Krisenthema „Schule“ in der Pubertät: Richtig kommunizieren, Konflikte vermeiden

Sicher sind Konflikte rund um das Thema Schule nicht immer zu vermeiden. Manchmal können Auseinandersetzungen etwa über das mangelhafte Arbeitsverhalten des pubertierenden Nachwuchses auch durchaus sinnvoll sein, um den Sohn oder die Tochter wieder „in die Spur“ zu bringen. Doch die Gefahr, dass das Thema Schule zum negativen „Dauerbrenner" verkommt, besteht leider auch. Lesen Sie hier, wie Sie das vermeiden können. 

Inhaltsverzeichnis

Kommunikation in der Pubertät

Grundsätzlich sollte man als Eltern ständig im Hinterkopf behalten, dass auch pubertierenden Schülern schulische Misserfolge nicht gleichgültig sind – auch wenn es vielleicht manchmal den Anschein hat. Jede Niederlage, ob schulisch oder außerschulisch, ist in diesem Alter nur schwer zu verkraften. Nicht ohne Grund fahren Jugendliche dann häufig „schwere Schutzschilde“ auf, um ihr besonders verletzliches Innenleben zu schützen.

Für Sie als Eltern ist es in dieser Zeit manchmal besonders schwer zu entscheiden, welches Verhalten nun das richtige ist: Je mehr Sie schimpfen, desto mehr schottet sich der Nachwuchs meist ab. Halten Sie sich ganz aus den schulischen Problemen raus, ist das Ihrem Kind wahrscheinlich auch nicht recht, weil es eigentlich Unterstützung und nicht Desinteresse sucht. Hinzu kommt, dass man sich als Eltern natürlich verantwortlich für das Gelingen der schulischen Ausbildung seiner Kinder fühlt. Dem Einfluss, den die Eltern noch während der Grundschulzeit auf das Lernverhalten ihrer Kinder hatten, entzieht sich der pubertierende Nachwuchs jedoch immer mehr. Ihr Kind wird erwachsen und wie in allen anderen Lebensbereichen auch, muss es nun auch schulisch selbstständig werden und auf eigenen Füßen stehen.

Teenager entwickeln sich selbst

Die Pubertät entlässt Eltern keinesfalls aus ihrer Verantwortung, doch diese Zeit entlastet sie, indem sie sie aus der Rolle der „Macher“ in die Rolle der „liebenden Begleiter und Mutmacher“ führt. Unsere Kinder gehören uns nicht, wie Gibran sagt. Wir dürfen sie nicht nach unseren Vorstellungen und Wünschen „bilden“. Stattdessen sollen wir ihnen Liebe, Sicherheit und Unterstützung auf ihrem Weg in die Zukunft geben, nicht aber sie uns gleichmachen sowie ihre Gedanken mit unseren Sehnsüchten und Überzeugungen besetzen.

Das ist sicher keine leichte Aufgabe, aber eine praktikable Möglichkeit, wie die Beziehung zwischen Eltern und ihrem heranwachsenden Kind gestaltet werden kann. Diese Haltung ist dann auch die Grundlage dafür, wie Sie in Zukunft Konflikte und Krisen rund um das Thema Schule vermeiden bzw. produktiv angehen können.

Die Beziehung zu Ihrem Jugendlichen ist wichtiger als gute Noten!

Jugendliche in der Pubertät brauchen vor allem eines: verlässliche Eltern! Das ist in jeder Hinsicht wichtiger als gute Noten oder die Versetzung in die nächste Klasse. Und vor allem: Gute Noten können Sie nicht „erzwingen“. Ob Sie aber für Ihr Kind ein verlässlicher Vater oder eine verlässliche Mutter sind, das können Sie hingegen beeinflussen. Doch was heißt in diesem Zusammenhang „verlässlich“? Es bedeutet:

  • nicht an Leistungen oder andere Bedingungen geknüpfte Liebe und Zuneigung,
  • dass Sie für Ihr Kind immer ein offenes Ohr haben, sich als Zuhörer und Gesprächspartner anbieten, ohne sich aufzudrängen und zu belehren,
  • dass Sie klar in ihren Meinungen, Ansichten und Aussagen sind, Ihr Kind sich so an ihnen orientieren und auch reiben kann,
  • dass Sie Ihrem Kind auf Augenhöhe begegnen, seine Meinungen und Ansichten ernst nehmen sowie ernsthaft diskutieren. 

In der Rolle als Begleiter, Unterstützer, Ermutiger etc. festigen Sie die Beziehung zu Ihrem Kind und geben ihm so mehr Halt auf seinem Weg zu schulischen Erfolgen als beispielsweise durch Schimpfen, Verbote oder verordnete Mathe-Nachhilfe. 

Die folgenden Kommunikationsregeln sollen Ihnen helfen, auch in schwierigen Situationen Konflikte zu vermeiden.

„Der Ton macht die Musik.“ Sicher kennen Sie dieses Sprichwort. Es meint, dass mehr als das, was Sie inhaltlich sagen, der Unterton, mit dem Sie es sagen, von Ihrem Kind wahrgenommen wird. Der Satz „Da hast du ja wirklich gut gelernt!“ kann, je nachdem, wie Sie ihn betonen, von Ihrem Kind als positives Lob oder auch als indirekte Kritik aufgefasst werden. Neben der Stimme ist auch entscheidend, welche Körperhaltung, Gestik und Mimik Sie Ihrem Kind gegenüber zeigen. Eine dominantaggressive oder arrogante Körpersprache provoziert Ihr Kind und macht es für keinerlei Feedback empfänglich.

So bewaren Sie eine positive Körpersprache gegenüber Ihrem Jugendlichen
Versuchen Sie eine neutrale oder – noch besser –, wenn Ihnen das trotz Ärger möglich ist, eine offene und freundliche Körpersprache beizubehalten.

Regel 2: Die Beziehung bestimmt den inhaltlichen Erfolg der Kommunikation in der Pubertät

Eine bekannte Grundregel der Kommunikation besagt, dass zwei Menschen nur dann sachlich miteinander reden können, wenn die Beziehung zwischen ihnen positiv bzw. neutral ist. Für die Kommunikation mit Ihrem Kind bedeutet das, dass Ihre Rückmeldungen nur dann bei Ihrem Kind ankommen, wenn Ihre Beziehung intakt ist. Ist Ihr Verhältnis hingegen belastet, so wird Ihr Kind dazu neigen (und umgekehrt auch Sie), sachlich gemeinte Aussagen vorwiegend mit dem „Beziehungsohr“ zu hören und negativ zu interpretieren. Ihre sachlich-neutral gemeinte Aufforderung „Zeig mir doch mal deinen Mathetest“ wird von Ihrem Kind dann möglicherweise nur als Einleitung für eine anschließende negative Beurteilung wahrgenommen.

So bereiten Sie sich auf Gespräche in der Pubertät vor
Für ein erfolgreiches Kritikgespräch oder ein glaubwürdiges Lob müssen Sie also zuvor mögliche „Stolpersteine aus dem Weg räumen“.

Regel 3: Übernehmen Sie Verantwortung für den Verlauf des Gesprächs mit Ihrem Pubertierenden

Sicher können Sie sich an Gespräche erinnern, die völlig anders verlaufen sind, als Sie es sich vorgestellt haben. Vielleicht haben Sie sich dabei falsch oder gar nicht verstanden gefühlt und den Grund dafür bei Ihrem Gegenüber gesucht. Ob Ihre Nachricht bzw. Ihr Feedback richtig bei Ihrem Kind ankommt, dafür sind im Wesentlichen Sie selbst verantwortlich!

Überprüfen Sie die Botschaften, die Sie an Ihren Jugendlichen senden
Überprüfen Sie, ob Ihre Signale eindeutig (ohne Widersprüche zwischen verbalen und körpersprachlichen Botschaften), genau und verständlich (laut, deutlich, präzise formuliert) als direkte Botschaft (ohne missverständliche Ironie) bei Ihrem Kind ankommen. Ist das nicht der Fall, liegt es an Ihnen, das Missverständnis aufzuklären und Ihr Anliegen genauer darzulegen.