Provokation: Wie Sie richtig reagieren, wenn Ihr Kind Sie in der Pubertät provoziert!

Die Pubertät ist eine stressige und konfliktreiche Zeit – davon können die meisten Eltern ein Lied singen. Denn viele Teenager lieben es, ihre Eltern in dieser Phase zu provozieren. Lesen Sie hier, wie Sie am besten mit der Provokation Ihres Heranwachsenden umgehen sollten. 

Inhaltsverzeichnis

10 verschiedene Formen der Provokation

Jugendliche fühlen sich oft hilflos und überfordert. Durch provokatives Verhalten sorgen sie dann dafür, dass sich andere auch hilflos fühlen. Das ist ein unbewusster Prozess, den sie oft nicht steuern können.

Wie Sie am besten damit umgehen

Versuchen Sie, sich in einer ruhigen Minute in Ihren Sohn/Ihre Tochter hineinzuversetzen: Wie könnte es ihm/ihr gerade gehen? Wenn Sie das Gefühl haben, dass er/sie sich tatsächlich hilf- oder haltlos fühlt, sprechen Sie Ihr Kind ganz offen darauf an. Oft wissen Jugendliche selbst nicht genau, warum sie sich provozierend verhalten.

2. Provokation als Ausdruck von Wut

Wenn sich Teenager nicht ernst genommen fühlen, schlagen sie manchmal verbal um sich: Damit machen sie auf sich und ihre Belange aufmerksam.

Wie Sie am besten damit umgehen

Tun Sie das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit nicht ab, sondern nehmen Sie es ernst. Was könnten Sie ändern, damit Ihr Kind sich ernster genommen fühlt? An welchen Stellen könnten sie ihm beispielsweise mehr Verantwortung übertragen? Könnten Sie ihn auch mal um einen Rat fragen etc.?

3. Provokation als Ausdruck von familieninternen Spannungen

Da Jugendliche besonders sensibel sind, nehmen sie oft Spannungen der gesamten Familie auf und bringen diese durch diffuse, ungerichtete Aggressionen zum Ausdruck.

Wie Sie am besten damit umgehen

Überprüfen Sie hin und wieder, wie die Stimmungslage in Ihrer Familie so ist: Gibt es ungeklärte und unausgesprochene Eheprobleme? Gibt es sonstige Konflikte, die derzeit nicht lösbar sind oder vor sich hinschwelen? Gehen Sie diese Probleme an, oder sprechen Sie mit Ihrem Teenager darüber, etwa indem Sie sagen: „Ich weiß, dass wir nicht gerade ein harmonisches Paar sind, aber wir werden das miteinander regeln. Ich verstehe, dass dich das manchmal wütend macht.“

4. Provokation als Suche nach einem authentischen Gegenüber

Manchmal treiben Jugendliche ihre Eltern so weit in die Ecke, bis diese dann ihr „gutes Benehmen“ verlieren und ihr „wahres Gesicht“ zeigen. So erzwingen Teenager, dass sich der Erwachsene mal wirklich zeigt, einfach als menschliches Gegenüber. Über Provokationen erleben sie Erwachsene manchmal authentischer und lebendiger, weil sie gezwungen sind, ihre Maske abzulegen.

Wie Sie am besten damit umgehen

Jugendliche wollen keine unnahbaren, immer korrekten und pädagogischen Eltern. Sie brauchen ein ganz normales Gegenüber mit Fehlern und Schwächen. Je besser Eltern damit umgehen können, dass auch sie fehlbar sind und nicht für jedes Problem gleich die passende Lösung haben, desto einfacher ist das für das Kind. Das heißt wiederum nicht, dass Sie Ihrem Kind ständig die Ohren „volljammern“ oder sich unkontrolliert irgendwelchen Stimmungen hingeben sollten. Sie sollten aber durchaus mal Gefühle von sich zeigen und beispielsweise ehrlich sagen: „Ich bin heute echt mies drauf!“ oder „Dein Spruch vorgestern hat mich ganz schön getroffen.“

Manchmal setzen Jugendliche Provokationen ein, um eigene Interessen durchzusetzen, etwa so: „Wenn du willst, dass ich mitten in der Nacht von einem Fremden überfallen werde, bitte sehr! Dann bist du selbst schuld, weil du mich nicht abgeholt hast!“

Wie Sie am besten damit umgehen

Lassen Sie sich von Ihrem Kind in der Pubertät nicht erpressen. Überlegen Sie Ihre Entscheidungen gründlich, und stehen Sie dann dazu. Sie müssen sich auch nicht für jede Entscheidung rechtfertigen. Eine kurze, freundliche Erklärung reicht. Je öfter Sie sich von solchen provokativen Verunsicherungsversuchen beeindrucken lassen, umso weniger ernst wird Ihr Teenager Sie nehmen. Achtung: Das heißt nicht, dass Sie nicht auch mal Kompromisse eingehen können. Das müssen Sie dann aber deutlich als Ausnahme kommunizieren, und es sollte dann auch eine Ausnahme bleiben!

6. Provokation als ungewollter Nebeneffekt von Kritik

Jugendliche haben die Eigenschaft, ihre Eltern manchmal mit unangenehmen „Wahrheiten“ zu konfrontieren. Wenn Eltern sich hier verschließen, fühlen sie sich provoziert und sehen nicht, dass die Jugendlichen eigentlich nur „ihre Meinung“ sagen wollen.

Wie Sie am besten damit umgehen

Die Wortwahl von Teenagern ist manchmal nicht sehr sensibel. So kann es sein, dass Kritik schon mal sehr grob formuliert wird und dann von den Adressaten als „aggressiv“ empfunden wird. Versuchen Sie, die Kritik ernst zu nehmen, aber auch die Wortwahl nicht zu sehr auf die Goldwaage zu legen. Filtern Sie heraus, was für Sie wichtig und hilfreich ist. Seien Sie nicht zu nachtragend, wenn Ihr Kind sich im Tonfall oder in der Wortwahl vergriffen hat. Das ist Ihnen doch sicher auch schon einmal passiert, oder?

7. Provokation als Mittel zur Abgrenzung

Manche Teenager versuchen sich durch provokatives Verhalten oder Kleiden von den Eltern bzw. anderen Gruppen abzugrenzen.

Wie Sie am besten damit umgehen

Das ist typisches Teenagerverhalten und gehört zur normalen körperlichen und psychischen Entwicklung in der Pubertät. In der Regel verlieren sich solche krassen Abgrenzungsversuche mit der Zeit. Seien Sie auch hier gelassen! Bleiben Sie aber klar, wenn es um Ihre Grenzen sowie um das das Wohl und die Sicherheit Ihres Kindes geht.

Manche Jugendliche lehnen sich massiv gegen die vorgelebten Werte auf und zeigen durch ihr provokatives Verhalten, dass sie mit bestimmten Regeln und Normen brechen. Je rigider die Erziehung war/ist, desto heftiger fällt die Rebellion meistens aus.

Wie Sie am besten damit umgehen

Die Jugend war schon immer bekannt dafür, dass sie vieles in Frage stellt, was die Elterngeneration für normal hielt. Das ist in Ordnung so! Lassen Sie Ihrem Kind möglichst viel geistigen Freiraum, so wird es sich nicht eingeengt fühlen und sich dann auch nicht mit Gewalt von allzu starren Normen befreien müssen.

9. Provokation als Ausdruck innerer Not

Nicht selten provozieren Jugendliche, weil sie sich selbst in einer ausweglos scheinenden Situation befinden. Haben sie beispielsweise massive Probleme in der Schule oder psychische Probleme, kann es sein, dass sie aggressiv und provokativ werden. Das ist dann als eine Art Hilferuf zu verstehen.

Wie Sie am besten damit umgehen

Hier ist Hilfe unerlässlich. Suchen Sie zunächst selbst das klärende Gespräch mit Ihrem Kind. Wenn Sie damit nicht weiterkommen, sollten Sie einen Jugendpsychotherapeuten oder eine Familienberatung aufsuchen.

10. Provokation „aus Versehen“ bzw. als Nebeneffekt der persönlichen Veränderung

Manchmal fühlen sich Eltern schon durch die Tatsache provoziert, dass ihr Kind nicht mehr Ihren Vorstellungen

entspricht. Es provoziert also nicht bewusst, sondern „aus Versehen“: einfach dadurch, dass es nicht mehr so ist, wie die Eltern sich es wünschen.

Wie Sie am besten damit umgehen

Prüfen Sie Ihre eigenen Ansprüche: Sind die Vorstellungen, die Sie von Ihrem Kind haben, noch angemessen? Versuchen Sie, von bestimmten Idealen loszulassen, und geben Sie Ihrem Kind die innere Erlaubnis, anders zu sein, als Sie sich das vorgestellt haben. Nur dann können Sie den Blick auf Ihr Kind verändern – und werden auch wieder die positiven und liebenswerten Seiten Ihres Kindes erkennen können.