Zahnarztbesuch: So hat Ihr Kind keine Angst vor dem Bohrer!

Wer geht schon gerne zum Zahnarzt? Lesen Sie jetzt, wie Sie Ihr Kind so darauf vorbereiten, dass es keine Angst hat. Erfahren Sie alles über neue Behandlungsmethoden ohne Furcht erregendes Gebohre. Und da Vorbeugen besser ist als Bohren, finden Sie hier außerdem das Einmaleins der Zahnpflege.  

Inhaltsverzeichnis

Gesunde Zähne

Karies an Milchzähnen kann später zu Schäden an den bleibenden Zähnen führen, denn Karies im Milchgebiss breiten sich schnell im Mund aus und können dabei auch durchbrechende bleibende Zähne angreifen. Daher sollten Sie die Pflege der Milchzähne nicht mit dem Argument, diese müssten ja nur wenige Jahre halten, auf die leichte Schulter nehmen.

Kleines Einmaleins der Zahnpflege für Kinder

1. Abwischen mit einem Läppchen: Beginnen Sie mit der Zahnpflege, sobald das erste Zähnchen da ist. Reinigen Sie die Zähne Ihres Babys einmal täglich, am besten abends vor dem Schlafengehen, mit einem sauberen Baumwollläppchen (z. B. Taschentuch), das Sie mit warmem Wasser angefeuchtet haben.

2. Putzen mit der Bürste: Mit 18 Monaten ist es Zeit für die erste Zahnbürste. Putzen Sie die Zähne Ihres Kindes einmal täglich, am besten vor dem Schlafengehen. Es genügt zunächst, die Zahnbürste mit warmem Wasser anzufeuchten. Ist Ihr Kind zwei Jahre alt, sollten Sie zweimal täglich putzen. Führen Sie Ihrem Kind beim Zähneputzen die Hand und lassen Sie es später alleine putzen.

Mein Tipp für die Zahnpflege bei kleinen Zahnputzmuffeln:
Es ist besser, einmal täglich wirklich gründlich die Zähne zu putzen als zweimal täglich nur oberflächlich! Um Karies wirksam zu verhindern, muss der Zahnbelag einmal am Tag möglichst vollständig entfernt werden.

3. Verwendung von Zahnpasta: Wenn Ihr Kind zwei Jahre alt ist, können Sie Kinderzahnpasta

verwenden. Diese sollte allerdings nicht durch einen allzu fruchtig-süßen Geschmack zum Verschlucken einladen!

4. Fluorid für starke Zähne: So lange Ihr Kind Fluoridtabletten bekommt, sollte die Kinderzahnpasta ohne Fluorid sein, damit es nicht zu einer Überdosierung von Fluoriden kommt. Verschiedene Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass Fluoride bei direktem Kontakt zum Zahn am besten wirken. Deshalb sollten Sie so früh wie möglich eine für Kinder geeignete Fluorid-Zahncreme verwenden . Nehmen Sie nur so viel Zahnpasta, wie auf den Kleinfingernagel Ihres Kindes passt, und halten Sie Ihr Kind immer wieder an, die Zahnpasta auszuspucken.

5. Bitte nachputzen: Kinder unter sechs Jahren besitzen weder die erforderliche Feinmotorik noch genügend Geduld, um jeden einzelnen Zahn so gründlich zu putzen, dass alle Beläge entfernt werden. Daher sollten Sie einmal täglich nachputzen, nachdem Ihr Kind seine Zähne selbst geputzt hat.

6. Putzen nach dem KAI-Schema: Zähne immer in derselben Reihenfolge (z. B. oben erst rechts, dann links, anschließend unten erst rechts, dann links) putzen, damit kein Zahn vergessen wird!

  • Auf den Kauflächen der Backenzähne darf hin- und hergebürstet werden.
  • Die Außenflächen von Schneide- und Backenzähnen werden in kreisenden Bewegungen geputzt.
  • Die Innenflächen der Zähne werden „ausgefegt“.

Schützen Sie den Sechsjahrmolar

Der Sechsjahrmolar ist der erste bleibende Backenzahn (fachsprachlich: Molar), der meist im Alter von sechs Jahren durchbricht – daher sein Name. Seine Pflege ist allerdings ein wenig problematisch: Er befindet sich weit hinten im Mund und liegt anfangs noch unter dem Niveau der davor stehenden Milchzähne. So wird er beim Putzen der Zähne leicht „übersehen“ und hat oft schnell ein Loch. Kaufen Sie Ihrem Kind etwa um den sechsten Geburtstag eine spezielle Zahnbürste, mit der es auch den Sechsjahrmolar erreichen kann. Die Bürste sollte einen relativ kleinen Bürstenkopf und am vorderen Bürstenkopfende längere Borsten haben . Informieren Sie sich bei Ihrem Zahnarzt über eine Fissurenversiegelung. Dabei werden die Furchen nach einer gründlichen Reinigung mit einem speziellen Kunststoff ausgespritzt, wodurch die Kariesbildung verhindert wird. Die Versiegelung der beiden hinteren bleibenden Backenzähne ist für Kinder ab sechs Jahren eine Kassenleistung. Die Kosten (ca. 20 € pro Zahn) für alle anderen Backenzähne bzw. Milchbackenzähne werden hingegen nicht übernommen.

Wichtig: Trotz einer Fissurenversiegelung muss gründlich geputzt werden!
Sonst kann es sogar unter dem Kunststoff zu einer Ausbreitung von Karies kommen. Wichtig ist auch die halbjährliche Vorsorge-Untersuchung beim Zahnarzt. Dabei können schadhafte Versiegelungen frühzeitig entdeckt und ausgebessert werden.

12 Tipps für den Zahnarztbesuch ohne Angst

Ist Ihr Kind zwei bis drei Jahre alt, ist der erste Besuch beim Zahnarzt fällig. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe sogar einen speziellen Kinderzahnarzt? Unter www.kinderzahnaerzte.de können Sie nachsehen, wo der nächste Kinderzahnarzt praktiziert.

Normalerweise ist beim ersten Zahnarztbesuch nur eine Untersuchung erforderlich und keine Behandlung, daher kann Ihr Kind von Anfang an Vertrauen zum Zahnarzt aufbauen. Mit diesen Tipps unterstützen Sie Ihr Kind dabei:

  • Nehmen Sie Ihr Kind zum eigenen Zahnarztbesuch mit. Wenn Ihr Kind erlebt, dass Sie selbst ohne Angst zum Arzt gehen, ist das überzeugender als viele Worte. (Steht bei Ihnen jedoch eine  Behandlung an, ist dies weniger günstig, denn Ihr Kind könnte in Sorge um Sie sein und möglicherweise durch Quengeln die Behandlung stören.) Auch größere Geschwister oder ein mutiger Freund geben ein gutes Vorbild ab.
  • Vermitteln Sie eine positive Einstellung. Sind Sie selbst dem Zahnarzt gegenüber positiv eingestellt, haben Sie Vertrauen zu ihm und betrachten Sie den Besuch als etwas Selbstverständliches, überträgt sich das auch auf Ihr Kind. Vermeiden Sie Äußerungen wie „O Gott, bald muss ich ja wieder zum Zahnarzt!“
  • Trösten Sie nicht vorbeugend. Mit der gut gemeinten Aussage „Du wirst sehen, dass es gar nicht schlimm ist/ gar nicht wehtun wird“ lösen Sie eher Ängste aus, da Ihr Kind möglicherweise erst dadurch Schlimmes befürchtet.
  • Sprechen Sie über den Zahnarztbesuch.
  • Vergessen Sie beim Zahnarztbesuch das Kuscheltier nicht! Mit dem vertrauten Lieblingstier fühlt sich Ihr Kind gleich viel stärker, und vielleicht kann das Kuscheltier ja sogar den Mund aufmachen, damit der Zahnarzt hineinsehen kann.
  • Nehmen Sie die halbjährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahr. Sie dienen nicht nur der Kontrolle, sondern ermöglichen eine Reihe von Arztbesuchen, bei denen Ihrem Kind nicht mehr „passiert“ als ein prüfender Blick in den Mund. Das schafft Vertrauen zum Zahnarzt.
  • Erklären Sie Furcht Erregendes kindgerecht. Hat Ihr Kind vom Bohrer und von der Spritze gehört, können ihm diese Dinge Angst machen. Nehmen Sie ihm die unnötige Furcht davor. Der Bohrer beim Zahnarzt hat z. B. wenig mit einer Bohrmaschine zu tun, die in die Tiefe bohrt. Er löffelt nur oberflächlich wie ein kleines Schaufelrad das weiche, kaputte Material aus dem Zahn. Und eine Spritze piekst nur einmal kurz und tropft dann ein Schlafmittel um den Zahn, damit man nichts mehr spürt.
  • Bleiben Sie ehrlich. Ist eine unangenehme Behandlung nötig, sollten Sie und/oder der Arzt niemals sagen „Es tut überhaupt nicht weh“, da die folgende Prozedur Ihrem Kind eben doch wehtut. Das Vertrauen wäre dahin, da Kinder auf solche vermeintlich gut gemeinten Lügen sehr empfindlich reagieren. Schmerzen lassen sich außerdem oft besser ertragen, wenn man auf sie vorbereitet ist.
  • Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck und machen Sie ihm keine Vorwürfe. Natürlich ist es ärgerlich, wenn es den Mund nicht aufmachen will oder bei einer Behandlung nicht mitmacht und Sie deshalb erneut zum Zahnarzt müssen. Die Zeit, die Sie anfangs investieren, damit der Arztbesuch für das Kind keine Qual wird, macht sich jedoch bezahlt. Es ist wichtig, dass Ihr Kind das Gefühl hat, beim Zahnarzt zu nichts gezwungen zu werden!
  • Unterstützen Sie den Kontakt zwischen Ihrem Kind und dem Zahnarzt. Lassen Sie Ihr Kind selbst antworten, auch wenn es länger zögert oder sich einmal ungeschickt ausdrückt. Überlassen Sie Erklärungen und Motivierungsversuche hingegen dem Zahnarzt. Gerade wenn Ihr Kind sehr ängstlich oder bockig ist, schadet es mehr, als es nützt, wenn sowohl der Arzt bzw. die Zahnarzthelferin als auch Sie auf es einreden. Machen Sie keine Versprechungen wie „Nur noch einmal den Mund aufmachen, dann ist alles vorbei!“
  • Loben oder belohnen Sie Ihr Kind, wenn es gut mitmacht. Für einfaches Mundaufmachen bei der Vorsorgeuntersuchung ist natürlich ein Lob ausreichend. Hatte Ihr Kind große Angst vor dem Zahnarzt oder musste etwas Unangenehmes gemacht werden, darf die Belohnung auch etwas größer ausfallen, etwa ein Schwimmbadbesuch oder ein Ausflug mit selbst gewähltem Ziel.

Mein Extra-Tipp für den Zahnarztbesuch:

Bei starker Angst wirken Bach-Blüten ausgleichend und beruhigend. Geben Sie Ihrem Kind schon zu Hause 2 Tropfen Rescue Remedy (= Notfalltropfen) aus der Vorratsflasche direkt auf die Zunge, bei Bedarf in der Praxis wiederholen. Alternativ: 4 Tropfen in 200 ml Wasser auflösen und innerhalb von 10 Minuten schluckweise trinken lassen, gegebenenfalls wiederholen.