Sexueller Missbrauch: So lernt Ihr Kind, „Nein“ zu sagen!

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, setzen sich neuen Gefahren aus. Besondere Angst haben Eltern vor einem sexuellen Missbrauch ihres Kindes. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Kind vor sexuellen Übergriffen schützen können.  

Inhaltsverzeichnis

Sexuelle Übergriffe und Missbrauch verhindern

Fast alle Eltern haben ein ungutes Gefühl, wenn ihr Kind allein unterwegs ist und sie es nicht direkt beschützen können, besonders wenn sich die Meldungen über sexuellen Missbrauch an Kindern in den Medien mal wieder häufen.  

Fast alle Kinder bekommen von ihren Eltern früher oder später beigebracht, dass sie sich auf keinen Fall von Fremden ansprechen lassen sollen und unter gar keinen Umständen zu unbekannten Personen in das Autos steigen dürfen. In der Tat passiert es wirklich sehr selten, dass eine vollkommen unbekannte Person ein Kind zum Mitkommen überredet. Vielmehr droht die Gefahr des sexuellen Missbrauchs eher aus dem Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreis. Aber genau hier versagen die Alarmsysteme vieler Kinder.

Sexueller Missbrauch: Auch Teenager haben eine Privatsphäre!

Doch wenn Kinder sich ablehnend verhalten, hat das oft einen Sinn. Schon sehr früh machen sie dadurch deutlich, welche Erwachsene ihnen nahe kommen dürfen und zu welchen sie lieber Abstand halten. Solche Äußerungen Ihres Kindes müssen Sie als Eltern sehr ernst nehmen. Halten Sie Ihr Kind auf keinen Fall dazu an, sich ungewollte Berührungen aus Höflichkeit gefallen zu lassen. Ihre Kinder lernen durch solch ein Verhalten sonst, den Erwachsenen blind zu gehorchen. Im Falle eines sexuellen Missbrauchs erkennen die Kinder dann nicht schnell genug, an welchem Punkt eine kritische Grenze überschritten wird. Sie verpassen schlichtweg den richtigen Zeitpunkt zum „Nein“ sagen.

Sexueller Missbrauch: Kinder müssen lernen, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen

Kinder haben ein sensibles Gespür dafür, ob sie einem Erwachsenen vertrauen können oder ob er etwas Komisches, Unangenehmes von ihnen möchte. Diesem Gespür der Kinder sollten Sie als Eltern immer nachgehen und es nicht als Unsinn abtun. Fragen Sie nach, kontrollieren Sie, sprechen Sie Ihr Kind in der Pubertät immer wieder darauf an. Übergehen Sie Gefühle von Angst, Unsicherheit oder Unbehagen bei Ihrem Teenager nicht, sondern haken Sie nach. Auch wenn sich Befürchtungen eines sexuellen Missbrauchs nicht bewahrheiten, lernt Ihr Kind dadurch, dass seine Gefühle ernst genommen werden und einen Wert haben.

Diese klaren Regeln schützen Ihr Kind vor sexuellem Missbrauch

  1. Meine Eltern müssen immer wissen, wo ich hingehe und mit wem ich mich treffe.
  2. Ich gehe niemals mit einem Fremden, auch wenn er mir Geschenke verspricht oder erzählt, dass meine Eltern ihn geschickt hätten.
  3. Wenn ich mich verlaufen habe und meine Eltern nicht finden kann, wende ich mich an Menschen in Uniform. Das können Polizisten sein, aber auch Kellner in einem Lokal oder Verkäufer in einem Kaufhaus. Männer oder Frauen mit Kindern helfen mir wahrscheinlich ebenfalls gerne.
  4. Wenn mich ein Erwachsener komisch anfasst oder mir merkwürdige Sachen vorschlägt, erzähle ich das sofort meinen Eltern, egal wer es ist.
  5. Wenn ein Freund oder eine Freundin mir erzählt, dass ein Erwachsener komische Dinge von ihm oder ihr will, erzähle ich das auch meinen Eltern. Es kann nämlich sein, dass mein Freund Hilfe braucht.



Diese Tipps machen Ihr Kind stark gegen sexuellen Missbrauch

  • Respektieren Sie immer, wenn Ihr Kind gerade keine Lust auf Zärtlichkeiten hat und nicht kuscheln möchte.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind auf jeden Fall, wenn es Zärtlichkeiten von anderen Personen (Oma, Opa, Tante, Onkel) zurückweist.
  • Hören Sie Ihrem Kind immer gut zu, und geben Sie ihm das Gefühl, ein wichtiger Bestandteil der Familie zu sein. Es braucht die Sicherheit, mit Ihnen als Vertrauenspersonen über seine Sorgen und Ängste reden zu können.
  • Finden Sie eine gemeinsame Sprache für die Sexualität. Um über möglichen sexuellen Missbrauch sprechen zu können,braucht Ihr Kind einen selbstverständlichen und natürlichenWortschatz, mit dem es ein solches Verhaltenbeschreiben kann. 
  • Helfen Sie Ihrem Kind dabei, auch seine „geschlechtsuntypischen“ Verhaltensweisen ausleben zu können.Jungen dürfen schwach und ängstlich sein, Mädchenselbstbewusst und fordernd.
  • Nehmen Sie sich besonders viel Zeit für Ihr Kind, wenn es bedrückt und traurig wirkt. Sprechen Sie darüber, dass jedes Geheimnis bei Ihnen gut aufgehoben ist und Ihr Kind sich auch mit unangenehmen oder Angst einflößenden Erlebnissen an Sie wenden kann.

Sexueller Missbrauch: Grundschul-Kinder spüren die Gefahr

Bis zum Alter von fünf Jahren sind Kinder kaum dazu in der Lage, Gefahren wie die eines sexuellen Missbrauchs, richtig einzuschätzen. Erst kurz vor dem Eintritt der Schulreife können Kinder befremdliche Situationen erkennen und sich gegebenenfalls dagegen zur Wehr setzen. Dabei geht es meistens um ein mulmiges Gefühl, das die Kinder beschleicht. Erwachsene, die sich Kindern mit negativen Absichten nähern, benehmen sich in der Regel sehr freundlich. Sie versuchen, deren Bedürfnisse zu erkennen und zu bedienen. Einsamen Kindern wird Gesellschaft versprochen, armen Kindern ein teures Spielzeug, schüchternen Kindern ein starker Beschützer

100% Schutz vor sexuellem Missbrauch für Ihr Kind gibt es nicht

Wenn Kinder älter werden und sich immer häufiger aus dem engen Umfeld ihrer Eltern entfernen, kann man ihnen nicht mehr immer zur Seite stehen. Selbstbewusste, starke Kinder können viele kritische Situationen überstehen und sich gegen Übergriffe in der Regel tapfer wehren. Trotzdem können auch sie in Situationen kommen, in denen ein gutes Selbstbewusstsein nicht weiterhilft. Wenn Erwachsene Gewalt anwenden oder ein Kind sehr intensiv manipulieren (zum Beispiel ein Lehrer oder ein enger Freund), besteht immer die Gefahr, dass es einem sexuellen Missbrauch nicht entkommen kann. Dann ist es wichtig, dass sich das Kind vorbehaltlos einer Vertrauensperson öffnet.

Mein Tipp:

Als Vertrauensperson eignen sich zum Beispiel die Großeltern, enge Freunde der Eltern oder die Paten des Kindes. Sie haben oft den notwendigen Abstand zur Familie und gleichzeitig eine selbstverständliche Nähe. Sie müssen nicht erziehen, können sich also ganz den Bedürfnissen und Sorgen der Kinder widmen.