Weniger Stress in der Pubertät durch den richtigen Umgang mit der Zeit
Stress entsteht bei Jugendlichen häufig dadurch, dass sie ihre Zeit nicht im Griff haben. Zusätzlich bietet das heutzutage typische Tagespensum eines Pubertierenden in der Regel nur wenig Freiräume: Schule bis zum späten Nachmittag, Musik- und Sportaktivitäten, Hausaufgaben, Vokabellernen und zusätzliches Lernen für anstehende Klassenarbeiten. Soziale Kontakte außerhalb der Schule beschränken sich mittlerweile auf WhatsApp, Facebook und Instagram. Was ist also zu tun, damit Ihr Kind Schule und Freizeit ohne Dauerstress unter einen Hut bekommt? Im Folgenden geben wir Ihnen Tipps und Planungshilfen, mit denen Sie Ihr Kind dabei unterstützen können.
Stress abbauen
Eigentlich stellt die Pubertät viele Kids bereits vor genügend Herausforderungen. Als sei das nicht genug, kommt es gerade in dieser Zeit auch in der Schule „dicke“. In der Haupt- und Realschule rücken die qualifizierten Abschlüsse näher, und mit G8 haben die 11- bis 16-jährigen Gymnasialschüler so viel Unterrichtszeit und Inhalte zu bewältigen wie nie zuvor.
Tipp 1: Zeitdiebe entlarven
Einerseits wird Ihr Kind im heranwachsenden Alter von der Schule also besonders gefordert, andererseits ist es in der Pubertät aber verständlicherweise auch besonders „anfällig“ für viele andere spannende Dinge, wie z.B. Chatten auf dem Smartphone, Computerspielen und stundenlanges Telefonieren. Diese Beschäftigungen nehmen oft so viel Zeit in Anspruch, dass für Schule und Lernen kaum noch etwas übrig bleibt – glücklich ist auch Ihr Kind darüber nicht.
Unsere Idee:
Helfen Sie Ihrem Kind dabei, seine größten Zeitdiebe zu entlarven und anschließend ein „Killer-Programm“ für besonders hungrige Zeitfresser zu entwickeln.
- Dazu lassen Sie es zunächst überlegen, welche Zeitdiebe ihm täglich wie viel Zeit im Durchschnitt rauben und in welchem Umfang es bereit ist, auf diese Diebe zu verzichten.
- Nun lassen Sie es überlegen, mit welchen konkreten Anweisungen es seine Zeitdiebe in den Griff bekommen kann, beispielsweise:
- „Ich schaue Fernsehen nicht vor 18 Uhr!“
- „Smartphone und Computerspielen begrenze ich von Montag bis Freitag auf maximal eine Stunde pro Tag!“
- „Ich nutze das Internet während der Woche nur zur Informationsrecherche!“
- „Das Handy bleibt bei den Hausaufgaben aus!“
Tipp 2: Entschleunigen
„Wenn du es eilig hast, gehe langsam“, lautet die Devise moderner Zeitexperten. Oft machen wir Menschen es aber gerade ganz anders. Haben wir es eilig, geben wir noch mehr Gas, um trotzdem alles zu schaffen. Eine bestimmte Zeit lang mag das gutgehen, doch irgendwann rächen sich die Geschwindigkeits- überschreitungen. Sie fühlen sich erschöpft, gestresst und gereizt, sind unkonzentriert und machen Fehler oder werden sogar krank.
Auch Ihr Kind kann nur kurze Zeit „Powerwalken“. Gerade in der Pubertät benötigen Jugendliche ausreichend Zeit für sich. Fehlt diese Zeit regelmäßig, reagiert Ihr Kind darauf, indem es sich vielleicht leichter von schulischen Aufgaben ablenken lässt und vermehrt Pausen am Kühlschrank oder beim Telefonieren „verbringt“, indem es müde und antriebslos wirkt oder häufiger über Kopfbzw. Bauchschmerzen klagt. So können Sie helfen:
Nehmen Sie gerade in hastigen Zeiten das Tempo raus. Gehen Sie mit Ihrem Kind ins Kino, ermöglichen Sie ihm ausreichend Schlaf und lassen Sie auch mal den Musikunterricht oder das „wichtige“ Sportturnier am Wochenende ausfallen, wenn Sie spüren, dass ihm das alles zu viel wird.
- Überprüfen Sie Ihre Erwartungen. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Kind alle Klassenarbeiten und Tests immer in bester Form und hochkonzentriert angehen kann. Vermehrte Leistungsschwankungen sind in der Pubertät normal. Auch musikalische oder sportliche Höchstleistungen sind in dieser Zeit vielleicht nicht möglich. Schrauben Sie Ihre Erwartungen am besten etwas zurück, und freuen Sie sich, wenn Ihr Kind doch gute Leistungen mit nach Hause bringt oder wenn es einfach Spaß hat.
- Ermöglichen Sie Ihrem Kind Aktivitäten, die ihm guttun und bei denen es neue Kraft tanken kann. Je nach Kind kann das sehr unterschiedlich aussehen. Manche Heranwachsende sind einfach gerne allein, lesen oder hören Musik. Andere lieben sportliche bzw. kreative Herausforderung, z.B. beim Klettern oder Fotografieren. Aber gönnen Sie Ihrem Kind auch einfach mal ein paar lernfreie Tage und „sinnloses“ Herumhängen mit seinen Freunden.
- Helfen Sie Ihrem Kind, Prioritäten zu setzen. Zwei Dinge können nicht gleichzeitig gleich wichtig sein. Mal müssen z.B. die Freunde oder der Sport zurückstehen, mal sollte aber auch die Schule nicht zu wichtig genommen werden. Helfen Sie Ihrem Kind, hier zu entscheiden, was aktuell wichtig ist.
- Seien Sie Vorbild. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass auch Sie manchmal eine Entschleunigung brauchen und dann entscheiden müssen, welche Aktivitäten Sie vorübergehend auf Eis legen. Das Neinsagen müssen viele Menschen, vielleicht auch Ihr Kind, erst lernen.
Tipp 3: Entsorgen
Was zu viel ist, ist zu viel! Ein kluger Satz, dennoch ist es nicht immer leicht zu entscheiden, von welchen Aktivitäten, Gegenständen oder Gewohnheiten man sich eigentlich trennen müsste, um in Zukunft mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Trotzdem sollten Sie regelmäßig mit Ihrem Kind besprechen, welche seiner Freizeitaktivitäten tatsächlich Ausgleich, Spaß und Entspannung bringen und welche Aktivitäten eher stressig sind. Selbst wenn Ihr Kind vielleicht jahrelang gerne zum Klavierunterricht gegangen ist, kann sich das in der Pubertät schlagartig ändern. Das regelmäßige Üben und die Unterrichtsstunden können mittlerweile zu einer Belastung geworden sein. Neue Energie tankt Ihr Kind nun vielleicht beim Fußballspielen oder Tanzen. Mal ehrlich: Die Entscheidung zwischen Freizeitstress und Freizeitspaß sollte eindeutig zugunsten des Spaßes ausfallen. In der Freizeit sollte Ihr Kind seine Batterien wieder aufladen können. Eignet sich die aktuelle Freizeitbeschäftigung dafür nicht, muss sie eben „entsorgt“ werden.
Tipp 4: Der Wochenarbeitsplan
Der Wochenarbeitsplan ist ein prima Instrument, um etwas mehr Ordnung und Übersicht in das tägliche Chaos Ihres pubertierenden Kindes zu bringen. Er hat wichtige Vorteile:
- Da Ihr Kind diesen Plan selbst ausfüllt, fühlt es sich stärker verpflichtet, ihn auch einzuhalten, als wenn Sie Ihrem Kind einen solchen Arbeitsplan „vorsetzen“. Wer gibt sich schon gerne selbst gegenüber eine Blöße?!
- Zudem entlastet der Plan, denn Ihr Kind muss nicht täglich neu überlegen, wann es mit seinen Hausaufgaben und Lernübungen anfangen soll. Den Beginn der Lernzeit hat Ihr Kind für jeden Tag der Woche selbst festgelegt.
- Außerdem bietet der Plan eine realistische Übersicht über die tatsächlichen Arbeitszeiten und die freien Zeiten. Ihr Kind hat so vielleicht nicht mehr das Gefühl, dass es nur lernt und kaum Freizeit hat – zu dieser Wahrnehmung neigen nämlich die meisten heranwachsenden Schüler.
Und so geht’s: In den Wochenarbeitsplan trägt Ihr Kind jeweils mit einer anderen Farbe Folgendes ein: seinen Stundenplan seine festen Freizeitaktivitäten seine festen Hausaufgabenzeiten seine zusätzlichen Lernzeiten seine Freizeit