Schulische Ziele planen und erreichen: So verlaufen die Vorhaben Ihres Kindes nicht im Sand

Die Noten Ihres Kindes sind im Keller und kein Land in Sicht. Lesen Sie hier, was Sie als Eltern tun können, wenn Ihr heranwachsender Sohn oder Ihre pubertierende Tochter sich zwar immer wieder schulische Ziele setzen, jedoch weit davon entfernt bleiben, sie auch systematisch anzugehen und zu erreichen. 

Inhaltsverzeichnis

Zeitmanagement und Selbstorganisation

Wenn Ihr Kind immer wieder Schwierigkeiten damit hat, sich Ziele zu setzen bzw. seine gesteckten Ziele zu erreichen, sollten Sie als Erstes Ursachenforschung betreiben und folgende Frage beantworten:

Was hindert mein Kind daran, seine Ziele zu erreichen?

„Mein Kind ist einfach nur faul“ als einzige Antwort auf diese Frage stehen zu lassen, ist in den meisten Fällen zu einfach und wird den Problemen der Jugendlichen oft nicht gerecht. Kein Schüler schreibt gerne schlechte Noten, auch wenn mancher diese Misserfolge z. B. durch coole Sprüche ganz gut verdrängen kann. Dennoch: Schlechte Noten oder gar Sitzenbleiben kratzen empfindlich am Selbstbewusstsein und bewirken auf Dauer bei vielen Schülern ein Gefühl der Hilflosigkeit. Die Reaktionen auf dieses Gefühl sind unterschiedlich.

Mögliche Reaktionen auf Misserfolge

  • Manche Schüler neigen dazu, sich gerade dann, wenn sie ein Ziel nicht erreicht haben (z. B. wieder eine 5 statt einer 4 im Englisch-Test) oder spüren, dass sie es nicht erreichen können, schnell immer wieder neue Ziele zu setzen (z. B. jetzt regelmäßig Mathe zu lernen). So haben sie andauernd Ziele vor Augen, die sie aber sofort durch andere Ziele austauschen, wenn Schwierigkeiten auftreten. Eine Weile ist das vielleicht ganz gut für das Selbstbewusstsein, weil sich Ihr Kind so immer wieder in eine positive Aufbruchstimmung versetzt. Erreicht Ihr Kind seine Ziele aber nur selten oder nie, handelt es sich dabei um eine andauernde Selbsttäuschung. Ihr Kind hat zwar immer etwas Positives vor, aber leider bleibt es auch immer nur bei diesem Vorhaben.

Solchen Schülern kann oft am besten geholfen werden, wenn gemeinsam realistische, also erreichbare Ziele festgelegt werden und durch feste Arbeitspläne das Lernen zeitlich wie inhaltlich klar strukturiert wird. Das erleichtert das Durchhalten – auch in schwierigen Situationen.

  • Bei anderen Schülern bewirken diese Gefühle des Versagens und der Hilflosigkeit, dass sie oft ganz darauf verzichten, sich Ziele zu setzen. Aber auch das hilft ihnen nicht weiter, denn in der Regel haben solche Schüler mit der Zeit das Gefühl, dass sie völlig „fremdgesteuert“ durch ihr Schulleben laufen. Alle wollen etwas von ihnen – die Lehrer, die Eltern –, nur was sie selbst wollen, haben sie aus dem Blick verloren. Gehört Ihr Kind zu dieser „Kategorie“ Schüler, dann lernt es vielleicht manchmal irgendwie, aber ohne inneres Engagement.

Um dem Lernen wieder eine Richtung und damit überhaupt wieder einen Sinn zu geben, benötigen solche Schüler zuerst eine Unterstützung bei der Bestimmung ihrer eigenen, ihrer persönlichen Ziele.

  • Eine weitere Schülergruppe reagiert auf ständige Misserfolge und unerreichte Ziele gleichsam mit „Erstarren“ und Nichtstun. Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass ihre Bemühungen umsonst sind und Anstrengungen sich nicht lohnen. Zwischenzeitliche Erfolge (gute Noten), schreiben sie mehr einem glücklichen Zufall als ihrem persönlichen Wissen oder Können zu. Zählt Ihr Kind zu dieser Schülergruppe, so hat es vielleicht schulische Wünsche oder Ziele, traut sich aber kaum mehr zu, sie aus eigener Kraft erreichen zu können.

    Mögliche Ursachen und Gründe

Diese Heranwachsenden benötigen neben viel persönlicher Zuwendung und der Stärkung ihres Selbstbewusstseins vor allem auch eine inhaltliche und methodische Unterstützung beim Lernen. Anhand vieler kleiner Erfolge müssen solche Schüler erst wieder erfahren, dass sie doch in der Lage sind, ihre Ziele zu erreichen.

Betrachtet man diese drei möglichen Verhaltensweisen (es gibt sicher noch weitere), so zeigen sich verschiedene Ursachen und Gründe, die dafür verantwortlich sein können, dass Schüler ihre schulischen Ziele nicht erreichen. Überlegen Sie, welche Gründe auf Ihr Kind zutreffen könnten 

Mögliche Ursachen und Gründe

  1. Die schulischen Ziele Ihres Kindes sind unrealistisch hoch, sodass es sie nie oder nur mit übermäßiger Anstrengung erreichen kann.
  2. Ihr Kind hat „Durchhalten“ und „Kämpfen“ noch nicht ernsthaft trainieren müssen, vielleicht weil ihm Lernen in der Vergangenheit leicht gefallen ist, vielleicht weil Sie es viel unterstützt und ihm Arbeit abgenommen haben.
  3. Ihr Kind ist in der Schule grundsätzlich überfordert – in vielen Fächern werden die Lücken immer größer.
  4. Ihr Kind hat das Lernen nicht gelernt, sodass es gar nicht weiß, was zu tun ist, um sich z.B. richtig auf eine Klassenarbeit vorzubereiten. Ihr Kind fühlt sich hilflos, weil es spürt, dass ihm hier wichtige Kompetenzen fehlen.

  1. Ihr Kind hat gar keine eigenen schulischen Ziele. Es denkt, dass es bloß Ihre Erwartungen und die der Lehrer erfüllen muss, um alle zufriedenzustellen.
  2. Ihr Kind reagiert besonders sensibel auf Leistungsdruck und/oder Misserfolge. Statt sich dadurch herausgefordert zu fühlen, verkriecht es sich und verharrt im Nichtstun.
  3. Ihr Kind traut sich schulisch kaum etwas zu. Sein negatives Selbstbild hindert es daran, mögliche Ziele mit Kraft und Energie anzugehen.

Wie Sie Ihr Kind unterstützen können: 5 Coaching-Tipps für Eltern

Grundsätzlich ist für Ihr Kind die Erfahrung, ein Ziel auch mal nicht zu erreichen, durchaus wichtig – vorausgesetzt, es zieht daraus die richtigen Konsequenzen. Im Sport etwa fällt das oft leichter als beim Lernen für die Schule. Hat Ihr Kind bei einem Tennismatch oder Fußballturnier eine Niederlage einstecken müssen, weiß es, dass es für den nächsten Wettkampf z. B. härter trainieren, seine Taktik überprüfen, seine Ausdauer und Nervenstärke verbessern oder seine Ziele niedriger hängen muss. Wie der Trainer bei sportlichen Zielen, so können Sie auch als Eltern Ihr Kind beim Erreichen seiner schulischen Ziele coachen. Die folgenden Tipps sollen Ihnen dabei helfen:

Tipp 1: Helfen Sie Ihrem Kind, sich realistische Ziele zu setzen

Weder Ihr Kind selbst noch Sie als Eltern sollten die Messlatte für schulische Ziele zu hoch legen. Nur wenn Ihr Kind spürt, dass seine Fähigkeiten auch ausreichen, um seine Ziele erreichen zu können, wird es auch motiviert sein, dafür zu arbeiten. Ist Ihr Kind grundsätzlich überfordert, sollten Sie gemeinsam z. B. über einen Schulwechsel, das Wiederholen der Klasse etc. nachdenken. 

Tipp 2: Helfen Sie Ihrem Kind bei der Suche nach geeigneten Maßnahmen

Nehmen Sie Ihrem Kind die Arbeit nicht ab, sondern helfen Sie ihm dabei, aus eigener Kraft sein Ziel zu erreichen. Legen Sie daher nicht fest, dass Ihr Kind nun jeden Tag z. B. eine halbe Stunde Mathe zusätzlich lernt und einen Vokabelkasten für Englisch anlegt. Schlagen Sie solche Maßnahmen nur vor, wenn Ihr Kind keine eigenen Ideen hat. Doch lassen Sie es selbst überlegen und entscheiden, welche Maßnahmen es umsetzen will, um seinen schulischen Zielen näher zu kommen. Die Verbindlichkeit, sich auch an diese Maßnahmen zu halten, ist größer, wenn Ihr Kind sich selbst dazu entschlossen hat.