken hast du dir zur Wahl der zweiten Fremdsprache gemacht?
  • Was denkst du über das Theaterstück?

Falsche Fragen sind Kommunikationssperren

Vielleicht haben Sie nun den Eindruck, dass Sie ständig aufpassen müssen, wie Sie mit Ihrem Kind reden, um es nicht zu demotivieren oder ihre Beziehung zu schädigen. So ist es sicher nicht! Zunächst ist es kaum möglich, ständig korrekt zu kommunizieren. Eltern machen manchmal Fehler, das ist völlig normal und außerdem kein Problem, solange sich die Gespräche um problemfreie Themen drehen, beispielsweise:

Vater: „Wenn du so weiter mit der Farbe kleckerst, dann übernehme ich das hier allein!“

Sohn: „Schon gut, ich pass jetzt besser auf.“

Vater: „Das Gleiche gilt auch für das Abkleben der Tür- und Fensterrahmen. Bitte ordentlicher, du machst sonst eine Riesen- Sauerei.“

Sohn: „Wird gemacht, Chef!“

Wo kein Problem im Raum steht, muss also auch eine Drohung und Beschuldigung etc. nicht zwangsläufig demotivieren und sich belastend auf die Beziehung auswirken. Aber Achtung: Hat Ihr Kind mit einem größeren Problem zu kämpfen, sollten Sie versuchen, weitgehend auf jede Art von Kommunikations- und Motivationskiller zu verzichten. Gelegentliche Fehler sind auch hier nicht schlimm, wenn Sie gelernt haben, sie in den meisten problembelasteten Situationen zu vermeiden.