Frühere Pubertät bei Mädchen durch Fleisch, Cola oder Milch?

Busen mit neun Jahren, Schamhaare mit zehn: Mädchen kommen heute deutlich früher in die Pubertät als ihre Eltern oder Großeltern. Warum ist das so? Weil die Ernährung sich in den letzten Jahren verändert hat, glauben Experten. Die aktuellsten Studienergebnisse habe ich in dem folgenden Beitrag für Sie zusammengestellt. 

Inhaltsverzeichnis

Welche Rolle Hormone aus der Nahrung spielen

Der Hormonhaushalt steht Kopf In den letzten 150 Jahren ist das Pubertätsalter ständig gesunken. Im 19.Jahrhundert bekamen Mädchen ihre erste Periode im Schnitt zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr, 1980 mit etwa zwölf. Heute liegt das Durchschnittsalter schon bei elf Jahren. Seit 25 Jahren beobachten Ärzte zudem, dass Mädchen schon mit acht, vereinzelt sogar noch früher, Schamhaare und Brüste wachsen.

Hinweis

Die kontinuierliche Beschleunigung der sexuellen Reife lässt sich auch bei Jungen beobachten. Der Zeitpunkt des ersten Samenergusses hat sich im Laufe der Zeit ebenfalls immer weiter verfrüht. Vergleicht man etwa die Ergebnisse zweier Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Jugendsexualität aus den Jahren 1980 und 2006, so zeigt sich: Der Anteil der Jungen, die vor dem zwölften Geburtstag ihren ersten Samenerguss haben, ist innerhalb dieses Zeitraums von 7 auf 16 Prozent gestiegen. Auch kommen Jungen heute bereits mit 12 oder 13 Jahren in den Stimmwechsel.

Signale für den Startschuss zur Pubertät

Noch wissen die Ärzte nicht genau, warum der Körper zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich auf Pubertät umstellt. Klar ist: Die Nebenniere stimuliert die Nervenzentren in der Hirnanhangdrüse. Dann werden Hormone abgesondert, die auf die Keimdrüsen wirken, Östrogen überschwemmt den Körper. Meist dauert es nicht lange, bis ein Wachstumsschub einsetzt, und die Schamhaare am Körper beginnen zu sprießen.

Warum setzt die Pubertät bei Mädchen immer früher ein?

Ursache 1: Übergewicht

Wissenschaftler vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen kalorienreicher Ernährung und einem früheren Eintreten der Pubertät besteht. So zeigt eine aktuelle Untersuchung des Robert-Koch Instituts (KiGGS) mit 18.000 Jugendlichen, dass stark übergewichtige Mädchen ihre erste Blutung im Alter von durchschnittlich 10,4 Jahren bekamen, normalgewichtige Mädchen hingegen erst mit 10,8 Jahren. Das Gegenteil ist übrigens bei magersüchtigen Mädchen oder sehr dünnen Leistungssportlerinnen der Fall. Bekommt der Körper nicht mehr genügend Energie und zehrt er von der Substanz, stellt er als eine der ersten Sparmaßnahmen die Sexualfunktion ein. Diese Mädchen bekommen ihre erste Monatsblutung durchschnittlich erst im Alter von 14,2 bis 14,9 Jahren.

Mein Tipp gegen Übergewicht:

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sich ausreichend bewegt. Das ist der erste Schritt, um den Stoffwechsel in Gang zu bringen und den Energieverbrauch zu erhöhen.

Ursache 2: Zu viel Fleisch

Eine britische Langzeitstudie an der Universität von Brighton sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der vorzeitigen Geschlechtsreife und einem hohen Fleischkonsum, vor allem bei Mädchen. Die Forscher vermuten, dass die mit dem Fleisch aufgenommenen Nährstoffe wie Eisen oder Zink dem Körper die Bereitschaft für eine Schwangerschaft signalisieren. Auch das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKI) in Dortmund bestätigt in seinen Untersuchungen, dass der Proteinverzehr Einfluss auf den Pubertätsbeginn hat

Mein Tipp

Streichen Sie Fleisch auf keinen Fall vom Speiseplan. Ihr Kind braucht das enthaltene Eisen und Eiweiß dringend für seine körperliche und geistige Entwicklung. Kaufen Sie gutes Bio-Fleisch, das Sie in eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten integrieren

Ursache 3: Softdrinks

Mädchen, die regelmäßig Softdrinks wie Cola oder Limonade konsumieren, bekommen ihre erste Monatsblutung im Durchschnitt fast drei Monate früher als Altersgenossinnen, die keine Softdrinks trinken. Zu diesem Ergebnis kam Prof. Karin Michels von der Harvard Medical School, die mit ihrem Team im US-amerikanischen Boston die Daten von mehr als 5.500 Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren analysierte. „Gleichzeitig steigt mit erhöhtem Softdrink-Konsum nicht nur das Risiko für Übergewicht, sondern auch das für Brustkrebs“, warnt Prof. Michels und erklärt: Entscheidend sei nicht die Gesamtmenge an Zucker, die junge Mädchen aufnehmen, wenn es um die erste Periode geht. Nur die Zuckeraufnahme in Form von Softdrinks hatte der Studie zufolge die beschriebene Wirkung. Durch den Zuckerzusatz haben Softdrinks einen höheren glykämischen Index als beispielsweise Fruchtzucker. Ihr Konsum lässt den Insulinspiegel im Körper besonders rapide in die Höhe schnellen, was wiederum die Produktion von Sexualhormonen ankurbelt.

Mein Tipp

Geben Sie Ihrem Kind Wasser und Fruchtsaftschorle zu trinken. Solche Getränke haben erwiesenermaßen keinen Einfluss auf den Sexualhormonhaushalt junger Mädchen.

Ursache 4: Milch aus industrieller Massentierhaltung

Schon seit einigen Jahren forschen US Wissenschaftler der Harvard-Universität an den Auswirkungen der Milch auf den Menschen. Und immer wieder wird die These laut, Kuhmilch enthalte große Mengen an weiblichen Geschlechtshormonen, die auch auf den Hormonhaushalt von Kindern einwirken können. Doch das hängt von den Bedingungen ab, unter denen die Milch gewonnen wird. So enthält die Milch einer trächtigen Kuh, die in den Kühlregalen von Discountern und Supermärkten zu finden ist, 33-mal mehr Östrogen und zehnmal mehr Progesteron als die einer nicht trächtigen.

Mein Tipp

Kaufen Sie Milch vom Bio-Bauern, Heu- oder Demeter-Milch. In ihnen kommen erhöhte Hormonwerte deutlich seltener vor, weil hier der Produktionsprozess weitestgehend traditionell abläuft.

Ursache 5: Weichmacher (Bisphenol A)

In letzter Zeit wird auch der Einfluss von Kunststoffpartikeln in der Umwelt auf den Pubertätsbeginn diskutiert. Die winzigen Teilchen können, nach Ansicht von Wissenschaftlern, eine hormonähnliche Wirkung (ähnlich wie Östrogen) entwickeln. Vor allem Weichmacher stehen im Verdacht, die sexuelle Reife zu beschleunigen. Sie befinden sich in Trink und Wasserflaschen aus Plastik, aber auch in Beschichtungen von Konservendosen (Thunfisch, Tomatenmark, Bohnen, Suppen etc.) sowie in Getränkedosen.

Mein Tipp

Kaufen Sie Getränke möglichst nur in Glasflaschen – vermeiden Sie verpackte Lebensmittel und Konserven. Extra-Tipp: Im Januar 2016 wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass Soja (dank enthaltener Pflanzenhormone, sogenannter Phytoöstrogene) die schädlichen Auswirkungen von Weichmachern auf den Hormonhaushalt offenbar kompensieren kann.

Gesundheitliche Folgen Das frühe Einsetzen der Pubertät bedeutet nicht nur, dass Kinder heute eher selbstständig und geschlechtsreif werden: Bei übergewichtigen Mädchen etwa führt der frühzeitige Anstieg des Östrogenspiegels dazu, dass sich die Wachstumsfugen der Knochen schneller schließen. Dadurch bleiben sie kleiner als normalgewichtige Jugendliche. Wenn die körperliche Entwicklung zu schnell voranschreitet, kann die Psyche oft auch nicht mithalten. Stehen Sie Ihrem Kind dann vor allem emotional zur Seite.

Achtung!

Es gibt auch eine krankhafte Hormonstörung, die zu einer deutlich verfrühten Pubertät (häufig schon im Vorschulalter) führt. Wissenschaftler sprechen dann von einer sogenannten „Pubertas praecox“ die bei Mädchen bereits vor dem achten, bei Jungen vor dem neunten Lebensjahr zu Stimmungsschwankungen, Wutausbrüchen und dem Ausbilden der sekundären Geschlechtsorgane führt. Ein weiteres Indiz: Die Kinder wachsen im Schnitt mehr als 8 cm pro Jahr. Eine genaue Diagnose kann allerdings nur ein Kinderarzt bzw. Endokrinologe stellen, der die Wachstumskurve auswertet und die Hormonwerte Ihres Kindes anhand von Blutanalysen überprüft. Die Ursachen sind meist genetisch bedingt, in sehr seltenen Fällen kann ein gut- oder bösartiger Tumor auf das Areal des Hypothalamus drücken und die Hormonproduktion im Gehirn beschleunigen.