Motivationsloch: Hilfe, mein Teenager hat keine Lust zu lernen!

Sicher kennen Sie das auch, wenn Ihr Kind nach der Schule müde am Schreibtisch sitzt, den Ranzen gar nicht erst auspacken will und frustriert seinen Kopf auf die Arme stützt. Keine Lust aufs Lernen – null Bock auf die Hausaufgaben! Bei einem so tiefen Motivationsloch hilft es meistens nicht zu erklären, dass die Leistungen in der Schule einen großen Einfluss auf das spätere Leben haben werden. Kinder brauchen zur positiven Lerneinstellung keine langfristigen Erfolgsaussichten, sondern vielmehr ganz konkrete und direkte Anreize. 

Inhaltsverzeichnis

Wie Sie die Lust am Lernen fördern können.

Das Abschreiben aus dem Schulbuch, das Lösen von nicht enden wollenden Rechenkästchen oder die regelmäßigen Lese-Hausaufgaben rufen bei Schülerinnen und Schülern oftmals eine chronische Unlust hervor. Wenn es mit dem „Lust am Lernen“ immer schlechter klappt und Ihr Kind nur noch Desinteresse zeigt, liegt es wahrscheinlich an einer negativen Lerneinstellung. Aber auch wenn der Lernstoff knifflig ist oder eine Teilleistungsstörung bzw. eine Konzentrationsschwäche die Informationsaufnahme erschwert, bleibt die Lust zu lernen gern auf der Strecke. Viele Kinder haben im Laufe ihrer Schulzeit immer wieder mal solche Einbrüche, die sie daran hindern, erfolgreich und und mit Lust zu lernen.

Es ist sehr schwierig, eine derart negative Haltung in kurzer Zeit „umzudrehen“. Machen Sie daher an dieser Stelle unbedingt einen Schnitt und treiben Sie den Lernboykott nicht noch auf die Spitze. Schülerinnen und Schüler, die diese negative Lernhaltung zeigen, befinden sich in einem absoluten Motivationstief, as erst einmal verlassen werden muss. Das geht nur, indem die Situation grundlegend verändert wird. Beenden Sie also diese verfahrene Lage, und laden Sie Ihr Kind ein, erst mal abzuschalten. Unternehmen Sie etwas, worauf ihr Schützling gerade Lust hat und verhelfen sie Ihrem Kind diesen Lerndruck ein wenig zu vergessen. Anschließend können Sie sich der Problematik wieder von einer ganz anderen Seite nähern.

Nutzen Sie positive Situationen um das Thema „Lernen“ zu besprechen  

Sicher wird Ihr Kind sich wundern, wenn es statt einer „Gardinenpredigt“ oder einer genervten „Lernaufforderung“ nun von Ihnen einen Ausflug oder ein Brettspiel vorgeschlagen bekommt.  Genau darauf kommt es allerdings auch an! Ihr Kind soll aus seinem Lerntief und seiner “Keine-Lust-Einstellung“ herauskommen. Das gelingt nur, wenn etwas Unerwartetes passiert. Erst wenn Ihr Kind sich öffnet, mit Ihnen spricht und sich auf Vorschläge einlässt, können Sie an der negativen Lerneinstellung etwas ändern.

Genießen Sie also den gemeinsamen Spaziergang, sammeln Sie Blätter, machen Sie ein Wettrennen oder suchen Sie nach besonders schönen Steinen. Wenn Ihr Kind sich sichtlich entspannt hat und wohl fühlt, können Sie das Thema Lernen wieder ansprechen. Zunächst sollten Sie dann versuchen, Ihr Kind zu verstehen. Seien Sie ehrlich und versuchen Sie der fehlenden Lust am Lernen mit offenen Fragen auf den Grund zu gehen. 

Ursachenanalyse: Warum hat Ihr Teenager keine Lust zu lernen?  

Es ist oft erstaunlich, welche Informationen Kinder geben, wenn sie in einer entspannten und liebevollen Unterhaltung nach Ihren Lernproblemen gefragt werden. Diese Informationen müssen Sie ernst nehmen, damit Ihr Kind sein Vertrauen in Sie nicht verliert. Auf dieser Basis ist es dann möglich, seine Lern-Lust zu verbessern. Zunächst sollten Sie also überprüfen, ob die „einfachen“ Lern-Lust-Killer alle beseitigt sind. Vielleicht ist Ihr Kind direkt nach der Schule einfach müde oder es leidet darunter, dass es keinen eigenen Arbeitsplatz hat? 

Diese Fragen sollten Sie sich stellen, wenn Ihrem Teenager die Lust am Lernen fehlt:

  • Hat Ihr Kind den Kopf wirklich frei und wälzt es keine belastenden Probleme?
  • Arbeitet Ihr Kind an einem ruhigen, störungsfreien Arbeitsplatz?
  • Ist Ihr Kind satt und hat es auch keinen Durst? Beginnen Sie die Hausaufgabenzeit nicht zu kurz nach dem Essen, weil der Körper dann noch mit der Verdauung beschäftigt ist.
  • Hat Ihr Kind Ordnung in seinen Arbeitsmaterialien – findet es schnell, was es braucht?
  • Lernt Ihr Kind an einem gleich bleibenden Arbeitsplatz? Der gewohnte Schreibtisch oder Esstisch erleichtert es Ihrem Kind, seine Lernhaltung schnell einzunehmen.
  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind mit den Lerninhalten weder unter- noch überfordert ist. 

Fehlt der Sinn, so fehlt Ihrem Teenager auch die Lust am Lernen? 

Häufig liegt das Problem jedoch etwas tiefer: Unmotivierte Grundschüler sehen einfach keinen Gewinn im Lernen. Die aufgewendete Anstrengung steht für sie in keinem Verhältnis zum erwarteten Gewinn. Bei schwierigen Hausaufgaben, großen Mengen von Lernstoff und endlosen Schreibtisch-Sitzungen verwundert es nicht, wenn Kinder dann diese „Warum-Frage“ stellen.

Kleine Schritte zu mehr Lust am Lernen: Vom Traum zur Motivationstreppe

Vielleicht ist die große Motivation Ihres Kinder sein Wunsch ein Profi-Fußballer zu werden. Doch bis dahin muss es noch viele Hindernisse überwinden. Als Anreiz und Belohnung für seine Anstrengungen beim Lernen und in der Schule vereinbaren sie mit Ihrem Kind die folgende Motivationstreppe. Zuvor tauschen Sie sich über die Lernblockaden und seine Wünsche aus. Es ist also klar, dass Ihr Kind eigentlich keine Lust aufs Lernen hat, sich für die vereinbarten Nahziele jedoch anstrengen möchte, weil sie ihn seinem Traumberuf näher bringen.



Die geforderten Leistungen sind immer auf den Zeitraum von einer Woche bezogen. Ist es dem Kind gelungen, mindestens viermal in der jeweiligen Woche seine Aufgabe zu erfüllen, bekommt es die versprochene Anerkennung/ Belohnung. Lassen die Leistungen nach, wird auch die Belohnung wieder eingezogen beziehungsweise nicht erteilt. Als 6. Stufe kommt eine Belohnung, die sich auf das Lernverhalten des gesamten Schuljahres bezieht.  

Eine beispielhafte Motivationstreppe

StufeLeistungBelohnung
Stufe 1

Ihr Kind beginnt pünktlich mit den Hausaufgaben, zum Beispiel immer um 15 Uhr.

 

Es darf zweimal in der Woche zum Training statt wie vorher nur einmal.

 
Stufe 2

Ihr Kind macht zügig die Hausaufgaben, arbeitet dabei immer maximal 60 Minuten am Stück.

Es bekommt neue Fußballschuhe, die es sich schon lange wünscht.

 
Stufe 3

Ihr Kind lernt für eine anstehende Klassenarbeit zusätzlich.

 

Am Wochenende begleiten Sie Ihr Kind zu den wichtigen Spielen.

 
Stufe 4

Ihr Kind liest jeden Tag 20 Minuten.

 

Ihr Kind bekommt einen neuen Fußball.

 
Stufe 5

Ihr Kind weiß genau, was es auf hat. Es vergisst keine Aufgaben.

 

Ihr Kind bekommt eine Fußballzeitschrift seiner Wahl oder Fußballsammelbilder.

 

Stufe 6

(vorläufige Abschlussbelohnung)

Die Leistungen Ihres Kindes wirken sich auf die Noten aus, es bekommt bessere Zensuren im Zeugnis. Sie besuchen mit Ihrem Kind ein interessantes Fußballspiel seiner Wahl. 

Wichtig für Lust am Lernen: Regelmäßige Erfolgserlebnisse

Ihr Kind lernt, weil er sich dadurch seinem Ziel näher fühlt. Trotzdem verändert diese Einstellung auch seine grundsätzliche Haltung zum Lernen. Durch die Erfolgserlebnisse, bessere Noten, positive Rückmeldung von der Lehrerin und die entspanntere Lernsituation zu Hause, verliert das Lernen nach und nach seinen negativen Beigeschmack.

Die vielen kleinen positiven Lernerfolge, die sich beim regelmäßigen Lernen und Hausaufgabenmachen nahezu automatisch einstellen, führen dazu, dass Ihr Kind mit der Zeit auch das Lernen als einen Weg erfährt, seine positiven Erfahrungen zu erweitern. Es wird immer öfter gelobt und positiv bestätigt. So entwickelt ihr Kind eine gesunde Lernlust, welche für weitere Herausforderungen eine prima Motivationsgrundlage darstellt.