Ehrgeiz wecken: So setzt sich Ihr Teenager eigene Ziele

Pubertierende Jugendliche müssen nicht zwingend auch lernunwillige und motivationslose Schüler sein. Sicher gehört das Lernen für die Schule in diesem Alter nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen. Entscheidend für die Leistungsbereitschaft von Kindern und Jugendlichen sind jedoch die Bedingungen und Voraussetzungen, unter denen das Lernen stattfindet. Was Sie als Eltern dazu beitragen können, um den Ehrgeiz Ihres Kindes zu wecken, lesen Sie im Folgenden. 

Inhaltsverzeichnis

Ehrgeiz in der Schule

Leistungsbereitschaft und (die Steigerung davon) Ehrgeiz wird Ihr Kind erst dann entwickeln können, wenn

  1. eine Aussicht auf Erfolg besteht, also für Ihr Kind überhaupt eine realistische Möglichkeit gegeben ist, erfolgreich sein zu können,
  2. Ihr Kind Anerkennung für seine Leistung erwarten kann, aber auch weiß, dass es schon während seiner Bemühungen positiv begleitet wird durch faire Kritik und Ermutigung, Zuversicht, Wertschätzung, Lob etc.,
  3. Ihr Kind spürt, dass es durch seine Leistungen zunehmend Selbstvertrauen gewinnt und sein Selbstwertgefühl wächst, sodass es sich gerne weiteren Herausforderungen stellt, und
  4. Ihr Kind eigene schulische Ziele setzen und erreichen kann, also nicht „nur“ die Erwartungen von Eltern und Lehrern erfüllen soll!

Diese Grundbedingungen klingen zunächst erst einmal simpel, doch in der Realität „klemmt“ es doch auch hier schon oft, wie die folgenden vier typischen Leistungsbremsen zeigen:

Leistungsbremse für Teenager 1: Der Streber-Vorwurf

Der Pädagoge, ehemalige Schulleiter und Autor Adolf Timm zitiert die Ergebnisse einer Umfrage von 2007, die klar zum Ausdruck bringen, dass gute Leistungen unter deutschen Mittelstufenschülern nicht „erlaubt“ sind. Insgesamt 80 Prozent der befragten Schüler erklärten, dass sie andere Mitschüler schon als Streber bezeichnet haben. 25 Prozent berichteten, dass sie selbst schon häufiger als Streber beschimpft worden seien, und etwa ein Drittel dieser Schüler tritt aus Angst vor diesem Vorwurf deutlich auf die Leistungsbremse. Warum deutsche Schüler gerade schulische Leistungen so wenig honorieren bzw. sie ablehnen, ist nicht eindeutig. Es lässt sich aber vermuten, dass sie Lernen noch nicht als ihre eigene Sache begriffen haben. Lernen, Leistung zeigen, sich anstrengen müssen, solche Dinge scheinen für die meisten Schüler eher eine Forderung von Lehrern, Eltern, Gesellschaft etc. zu sein, die sie „gezwungenermaßen“ erfüllen müssen, die mit ihren eigenen Zielen aber nichts zu tun haben. Fleißigen und guten Schülern wird daher unterstellt, dass sie, so zitiert Timm, „mit dem Feind kollaborieren“.

So helfen Sie Ihrem Kind den Streber-Vorwurf nicht ernst zu nehmen
Helfen Sie Ihrem Kind, mit dem Streber-Vorwurf „cool“ umzugehen, ihn also einfach an sich abprallen zu lassen. Suchen Sie gemeinsam nach Vorbildern, die durch ihre Anstrengungen besondere, lobenswerte Leistungen hervorgebracht haben. Seien Sie selbst Vorbild! Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrern, wenn Ihr Kind von Mitschülern wegen seiner guten Leistungen ausgegrenzt wird.

Leistungsbremse für Teenager 2: Die Schwächenfixierung

Für Schüler ist es normal, dass in ihren Klassenarbeiten Fehler rot markiert und nicht die guten Ideen oder richtigen Aussagen z.B. grün hervorgehoben werden. Sicher ist es richtig, auch an Schwächen zu arbeiten, doch der extreme Blick darauf scheint leider eine besondere „Spezialität“ unter deutschen Lehrern und Eltern zu sein – übrigens nicht nur im schulischen Umfeld: Selbst bei einem Fußballspiel zwischen amerikanischen und deutschen Jugendlichen fiel das „spezielle“ Verhalten der deutschen Eltern auf: Während die amerikanischen Väter ihre Kinder mit Zurufen wie „Gut gemacht!“ oder „Toller Schuss!“ motivierten, ergingen sich die deutschen Väter vorwiegend in negativen Kommentaren wie „Pass doch besser auf!“, „Du musst früher abspielen!“ oder Kritik am Schiedsrichter.

So stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes
Stärken Sie das Vertrauen Ihres Kindes in sein eigenes Können. Vermeiden Sie daher eine zu große Konzentration auf die Schwächen, sondern betonen Sie die Stärken Ihres Kindes. Kein Mensch kann motiviert zur Sache gehen, wenn er nur weiß, was er nicht kann. Schauen Sie daher genau auf Ihr Kind, und schenken Sie immer wieder den Fä- higkeiten, Charaktereigenschaften und Leistungen Beachtung, die ihr Kind positiv auszeichnen.

Leistungsbremse für Teenager 3: Ein beschämender Umgangston

„Niemand soll beschämt werden!“ lautet ein Grundsatz finnischer Schulen. Dass in Deutschland Schüler hingegen viel zu oft beschämt werden, zeigt eine Untersuchung des Bildungsforschers Prof. Jürgen Baumert. Dieser hatte seinen schweizerischen Studenten Videoaufnahmen aus dem deutschen Mathematikunterricht gezeigt. Die Studenten waren entsetzt von dem respektlosen, abwertenden, kränkenden Umgangston. Baumert resü- miert, dass Bemerkungen wie „Schon wieder dieser Fehler!“ oder „Habe ich das nicht schon viermal gesagt?“ vermutlich noch harmlos sind gegenüber dem, was sonst in deutschen Klassenzimmern manchmal zu hören sei. Dass Kinder und Jugendliche auf solche abwertende Bemerkungen nicht mit verstärktem Leistungswillen, sondern im Gegenteil mit Rückzug oder aggressivem Verhalten reagieren, ist völlig verständlich.

Achten Sie auf den Umgang
Achten Sie auch zu Hause auf einen wertschätzenden Umgang miteinander, und gehen Sie hier mit gutem Vorbild voran. Besonders beim Umgang mit Fehlern, Misserfolgen etc. ist es wichtig, dass Sie sensibel bleiben. Trennen Sie Lob und Kritik deutlich voneinander, trösten und ermutigen Sie Ihr Kind, statt es mit Vorwürfen oder gar Drohungen zum Arbeiten zu bewegen.

Leistungsbremse für Teenager 4: Die Fremdbestimmung

„Wer gibt uns eigentlich das Recht, über die Köpfe junger Menschen hinweg Ziele zu entwickeln, ohne sie im Geringsten in die Zielfindung einzubeziehen, wo wir doch genau wissen, dass es genau jene sein werden, die diese Ziele zu Ende führen müssen?“ Natürlich redet Aurelio Pecci, der Gründer des Club of Rome, hier über globalere Ziele als zum Beispiel die Versetzung in die nächste Klasse. Doch was im Großen gilt, gilt im Kleinen erst recht. Leider haben Jugendliche oft das Gefühl, dass sie gerade in schulischer Hinsicht überwiegend den Erwartungen und Ansprüchen von Eltern und Lehrern genügen müssen. Als Eltern müssen Sie oft noch nicht mal sagen, welche Noten Sie sich von Ihrem Kind wünschen: Ihr Kind weiß das auch so und spürt sehr genau, ob Sie mit seinen Leistungen zufrieden sind oder nicht. Diese Haltung führt aber dazu, dass Ihr Kind nicht für sich selbst lernt, sondern um Ihren Erwartungen zu genügen. Gefährlich wird es, wenn diese Erwartungen möglicherweise die Leistungsfähigkeit Ihres Kindes übersteigen. Dann fühlt es sich nämlich überfordert und zugleich frustriert, weil es die Erwartungen nicht erfüllen kann. Die meisten Jugendlichen verlässt in solchen Situationen dann eher die Lernmotivation, als dass sie mit gesteigertem Ehrgeiz darauf reagieren.

Wecken Sie den Ehrgeiz Ihres Teenagers

Wecken Sie den Ehrgeiz in Ihrem Kind, eigene Ziele zu verwirklichen! Geben Sie Ihrem Kind also nicht einfach vor, welche schulischen Ziele es erreichen soll, sondern unterstützen Sie es vielmehr dabei, eigene Ziele zu finden, zu formulieren und umzusetzen. Unserer Erfahrung nach sind Schüler oft überrascht, wenn sie nach ihren eigenen schulischen Zielen gefragt werden. Doch genau das sollten Sie tun! Wie Sie dabei vorgehen können, erfahren Sie im Folgenden.