So blüht Ihr Kind in der Schule richtig auf
Sicher kennen Sie das: Wenn Ihr Kind etwas tun soll, wozu es Lust hat, kann es sich mit Feuereifer an die Sache begeben. Stundenlang baut es komplizierte Lego Bauwerke oder verbringt Nachmittage damit, ein selbst ausgedachtes Kunstwerk zu basteln. Kaum geht es aber darum, die Hausaufgaben zu erledigen, wird alles zäh und schwer. Ihr Kind wirkt müde, lustlos – und die Aufgaben dauern eine Ewigkeit. „Mein Kind hat einfach keine Disziplin. Es tut nur, wozu es Lust hat“, höre ich viele Eltern dann klagen. Doch genau das ist typisch für Kinder: Nur was Kinder wirklich interessiert, machen sie auch wirklich gern und gut. In diesem Spezialreport erfahren Sie, warum das so ist und wie Sie Ihr Kind zum Lernen motivieren können.
Lernen leicht gemacht
Wenn wir uns für etwas interessieren, schüttet unser Gehirn beim Lernen einen regelrechten „Wohlfühl-Cocktail“ aus. Der erzeugt nicht nur angenehme Gefühle wie etwa Freude und Befriedigung, sondern bewirkt außerdem, dass das Gelernte im Langzeitgedächtnis gespeichert wird. Dass nicht jedem Kind beim Lösen von Mathe-Aufgaben oder Ähnlichem gleich ein Lächeln auf den Lippen liegt, leuchtet ein. Mit „Spaß“ am Lernen ist auch nicht unbedingt dauerndes Vergnügen und Lachen gemeint. Es meint vielmehr die innere Freude, die entsteht, wenn Ihr Kind
- sich für etwas interessiert,
- sich gefordert fühlt,
- etwas erreichen kann,
- aus eigener Kraft eine schwierige Aufgabe bewältigt,
- etwas verstanden hat.
Genau dieses Gefühl ist der Motor, der unsere Kinder befähigt, sich in eine Arbeit zu vertiefen und erfolgreich zu lernen.
Die eigene Lust am Lernen ist besser als jede Belohnung
„Wenn du bei der nächsten Arbeit eine bessere Note schreibst, bekommst du ein tolles Geschenk von mir!“ oder „Wenn das nächste Zeugnis besser ist, darfst du dir ein Smartphone kaufen“ – sicher haben Sie auch schon mal versucht, Ihr Kind auf diese Weise zum Lernen zu motivieren. Doch diese Strategie hilft meist nicht oder zumindest nicht dauerhaft.
Gemäß der modernen Lernforschung ist die innere (intrinsische) Motivation das A und O erfolgreichen Lernens. Im Schulalltag können diese Erkenntnisse jedoch kaum umgesetzt werden. Hier rückt die äußere (extrinsische) Motivation durch Noten oder Belohnungen in den Vordergrund. Doch was können Sie tun, um Ihr Kind zu fördern? Die folgenden Tipps zeigen Ihnen, wie Sie Ihrem Kind zu Hause das Lernen erleichtern.
10 Tipps, wie Sie Ihr Kind dauerhaft zum Lernen motivieren können
Lern-Tipp 1: Sorgen Sie für ein gutes Lernklima.
Für uns alle gilt: Wenn wir uns wohlfühlen, sind wir eher bereit, Neues zu lernen und auch schwierige Dinge anzugehen. Wichtig fürs Lernen sind daher:
- ein aufgeräumter Arbeitsplatz
- eine ruhige Lernumgebung
- ausreichend Schlaf
- genügend Bewegung (zwei Stunden täglich)
- gesunde Ernährung
Lern-Tipp 2: Helfen Sie Ihrem Kind, sich Ziele zu setzen.
Formulieren Sie mit Ihrem Kind zusammen Ziele, die es so erstrebenswert findet, dass es sich selbst zum Lernen motivieren kann, etwa: „Wer gut in Mathe ist, kann später Informatik studieren.“ Auch kurzfristige Ziele, die sich das Kind selbst setzt, helfen, z. B.: „Ich möchte nicht mehr so viel Stress haben vor den Klassenarbeiten. Deshalb fange ich eine Woche vorher an, mich jeden Tag eine halbe Stunde darauf vorzubereiten.“
Lern-Tipp 3: Machen Sie die Schule nicht zum Hauptthema in der Familie.
In vielen Familien ist die Schule zum Stressfaktor Nummer 1 geworden. Doch das Zuhause sollte vor allem ein sicherer Hafen sein, in dem sich Ihr Kind entspannen und vom anstrengenden Schulalltag erholen kann. Sparen Sie daher mit Kritik und Vorwürfen. Zeigen Sie Interesse für das, was Ihr Kind in der Schule erlebt. Sprechen Sie vor allem über die erfreulichen Dinge wie Sport, Freunde oder ein Fach, das ihm Spaß macht.
Lern-Tipp 4: Lassen Sie Ihrem Kind Zeit zum Durchatmen.
Eine wichtige Lernregel lautet: Nur wer genug Pausen macht, kann sich richtig aufs Lernen konzentrieren. Oft helfen schon ein bisschen Bewegung und ein Schluck Wasser. Achten Sie auch darauf, dass Ihrem Kind neben dem Lernen noch genug Zeit für seine Freunde und Hobbys bleibt.
Lern-Tipp 5: Fördern Sie die Selbstbestimmtheit Ihres Kindes.
Ihr Kind möchte nach der Schule erst mal noch etwas „chillen“? Es nutzt gerne bestimmte Apps oder Kinder-Internetseiten, um den Lernstoff zu üben? Überlassen Sie ihm Kind die Entscheidung, auf welchem Weg es seine Lernziele erreicht. Das motiviert zusätzlich und stärkt das Selbstbewusstsein.
Lern-Tipp 6: Geben Sie Ihrem Kind Anregungen, wie es lernen kann.
Wenn Sie als Eltern zum häuslichen Nachhilfelehrer werden, gibt es meist Streit. Kein Wunder, denn Ihr Kind braucht sie nicht als Lehrer, sondern als Mutter oder Vater. Trotzdem können Sie Anregungen geben, etwa indem Sie Ihrem Kind helfen, kreative Lernmethoden zu finden, die zu seinem Lerntyp passen (siehe Seite 7 und 8 „Welcher Lerntyp ist mein Kind?“).
Lern-Tipp 7: Bauen Sie Lerninhalte spielerisch in den Alltag ein.
Rechnen beim Einkaufen, geschichtliche Ereignisse an aktuellen Nachrichten erklären, gemeinsam Englisch sprechen: Lernen kann man immer und überall. Auch Ausflüge ins Museum oder in die Natur machen trockenen Lernstoff lebendig.
Lern-Tipp 8: Stärken Sie Ihrem Kind den Rücken.
Auch wenn in der Schule nicht immer alles glatt läuft: Jedes Kind hat Dinge, die es gut kann und die es gerne macht. Das kann z. B. Sport sein oder auch das Spielen eines Instrumentes. Fördern Sie Ihr Kind in diesen Bereichen, und verschaffen Sie ihm die Erfolgserlebnisse, die es in der Schule womöglich nicht hat.
Lern-Tipp 9: Loben Sie Ihr Kind.
Richtig loben will gelernt sein: Wer nur für gute Noten gelobt wird, verliert schnell die Lust am Lernen. Besonders motivierend dagegen ist es, wenn Sie Ihr Kind für Dinge loben, die es direkt beeinflussen kann, z. B. wenn es sich bei einer Aufgabe besonders viel Mühe gegeben hat. So lernt Ihr Kind, dass es etwas bewirken kann und den Erfolg selbst in der Hand hat.
Lern-Tipp 10: Lernen mit Plan.
Auch ein Lernplan oder eine Lern-To-do Liste helfen beim Lernen. In einem Lernplan wird für jeden Tag festgelegt, was gelernt werden soll und wie man sich dafür belohnt. Alles Erledigte wird abgehakt – das motiviert!
Mein Tipp: Besser lernen mit der „Pomodoro“-Technik
Wenn Ihr Kind beim Lernen immer wieder abschweift und Probleme hat, sich zu motivieren, ist die Pomodoro-Technik eine wertvolle Hilfe. Sie besteht aus fünf einfachen Schritten:
1. Eine Liste von allen zu erledigenden Aufgaben erstellen.
2. Den Kurzzeitwecker je nach Alter des Kindes auf 10 bis 25 Minuten stellen.
3. Eine Aufgabe bearbeiten, bis der Wecker klingelt.
4. Kurze Pause machen (5 Minuten).
5. Nach drei bis vier Pomodori eine längere Pause machen (15 bis 20 Minuten).
Sobald eine Aufgabe erledigt ist, wird sie durchgestrichen. Das motiviert zusätzlich und gibt Ihrem Kind ein Erfolgsgefühl.