Mehr als nur „Gelaber“: Warum Vater-Sohn-Gespräche wichtig sind und wie sie gelingen

Frauen gelten als redselig, Männer als eher schweigsam – soweit das viel bemühte Klischee. Und in der Tat: Offen miteinander zu reden fällt manchen Männern offenbar häufig schwerer als Frauen. Doch gerade in der Rolle als Vater kann das zu einem Problem werden – nämlich dann, wenn der Vater mit dem Sohn nicht wirklich ins Gespräch kommt. Denn Söhne brauchen ihre Väter: als Sparringspartner und als Gesprächspartner. Wenigstens ab und zu. Lesen Sie hier, warum gelegentliche Vater-Sohn-Gespräche wichtig sind, wie Sie sie beginnen und was Sie berücksichtigen sollten, damit sie gut gelingen.  

Inhaltsverzeichnis

Ratgeber “Vater und Sohn

Echte Gespräche sind mehr als ein bisschen Gerede während des Abendessens: In einem guten Gespräch geht es meistens um Themen, die uns wirklich am Herzen liegen. Vätern fällt es manchmal schwer, das Gespräch mit ihrem Sohn zu suchen. Es kostet sie Überwindung und Kraft. Viele Männer haben von ihren eigenen Vätern nicht gelernt, wie man ein wesentliches, offenes Gespräch beginnt, und auch nicht, wie man über seine eigenen Gefühle spricht. Manche Männer glauben sogar insgeheim, gar nicht über ihre Gefühle sprechen zu dürfen, weil ihnen das schon sehr früh aberzogen wurde. Ohne entsprechende Erfahrungen ist es dann für Männer schwerer, mit dem eigenen Sohn ins Gespräch zu kommen, in dem es nicht nur um Sachliches, sondern auch um Emotionen geht. Gute

Gespräche: Väter haben viel zu geben!

Die daraus entstehenden Unsicherheiten führen manchmal dazu, dass der Vater sich lieber vor Gesprächen „drückt“ und die „Beziehungsarbeit“ komplett der Mutter des Kindes überlässt. Das ist schade, denn Väter können ihren Söhnen etwas ganz anderes bieten als Mütter: nämlich ihre ganz persönliche, männliche Sichtweise auf Probleme, Sachlagen und die Welt insgesamt. Jungen sind sehr neugierig auf diese männliche Sichtweise. Sie ergänzt und erweitert ihre Perspektive und ihren Horizont. Genau deshalb sollten Sie ab und zu mit Ihrem Sohn ernsthaft über Gott, die Welt, die Liebe, das Leben, Erfahrungen und auch über Gefühle reden. So wie Herr V. (42). Er berichtet: „Also, an ein richtig gutes Gespräch mit meinem Vater, in dem es um Gefühle ging, kann ich mich gar nicht erinnern. Einmal – da war ich schon älter und er hatte ein Bierchen zu viel getrunken – sagte er mir mal, dass er mächtig stolz auf mich gewesen sei, als ich beim Wettrennen Erster geworden war. Das war es dann aber auch. Ich glaube, auch er konnte mit seinem Vater nie wirklich reden. Deshalb ist es mir aber umso wichtiger, dass ich mit meinem Sohn ein offenes Verhältnis habe. Irgendwann habe ich mich einfach getraut und ihm eine kleine Anekdote aus meiner Jugendzeit erzählt. Und siehe da: Mein Sohn fand das total interessant. Seitdem plaudern wir ab und zu mal über dieses und jenes. Nur wir beide, in seinem Zimmer. Und manchmal wird es dann ganz nebenbei auch etwas intensiver. Das schweißt uns unheimlich zusammen und fühlt sich gut an – für mich, aber auch für ihn. Meine Frau findet das übrigens auch sehr schön! Sie fühlt sich dadurch entlastet.“ Herr V. ist ein gutes Beispiel dafür, dass Männer die generationsübergreifende Tradition der „Sprachlosigkeit“ zwischen Vater und Sohn durchbrechen können. Dazu gehören oftmals nur 

  • die Einsicht, dass der Sohn davon profitieren kann,
  • das Wissen darum, dass man als Vater wirklich viel geben kann – auch im Gespräch,
  • ein bisschen Zeit und Ruhe sowie
  • die Bereitschaft, sich auf Gespräche einzulassen und auch etwas von sich zu offenbaren.

„Ein Mann, ein Wort“: Reicht das? Warum es manchmal wichtig ist, über Gefühle zu reden

Natürlich: Es gibt viele Möglichkeiten, seine Zuneigung auszudrücken. Man muss nicht immer reden. So können Sie Ihrem Sohn auf vielfältige Weise zeigen, wie wichtig er Ihnen ist, etwa

  • indem Sie ihm helfen, ihn beispielsweise irgendwo hinfahren oder abholen,
  • indem Sie ihn unterstützen, zum Beispiel mit ihm für die Schule lernen,
  • indem Sie ihm ab und zu etwas erklären, zeigen oder beibringen,
  • indem Sie ihm Taschengeld zahlen und für seinen Lebensunterhalt sorgen,
  • indem Sie ihn öfter mal in den Arm nehmen,
  • indem Sie Spaßkämpfe mit ihm machen oder mit ihm bolzen gehen,
  • durch freundliche, liebevolle Gesten und anerkennende Blicke,
  • durch gemeinsame Hobbys oder andere Gemeinschaftsaktionen,
  • indem Sie zusammen mit ihm kochen,
  • indem Sie ihm manchmal etwas mitbringen.

An solchen und ähnlichen alltäglichen Verhaltensweisen merkt Ihr Sohn, dass er Ihnen am Herzen liegt. Aber woran erkennt Ihr Sohn, dass Sie sich für seine Befindlichkeit, für seine Gefühle, für sein Innenleben interessieren? Am ehesten, indem Sie ihn fragen, wie es ihm geht – vorausgesetzt, Sie sind aufrichtig bereit, sich die Antwort auch anzuhören. Das kleine „Na, wie geht’s denn so?“ zwischen Tür und Angel ersetzt natürlich kein tiefergehendes Gespräch „unter Männern“. Wenn Sie also wirklich wissen wollen, wie es Ihrem Sohn geht, was ihn bewegt und beschäftigt, worüber er sich ärgert oder freut, müssen Sie ins Gespräch miteinander kommen. Ganz ohne Reden geht es eben doch nicht.

Mein Tipp: Prüfen Sie im Vorfeld schon Ihre Sorgen und Hemmnisse. Was hindert mich, auf meinen Sohn zuzugehen und ihn ganz offen zu fragen, wie es in seinem Leben gerade so läuft? Habe ich Angst vor der Antwort? Oder davor, abgewiesen zu werden? Sind diese Sorgen berechtigt? Was könnte schlimmstenfalls passieren? Ihr Sohn könnte etwa sagen, dass er keinen „Bock“ hat, mit Ihnen zu reden. Na und? Dann eben ein anderes Mal. Zumindest kann er Ihnen später nicht vorwerfen, Sie hätten es nicht versucht!