Familienstreit? So streiten Sie richtig!

Konflikte gehören gerade während der Pubertät der eigenen Kinder zu einem gesunden Familienklima dazu. In der Familie darf deshalb ruhig auch mal gestritten werden. Lesen Sie hier, wie Sie richtig miteinander streiten und welche Regeln Sie beim Familienstreit beachten sollten. 

Inhaltsverzeichnis

Richtig streiten trotz Pubertät

Auseinandersetzungen gibt es überall, wo Menschen aufeinander treffen. Das liegt daran, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen unterschiedliche Bedürfnisse und Meinungen kollidieren. Besonders in Familien mit Kindern im Teenager-Alter kann es da manchmal ganz schön „krachen“, weil hier die gegenseitigen Erwartungen besonders hoch sind und Gefühle eine große Rolle spielen. Kinder in der Pubertät sind ohnehin bekanntermaßen besonders streitlustig: Sie fordern Eltern oft geradezu zum Streiten heraus. 

Familienstreit: Streiten ist etwas Positives – besonders in der Pubertät!

In der Familienpsychologie geht man davon aus, dass es ein Zeichen von Familiengesundheit ist, wenn gelegentlich oder häufiger gestritten wird. Die komplette Abwesenheit von Auseinandersetzungen hingegen kann in manchen Fällen durchaus als pathologisch betrachtet werden: In solchen Familien herrscht oft ein Klima, in dem die einzelnen Mitglieder ihre Meinung nicht äußern dürfen und auch ansonsten wenig Autonomie entwickelt haben. Wenn bei Ihnen also gelegentlich gestritten wird, ist das eher ein gutes Zeichen als ein Grund zur Sorge! Streit kann verschiedene Funktionen erfüllen.  Er kann unter anderem dazu dienen,

  • sich vom Gegenüber abzugrenzen und Distanz zu schaffen („Ich sehe das anders!“, „Ich bin anders als du!“),
  • eigene Bedürfnisse oder Wünsche durchzusetzen,
  • Kontakt und Nähe herzustellen,
  • seine Macht auszutesten („Mal sehen, wer sich durchsetzt!“),
  • das Gegenüber zu zwingen, mehr von sich zu zeigen („Ich provoziere dich, damit du endlich mal deine Fassade aufgibst und ich erkennen kann, wer du wirklich bist!“),
  • sein Gegenüber zu zwingen, Position zu beziehen usw.

Besonders für Jugendliche ist es wichtig, dass die Eltern sich auf Streit einlassen. Nehmen Sie also das „Streitangebot“ Ihres Kindes gelegentlich an. Und riskieren Sie selber durch klare Ansagen und kritische Bemerkungen mal Widerworte und Streit.

Mein Tipp: Richtig streiten ohne Druck!
Bauen Sie sich nicht zu viel Druck auf, beim Streiten alles „richtig“ machen zu müssen, denn das brauchen Sie nicht. Viel wichtiger ist, dass Sie mit Ihrem Kind in Kontakt sind.

10 goldene Regeln für einen konstruktiven Familienstreit in der Pubertät

  1. Versuchen Sie, ausschließlich über sich und Ihre Position zu sprechen. Verwenden Sie möglichst keine festschreibenden Du-Sätze wie etwa „Du bist immerzu spät!“. Besser sind Ich-Botschaften, wie: „Ich mache mir Sorgen, wenn du nicht zur verabredeten Zeit zu Hause bist.“
  2. Versuchen Sie Ihre Meinung oder Ihr Anliegen möglichst konkret und vorwurfsfrei zum Ausdruck zu bringen (nicht: „Ich finde es unmöglich, dass du so spät nach Hause gekommen bist, du hättest ja wenigstens mal Bescheid sagen können!“, sondern: „Ich erwarte, dass du pünktlich zu Hause bist. Und wenn etwas dazwischenkommt, möchte ich, dass du dich meldest. Mir ist das sehr wichtig.“).
  1. Lassen Sie Ihr heranwachsendes Kind ausreden, und unterbrechen Sie es nicht. Wenn man nicht mehr in der Lage ist, sich gegenseitig zuzuhören und ausreden zu lassen, sollten Sie die Fortsetzung des Streites verschieben, bis sich alle Parteien wieder beruhigt haben.
  2. Versuchen Sie, die Aussagen Ihres Sprösslings zu verstehen. Sobald Ihnen etwas unklar ist, fragen Sie nach, wie er/sie das gemeint hat. Oft schaukeln sich Streitereien durch Missverständnisse hoch. Fragen Sie also ab und an: „Habe ich das richtig verstanden? Du meinst, dass …“
  3. Wenn Sie sehr gekränkt, aufgeregt oder ärgerlich sind oder Ihnen sogar die „Hand auszurutschen“ droht, nehmen Sie eine Auszeit„Ich bin jetzt so fassungslos, dass ich erst mal Luft schnappen gehen muss.“ Nehmen Sie den Faden später oder am nächsten Tag wieder auf, wenn es Ihnen wieder besser geht.