So lernt Ihr Kind eigenverantwortliches Arbeiten

In den letzten Jahren wird von der Grundschule bis zur Oberstufe neben dem Fachwissen immer häufiger auch großen Wert auf das eigenverantwortliche Arbeiten (EVA) der Schülerinnen und Schüler gelegt. Mit eigenen Projekten, selbst erstellten Arbeitsblättern oder Referaten lernen die Kinder, sich aktiv und motiviert in den Unterricht einzubringen.  

Inhaltsverzeichnis

Methodentraining Grundschule

Ziel des eigenverantwortlichen Lernens ist, dass die Schulkinder bestimmte Schlüsselqualifikationen, ohne die der Weg zum Abitur nahezu unmöglich geworden ist, so früh wie möglich erwerben. Das gelingt aber nur, wenn die Lehrer sich zurücknehmen und den Kindern so ermöglichen, die Lerninhalte und den Unterricht zu einem großen Teil selbst zu strukturieren.

Das eigenverantwortliche Arbeiten fordert von den Schülerinnen und Schülern, selbst zu interpretieren, zu analysieren, zu argumentieren und zu organisieren, ohne dass eine Lehrkraft ihnen diese maßgeblichen Elemente des Unterrichts vorgibt. Letztlich wird durch dieses aktive Handeln eine Reihe von Schlüsselqualifikationen gefördert, die in der weiteren Schullaufbahn und im Ausbildungsbereich zunehmend stärker nachgefragt werden.

So schätzen Sie Ihr Kind richtig ein

Vielleicht interessiert es Sie, wie gut die einzelnen Schlüsselqualifikationen von Ihrem Kind bereits beherrscht werden? Je nach Alter, Entwicklungsstand und Klassenstufe kann das ja ganz unterschiedlich aussehen. Nehmen Sie sich doch ein wenig Zeit, und schätzen Sie die Fähigkeiten Ihres Kindes ein. Hinter jeder Schlüsselqualifikation finden Sie eine Skala, mit der Sie einschätzen können, wie weit die entsprechende Qualifikation von Ihrem Kind beherrscht wird. (von kaum bis viel)

 Selbstständigkeit

Ihr Kind entscheidet, wann es lernt und was es dazu benötigt. Es fragt gegebenenfalls aktiv nach Unterstützung, kennt seine Stärken und Schwächen und organisiert sein Lernverhalten zunehmend selbst.

Wie selbstständig ist Ihr Kind in Bezug auf das Lernen?

arbeitet gar nicht selbständig – arbeitet in Ansätzen selbstständig – arbeitet häufig selbstständig – arbeitet immer selbstständig

 Methodenkompetenz

Ihr Kind kennt unterschiedliche Lernmethoden und wendet sie je nach Bedarf auch an.

Kennt und nutzt Ihr Kind Methoden beim Lernen (z. B. Lernkartei, Lernplakat, Textmarkierung)?

gar nicht – es nutzt eine Methode – mehr als eine Methode – kennt mehr als zwei Methoden und wendet sie richtig an

 Kommunikationsfähigkeit

Ihr Kind redet über seine Lernerfahrungen, es teilt mit, wenn etwas nicht klappt oder wenn es Unterstützung benötigt, ohne dass Sie ständig nachfragen müssen.

Wie kommunikativ ist Ihr Kind in Bezug auf das Lernen?

gar nicht – nur auf Nachfrage – tauscht sich ab und zu aus – spricht viel über alle Lerninhalte

 Teamfähigkeit

Ihr Kind ist im Umgang mit anderen kooperativ. Es kann zuhören, die Stärken anderer nutzen und es weiß, wie es seine Qualitäten in ein Gruppenprojekt einbringen kann.

Wie teamfähig ist Ihr Kind in Bezug auf das Lernen?

gar nicht – nur mit seinem Freund – in Partnerarbeit teamfähig – in jeder Konstellation sehr teamfähig

 Eigeninitiative

Ihr Kind ist motiviert und hat Spaß daran, die von ihm verlangten Aufgaben zu bewältigen. Es stellt Fragen und ist an Lösungen interessiert.

Wie viel Eigeninitiative zeigt Ihr Kind in Bezug auf das Lernen?

gar keine – themenabhängig – klappt stetig besser – viel Eigeninitiative

 Zielstrebigkeit

Ihr Kind lässt sich nicht ablenken und verliert seine Ziele nicht aus den Augen.

Wie zielstrebig ist Ihr Kind in Bezug auf das Lernen?

gar nicht – es verliert immer wieder das Lernziel aus den Augen – wenn es drauf ankommt, klappt es immer – sehr zielstrebig

So stärken Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes in Bezug auf das Lernen

Die Fragen nach den Schlüsselqualifikationen sind nicht immer leicht zu beantworten, denn Kinder verändern ihr Verhalten ständig. Oft bestimmt die Tagesform über die Fähigkeit, sodass eine Beurteilung am besten über einen längeren Zeitraum erstellt werden kann. Auf jeden Fall sollten Sie mit Ihrem Kind an einer Schlüsselqualifikation arbeiten, wenn es auf der Skala ganz links (Antwort „gar nicht“) liegt. Bei Erst- und Zweitklässlern ist es in Ordnung, wenn Sie den zweiten Eintrag auf dieser Skala erreichen. Ab der dritten Klasse sollte Ihr Kind sich langsam zum dritten Punkt auf der Messlatte vorarbeiten. Die beste Bewertung finden Sie ganz rechts. Dieses Ziel erreichen Grundschüler nur selten.

So stärken Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes in Bezug auf das Lernen

Zeigen Sie Ihrem Kind, was Sie ihm zutrauen. Seine Hausaufgaben sollte es von Anfang an allein erledigen und nur Unterstützung bekommen, wenn es etwas nicht verstanden hat. Liefern Sie auch nicht gleich jede Hilfe frei Haus, sondern regen Sie Ihr Kind dazu an, selbst nach der richtigen Lösung zu suchen. Kleine Tipps sind erlaubt. Manche Kinder bitten während der Aufgaben ständig um Unterstützung, weil sie so die Aufmerksamkeit ihrer Eltern bekommen. Bieten Sie Ihrem Kind Aufmerksamkeit nach den Hausaufgaben, indem Sie zum Beispiel gemeinsam etwas spielen. Das motiviert Ihr Kind auch dazu, die Aufgaben schnell zu erledigen.

So stärken Sie die Methodenkompetenz Ihres Kindes in Bezug auf das Lernen

Je nach Alter und Interesse Ihres Kindes können Sie zwei, drei oder vier Methoden ganz bewusst in den Lernalltag integrieren. Besprechen Sie genau den Inhalt oder Ablauf der Methode, und visualisieren Sie sie. Dabei hilft beispielsweise ein Plakat über dem Schreibtisch. Ihr Kind kann dann vor jeder Lerneinheit entscheiden, ob und welche Methode es dafür anwenden wird. Für die Grundschule eignen sich beispielsweise:

  • Hausaufgabenplan erstellen und abarbeiten
  • Vokabeln mit der Lernkartei lernen
  • In Texten zentrale Stellen farbig markieren
  • Ein Lernthema als gemaltes Bild visualisieren
  • Eselsbrücken finden

So stärken Sie die Kommunikationsfähigkeit Ihres Kindes in Bezug auf das Lernen

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Aufgaben, und bringen Sie diese in einen Zusammenhang mit seiner Lebenswelt. Diskutieren Sie die Lernthemen, und zeigen Sie Interesse daran. Stellen Sie Verständnisfragen, auch wenn es nicht wirklich notwendig ist. Lassen Sie sich Lerninhalte erklären, zum Beispiel das schriftliche Dividieren oder Multiplizieren. Indem Ihr Kind sein Wissen in Worte fasst, befasst es sich intensiv damit.

So stärken Sie die Teamfähigkeit Ihres Kindes in Bezug auf das Lernen

Ermöglichen Sie Ihrem Kind Lernsituationen mit anderen. Hausaufgabengruppen sind dazu eine gute Möglichkeit. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, abwechselnd mit Mitschülern Arbeitstreffen zu vereinbaren, besonders wenn es um Gruppenprojekte oder gemeinsame Referate geht. Motivieren Sie auch Geschwister dazu, gemeinsame Projekte für die Familie zu entwickeln, beispielsweise beim Kochen: Das ältere Kind liest das Rezept vor, das jüngere sucht die Zutaten zusammen.